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REMAGEN/ Arp-Museum: der die DADA. Unordnung der Geschlechter“ – Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck von Remagen

08.07.2024 | Ausstellungen

der die DADA. Unordnung der Geschlechter“ –

Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck von Remagen

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

„bevor dada da war war dada da“

                                                                Zitat von Hans Arp

Nach der erfolgreichen Ausstellung „Maestras“ zu Malerinnen aus fünf Jahrhunderten, die trotz aller Widerstände ihrer Zeit an ihren Zielen festgehalten und sich mutig, visionär und entschlossen ihrer Kunst gewidmet hatten, zeigt das Museum Arp vom 7.7.2024 bis zum 21.1.2025 ein weiteres Highlight, diesmal zur subversivsten Kunstströmung des 20. Jahrhunderts, dem Dadaismus. Auch hier werden erstmals die Künstlerinnen, die diese Bewegung maßgeblich mitgeprägt haben, aber bisher nie gebührend gewürdigt wurden, ins rechte Licht gerückt. Ihre Werke stehen gleichberechtigt neben denen ihrer männlichen Kollegen und finden Ausdruck in allen Gattungen. So vereint die Ausstellung auch Malerei, Fotografien, Film, historische Dokumente, Texte, grafische Entwürfe und Objekte, um die Vielfalt dieser Avantgardebewegung zu beleuchten.

Die tiefgreifende Zäsur des Ersten Weltkriegs hinterließ prägende Auswirkungen auf Gesellschaft, Kunst, Kultur und Geschichte des 20. Jahrhunderts. Expressionismus und Dadaismus gewannen an Bedeutung, da sie die Absurdität und das Chaos der Zeit einfingen. Kulturell führte der Krieg zu einem Bruch mit traditionellen Werten und Normen. Die Nachkriegszeit war geprägt von einer Suche nach neuen Ausdrucksformen und einem tiefen Misstrauen gegenüber den alten Institutionen und Idealen. Dies zeigte sich in der Literatur, Musik und Philosophie der Zeit, die oft von Pessimismus und Desillusionierung geprägt war. In der Kunst spiegelten sich Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges wider, und Künstler wie Otto Dix und George Grosz äußerten ihre Betroffenheit mittels bildlich eindrücklicher Darstellung der Schrecken des Krieges.

Neben Werken von bereits etablierten Künstlern und Künstlerinnen der DADA-Bewegung, wie Hannah Höch, Sonia Delaunay und Sophie Taeuber-Arp werden auch Arbeiten von Künstlerinnen gezeigt, die bisher in der Kunstgeschichtsschreibung wenig Erwähnung fanden, wie zum Beispiel die charismatischen Vertreterinnen Elsa von Freytag-Loringhoven, Angelika Hoerle oder Suzanne Duchamp. Insgesamt werden ca. 200 Arbeiten der diversen Gattungen gezeigt. „DADA war im Kern eine revolutionäre Bewegung, die sich als kreative Protestform gegen Krieg, Militarismus und die Mechanisierung der Lebenswelt verstand. Die Beteiligten zielten auf die Durchdringung von Kunst und Leben“, so Museumsdirektorin Dr. Julia Wallner. Dabei wurden Sprache, Tanz und Musik sowie Inszenierungen, wilde Soireen, groteske Maskeraden, unkonventionelle Tanzabende und schrille Happenings die Ausdrucksmittel, mit denen eine neue, befreiende Existenzform entwickelt werden sollte. Die Ausstellung zeigt auch die  Zentren, in denen DADA sich zu einer internationalen Bewegung entwickelte, wie Zürich, New York, Paris, Berlin, Hannover und Köln. Es befinden sich ausgesprochen bezaubernde und auch ein bisschen verrückte Anspielungen auf die Venus von Botticelli in der Ausstellung. Besonders stolz sind die Kuratorinnen auch auf eine Leihgabe aus New York: Dabei handelt es sich um das Kunstwerk mit dem Titel „Ein bisschen Wasser in der Seife“ aus den Jahren 1917-76 von Beatrice Wood. Es zeigt einen weiblichen Körper, bezeichnenderweise ohne Kopf, und mit einer vergänglichen bzw. löslichen Muschel aus Seife an wiederum bedeutungsschwangerer anderer Stelle.

Das breit gefächerte Rahmenprogramm umfasst neben vielen Führungen auch Dialoge, Performances, Film-Vorführungen und Audioguides in der Ausstellung und einen übersichtlich gegliederten Katalog. Besonders reizvoll für die Besucher ist auch eine Bühne in der Ausstellung mit Kostümen, die originalen Kostümen der Dada-Bewegung entsprechen, die man sich anziehen kann und sich daraufhin fotografieren lassen kann. Regelmäßig finden diverse Workshops im Arp Labor statt. Das herrliche Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen, jeweils von 11:00 bis 18:00 Uhr, der Eintritt kostet für alle Ausstellungen zwölf Euro (ermäßigt neun Euro). Der Zug hält quasi im Museum selbst, die Fähre über den Rhein direkt vor dem Haus, und es gibt einen riesigen Parkplatz vor Ort an der Bundesstraße 9. Mindestens ein ganzer Tag des Ferienprogramms ist bei bester Laune für Jung und Alt garantiert, denn neben dem abenteuerlichen Bau des Museums an sich in den Berg hinein und hoch oben auf dem Berg mit herrlicher Aussicht auf das Siebengebirge gibt es auch noch eine der schönsten Terrassen im ganzen Rheinland, nämlich die des klassizistischen Bahnhofs Rolandseck mit gehobener Gastronomie.

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Theresa Bernstein. Aktskizze von Elsa Freytag Loringhoven-ca.-1917-Foto: Andrea Matzker

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Theresa Bernstein: Die Baroness-1917-Foto: Andrea Matzker

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Marta Hegemann: Selbstportraet ohne Titel-1925-38-. Foto: Andrea Matzker

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Marta Hegemann: Ohne Titel-1927. Foto: Andrea Matzker

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August Sander: Die Malerin Marta Hegemann-1926. Foto: Andrea Matzker

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Hanns Bolz: Frau mit Hut-1912-13. Foto: Andrea Matzker

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Hannah Hoech: Werden und Vergehen-1924. Foto: Andrea Matzker

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Suzanne Duchamp: Zerbrochene und wiederhergestellte Multiplikation 1918. Foto: Andrea Matzker

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Beatrice Wood. Ein bisschen Wasse -in der Seife-1917. Foto: Andrea Matzker

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Kurt Schwitters Madonna mit Pferd 1921. Foto: Andrea Matzker

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Sonia Delaunay-Simultane Kleider-1925. Foto: Andrea Matzker

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Bühne mit Dada Kostümen zum Anprobieren. Foto: Andrea Matzker

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Guy Arnoux: Plakat für Les Vampires-1920. Foto: Andrea Matzker

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Musidora als Irma Vep in Les Vampires 1915. Foto: Andrea Matzker

Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

 

 

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