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RHEINFELDEN/ Schweiz/Bahnhofssaal/Fricktaler Bühne: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR

Komödie im Schatten des Schlosses

02.11.2019 | Oper

Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor, Fricktaler Bühne, Bahnhofsaal Rheinfelden, Vorstellung: 01.11.2019

 (7. Vorstellung seit der Premiere am 18.10.2019)

Komödie im Schatten des Schlosses

Bettina Dieterle hat für die Fricktaler Bühne eine frische, lebendige, moderne Inszenierung von Otto Nicolais Meisterwerk geschaffen. Betritt der Zuschauer den Bahnhofsaal, einen hellen, grossen Saal, der wohl aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts stammt und, den Türgriffen nach zu urteilen, von der «im schönsten Schloss der Schweiz» residierenden örtlichen Brauerei unterstützt wird, ist der Vorhang bereits offen und gibt den Blick auf die Bühne frei. Dort hat Dave Leuthold (Bühnenbild) den Innenraum zweie Reihenhäuser dargestellt. Links, modern eingerichtet, wohnt das Ehepaar Fluth, rechts, mit Landhausstil, wohnt das Ehepaar Reich mit seiner Tochter Anna. Beide Häuser haben ein Obergeschoss, was Raum für Bewegung gibt, und die Verbindung als Reihenhäuser unterstreicht das Zusammenwirken der Freundinnen Fluth und Reich. Für die Wirtshausszene kommen die Drehbühne und die Rückseite der Privathäuser zum Einsatz, für die Waldszenen werden die Kulissen zurückgefahren und passend Waldaufnahmen auf weisse Vorhänge projiziert. Verena Haerdi hat für die Solisten bestens passende Kostüme zusammengestellt und Nora Li Hess hat die Maske besorgt.

Das Orchester der Fricktaler Bühne unter Caspar Dechmann spielt grossartig auf und überzeugt mit Frische und Lebendigkeit. Ebenso, besonders im dritten Akt, der Chor der Fricktaler Bühne.

In Nicolais Bearbeitung des Shakespeare-Stoffs sind es die Frauen, die die Fäden  ziehen, und mit Jardena Flückiger als Frau Fluth und Leila Pfister als Frau Reich konnten zwei wahre Power-Frauen engagiert werden. Die Sopranistin Jardena Flückiger überzeugt mit einer kraftvollen, gut tragenden und immer wohlklingender Stimme und engagierten Spiel. Die Mezzosopranistin Leila Pfister mit wunderbaren Tiefen und ebenso leidenschaftlichem Spiel wie ihre Nachbarin. Andrea Suter gibt die Anna Reich, die sich erfolgreich gegen die Partnerwünsche ihrer Eltern wehrt und besonders im innigen Liebesduett mit ihrem Geliebten Fenton im dritten Akt brilliert. Opfer der Damenwelt, und das wirklich bemitleidenswert, ist Erich Bieri. Mit voller Kraft, schöner Stimme und komödiantischem Talent gestaltet er die Rolle des Sir John Falstaff. Andreas Früh hat mit seinem wunderschönen, hellen Spieltenor leider grösste Mühe sich in Ensembles bemerkbar zu machen oder sich gegen das Orchester durchzusetzen. Die Stimme ist recht klein und trägt nicht wirklich. Thomas Leu macht aus Junker Spärlich eine herrliche Charakterstudie. Sergey Aksenov muss als Dr. Cajus recht viel Französisch singen. Es bleibt unklar, ob dies der Rolle wegen gewollt oder der Aussprache geschuldet ist. Wolf Latzel und Khachik Matevosyan als Herr Fluth und Herr Reich ergänzen adäquat das Ensemble des Abends.

Beste Unterhaltung in sympathischer Umgebung.

Weitere Aufführungen:

Samstag 02.11.2019, 19.30 Uhr; Sonntag 03.11.2019, 15.00 Uhr;

Freitag 08.11.2019, 19.30 Uhr; Samstag 09.11.2019, 19.30 Uhr; Sonntag 10.11.2019, 15.00 Uhr;

Freitag 15.11.2019, 19.30 Uhr; Samstag 16.11.2019, 19.30 Uhr;

Freitag 22.11.2019, 19.30 Uhr; Samstag 23.11.2019, 19.30 Uhr; Sonntag 24.11.2019, 15.00 Uhr.

02.11.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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