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REINHARDTSGRIMMA/Schloss: MUSIQUE POUR LE ROI-SOLEIL – BAROCKMUSIK AM HOF DES SONNENKÖNIGS LUDWIG XIV.

19.11.2017 | Konzert/Liederabende

Reinhardtsgrimma/Schloss: „MUSIQUE POUR LE ROI-SOLEIL – BAROCKMUSIK AM HOF DES SONNENKÖNIGS LUDWIG XIV. – 18.11.2017

Die Konzerte des französischen Hofes von Sonnenkönigs Ludwig XIV. im Schloss Versailles waren seinerzeit stilbildend. Die außergewöhnliche Eleganz der französischen Kultur und Musik wurde europaweit nachgeahmt, und selbst Johann Sebastian Bach orientierte sich mit seiner „Französischen Suite“, den „Orchestersuiten“ und „Partiten für Violine solo“ sowie „für Violoncello solo“ am französischen Stil, der in diesem Schosskonzert Programm war.

Ursprünglich wollten und sollten zwei hervorragende Instrumentalsolisten der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die Solo-Oboistin Celine Moinet und der Solo-Cellist Norbert Anger, die jedoch – vermutlich wegen der China-Tournee der Staatskapelle – den Konzerttermin nicht wahrnehmen konnten, die Suiten und Solokonzerte zu Gehör bringen.

Nun widmete sich Holger Gehring, Organist der Dresdner Kreuzkirche, Kustos der neuen Orgel im Dresdner Kulturpalst sowie Mitwirkender und Künstlerischer Leiter der Reinhardtsgrimmaer Schlosskonzerte, mit zwei Spezialistinnen für Alte Musik, Luise Haugk, Barockoboe und Ulla Hoffmann, Viola da Gamba mit einer stilvollen Interpretation den Werken für Oboe und Basso Continuo (B. c.) sowie für Gambe und B. c. des damals in Paris führenden Hofmusikers François Couperin und seiner ebenfalls am französischen Hof wirkenden Zeitgenossen Jean-Philippe Rameau und Pierre Philidor, der seinen Familiennamen vom König als Nachfolger des italienischen Meister-Oboisten Philidor erhielt, sowie Instrumentalvirtuose Jacques-Martin Hotteterre und Gambenspieler Marin Marais, dessen Werke von besonderer Intimität und Ausdrucksstärke zeugen. Einige dieser virtuosen Musiker und Komponisten spielten verschiedene Instrumente und waren auch erfolgreiche Instrumentenbauer.

Da es am französischen Hof nachweislich sehr viele Oboisten gab, müsste es auch zahlreiche Barockoboen gegeben haben. Da diese Instrumente aber aus dem schnell verschleißenden Palisanderholz gebaut wurden und in einem eiskalten Winter in Paris im wahrsten Sinne des Wortes verheizt worden sein sollen, gibt es weltweit nur noch sehr wenige Originalinstrumente, die aus konservatorischen Gründen nicht mehr gespielt werden dürfen, weshalb nicht bekannt ist, wie sie geklungen haben. Jetzt müssen sich die Vertreter der Barock-Oboe mit Nachbauten begnügen, die den äußeren Abmessungen usw. durchaus entsprechen, nur dass oft der weiche, einschmeichelnde Klang fehlt – wie bei der im Konzert verwendeten „Barock“-Oboe mit ihrem etwas harten Klang bei der „Quatrième Suite in a“ aus „Premier Œuvre“ von Philidor, „Le Gout reunis“ von Couperin und der „Troisième Suite in F“ aus „Première Livre“ von Hotteterre.

Der Klang der Gambe hingegen entsprach durchaus den Klangvorstellungen von Barockmusik bei der Suite in a aus „Troisième Livre de Pieces de Viole“ von Marais und insbesondere bei der virtuos gespielten „La Folia d’Espagne“ aus „Deuxième Livre de pieces de Viole“, ebenfalls von Marais jenen „süßen“ Schauer von Barockmusik vermittelte, den vermutlich seine Zeitgenossen erlebt haben.

Das Cembalo, ein auffallend langes Instrument mit den Ausmaßen eines Konzertflügels, außergewöhnlichem Tonumfang und besonderer Klangfülle, ein Nachbau des Cembalos, von dem aus Johann Adolph Hasse vermutlich die Opernaufführungen in der Dresdner Oper geleitet hat, kam bei der Suite aus „Nouvelles Suites de Pièces der Clavecin“ für Cembalo solo von Rameau besonders schön zur Geltung.

Da der stilvolle Festsaal von mittlerer Größe nur wenig Raum für die Ausführenden bietet, beschränkten sich die drei Ausführenden beim Basso continuo, der kleinen Begleit-Gruppe des Solisten, bei dem beliebig viele Musiker mit unterschiedlichen Instrumenten mitwirken können, bei den Suiten für Oboe und B. c. auf Gambe und Cembalo als Begleitung und auf reine Cembalo-Begleitung bei den Kompositionen für Gambe als Soloinstrument. Barockmusik ist im Allgemeinen so konzipiert, dass sie bei guter Interpretation auch bei kleiner Besetzung ihre Wirkung nicht verfehlt, so dass diese Reduzierung nicht nachteilig wirkte.

Das Publikum bedankte sich für den imposanten Ausflug an den Hof des Sonnenkönigs mit herzlichem Applaus, für den sich wiederum die Ausführenden mit einer Zugabe, der Wiederholung der „Gavotte“ aus „Le Gout reunis“, dem „Septime concert“ aus „Les concerts royaux“ von Couperin bedankten.

Ingrid Gerk

 

 

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