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REINHARDTSGRIMMA/Schloss: "HEIMLICHE AUFFORDERUNG" – LIEDER UND DUETTE MIT CAROLINA ULLRICH UND MATTHIAS HENNEBERG

22.02.2015 | Konzert/Liederabende

Reinhardtsgrimma/Schloss: „HEIMLICHE AUFFORDERUNG“ – LIEDER UND DUETTE MIT CAROLINA ULLRICH UND MATTHIAS HENNEBERG – 21.2.2015

 Unter dem Titel eines der bekanntesten und beliebtesten Strauss-Lieder „Heimliche Aufforderung“, das an diesem Abend auch erklang, waren – nicht unbedingt heimlich, aber vielversprechend – die Musikfreunde „aufgefordert“, sich auf den Weg nach dem 20 km von Dresden entfernten Reinhardtsgrimma zu machen, um abseits der Semperoper zwei Gesangssolisten zu erleben, die sich im Rahmen eines Lieder- und Duette-Abends einmal im kleineren Rahmen, im Rokoko-Festsaal des Schlosses Reinhardtsgrimma, der kleineren, intimeren Form des Gesanges widmeten. Im Mittelpunkt des Programmes standen ausgewählte Lieder von Richard Strauss, sehr bekannte und beliebte, aber auch selten zu hörende, eingebettet in Duette von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann.

 Einmal nicht die großen Opern-Arien, sondern die feinsinnige Form des Liedes hatte es der Sopranistin Carolina Ullrich besonders angetan. Hier konnten sich ihre hübsche Stimme mit der besonders schönen, klingenden Höhe, die für diesen Raum die gerade richtige Intensität besaß, und ihre feingliedrige Gestaltungsart voll entfalten. Mit Mienenspiel und dezenter Gestik der Hände widmete sie sich, ganz versunken, jedem einzelnen dieser kleinen, in sich abgerundeten, Kunstwerke mit Hingabe und Anteilnahme. So liebevoll, zart und mit echt romantischer Empfindung sind diese Lieder selten zu erleben. Mit Innigkeit und entsprechender Feinfühligkeit ging sie bei der Gestaltung der Lieder ganz von Inhalt und Text aus, wobei der Text einigermaßen gut zu verstehen war, was bei jüngeren Sängern leider nicht mehr selbstverständlich ist.

 Die Palette ihrer Ausdrucksskala reichte in ihrem ersten Liedblock von dem sehr selten zu hörenden Strauss-Lied „Die erwachte Rose“ über „Begegnung“, „Das Rosenband“ und „Muttertändelei“ bis zu dem schelmisch vorgetragenen „Hat gesagt – bleibt’s nicht dabei“ und dem ausdrucksstarken “Allerseelen“. Später, als beide Künstler ihre Strauss-Lieder in einem anderen Block im Wechsel vortrugen, sang sie mit gleicher Finesse „Die Nacht“, „Rote Rosen“ und „Schlagende Herzen“.

 Sie scheint diese Lieder ganz besonders zu mögen und in diesen „Miniaturwelten“ zu leben, nicht nur, wenn sie selbst sang, sondern auch, wenn sie an der Seite saß und den von Bariton Matthias Henneberg vorgetragenen Liedern lauschte.

 Henneberg steuerte seinerseits in seinem Liedblock mit guter Technik und Artikulation die Lieder „Madrigal“, „Winternacht“, „Lob des Leidens“, „Dem Herzen ähnlich“ und „Heimkehr“ bei und im „Wechselgesang“, umrahmt von den beiden Highlights „Heimliche Aufforderung“ und „Zueignung“, „All mein Gedanken“ und das mit Heiterkeit vorgetragene „Ach weh, mir unglückhaftem Mann“. Im Gegensatz zu Carolina Ullrich war sein Gesang mehr von der Opernerfahrung geprägt. Er orientierte weniger auf Gefühl und Feinsinnigkeit als auf gute Gesangstechnik, Energie und auch etwas mehr Kraft (auch auf größere Räume orientiert), vor allem bei der nicht immer ganz leicht zu erreichenden Höhe.

 Seine Stimme, die in den eingangs erklungenen „Duetten“ op. 63 von Felix Mendelssohn Bartholdy („Ich wollt‘ meine Liebe“, „Abschiedslied der Zugvögel“, „Gruß“) noch mehr oder weniger ihre Eigenständigkeit behielt, verschmolz in den, den Abend als Höhepunkt beschließenden Duetten von Robert Schumann („Herbstlied“, „So wahr die Sonne scheinet“, „Wenn ich ein Vöglein wär“, „Mailied“, „Frühlingslied“, „An die Nachtigall“ und „An den Abendstern“) kongenial mit der Stimme von Carolina Ullrich, die sehr fein, mit besonders innigen Piani  den Duetten klangliche Schönheit verlieh.

 Kongenial in jedem Detail harmonierte auch die Begleiterin am Klavier, Marlis Jacob (Hochschule für Musik Dresden) mit Sopran und Bariton. Sehr anpassungsfähig, mit ihrem besonderen Gespür für Kammermusik und großer Affinität für die Liedbegleitung gestaltete sie sehr konzentriert, einfühlsam und präzise den Klavierpart als wichtige dritte Seite. Wenn erforderlich, hielt sie sich zurück, um eine gute Basis für die freie Entfaltung der Gesangsstimmen zu schaffen, wirkte aber in den entsprechenden Passagen auch ergänzend zur menschlichen Stimme mit. Mit einigen freundlichen, sinnvoll ergänzenden, wenn auch etwas leise gesprochenen, Worten schuf sie die Verbindung zwischen den einzelnen Liedgruppen.

 Mit einer, mit dem ihr eigenen Charme von Carolina Ullrich und sehr anpassungsfähig von Matthias Henneberg gestalteten Zugabe, dem Duett „Schön Blümelein“ („Ich bin hinausgegangen, des Morgens in der Früh“) von Robert Schumann verabschiedeten sich die beiden Künstler, die an diesem Abend von einer ganz persönlichen Seite kennenzulernen waren, und ihre sehr gut mitgestaltende Begleiterin am Klavier von dem sehr angetanen Publikum.

 Ingrid Gerk

 

 

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