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REFLEXIONEN – Die Wiener Staatsoper im Dezember 2013

Das monatliche Staatsopernmagazin als Service des MERKEROnline

Karl GOLDAMMER  "Die Wiener Staatsoper"

Karl GOLDAMMER „Die Wiener Staatsoper“

 Die Wiener Staatsoper & Co.

MONATSRÜCKBLICK

Dezember 2013

 

Zunächst eine Stellenanzeige

Gefunden im WALDVIERTLER BOTEN

Gefunden im WALDVIERTLER BOTEN

Diese unglaubliche Komödie, gespielt von einer Handvoll „Führungspersönlichkeiten“, die derzeit unter dem schützenden Schirm des Bundestheaterverbandes in dessen größtem Theater gespielt wird, hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt losbrechen können, als jetzt am Beginn der Verteilungskämpfe um die immer schmäler werdenden Kuchenstücke, nämlich die von uns allen bereit gestellten Steuergelder. Da zieht sich der Geschäftsführer auf seine Position als ahnungslos mimender Künstler zurück und lässt eine hoch gelobte aber überforderte und bereitwillig in die Falle einer Vizedirektorin Getappte herummurksen. Da gibt es den zur Kontrolle verpflichteten, übergeordneten Verband, der gerade in solchen Fällen seine Daseinsberechtigung in Frage zu stellen scheint und für teure Arbeit bei zugekauften Prüfinstituten und Anwälten sorgt und damit hoffentlich nicht allzu viel Steuergeld und Zeit verplempert. Da liest es sich aber „beruhigend“ in der Wiener Zeitung: „Insolvent wird das Burgtheater indes nicht. Im schlimmsten Fall fangen die anderen Häuser innerhalb des Konzerns das Theater auf.“ Erbauliche Frühstückslektüre für Direktor Dominik Mayer.

 Eine metaphorische Darstellung unserer Bundestheater als Zugabe:

Unsere Theater: Vorne der elegante Intendant, dahinter das lustige Theatervölkchen samt Orchester.Und vorne: Der Esel, das sind wir, die Steuerzahler

Unsere Theater: Vorne der elegante Intendant, dahinter das lustige Theatervölkchen samt Orchester
Der arme Esel ganz vorne, das sind wir, die Steuerzahler

Vergangenen Samstag hatte am Grazer Schauspielhaus eine durchwegs gelungene Dramatisierung des Romans „Holzfällen“ von Thomas Bernhard Premiere. Darin lässt der Autor die Figur des Burgschauspielers sagen:

„Aber die Burgtheaterdirektoren haben nicht die geringste Chance sich in dieser schönen Stadt festzusetzen. Wehe, es kauft sich der Burgtheaterdirektor ein Haus in dieser Stadt – er ist noch nicht eingezogen, schon wird er wieder hinausgeekelt und hinausgeworfen. Die Burgtheaterdirektorengeschichte ist mehr als eine skandalöse, möglicherweise ist es die traurigste Geschichte überhaupt.
Die Burgtheaterdirektoren springen ja vollkommen freiwillig in diese Wiener Kunstmühle hinein…sie reißen sich ja förmlich um diesen Sprung in diese Kunstmühle, in der sie total zermalmt werden, total zermalmt!“

 

 Das Opernrepertoire der Staatsoper im Dezember

 

Ein szenisch unaufregender Monat, teils mit Alt- bis Uraltproduktionen (Boheme, Barbiere, Fidelio, Fledermaus), teils mit Produktionen jüngster Provenienz (Zauberflöte,Tristan und Isolde, Cenerentola), die allesamt die Wiener Oper nicht in die Verlegenheit bringen, jemals „Opernhaus des Jahres“ zu werden. Die überwiegende Masse des Wiener Publikum, davon bin ich überzeugt, lechzt auch nicht nach solchen Auszeichnungen, obwohl Anzeichen auf ein Aufwachen in Richtung Akzeptanz moderner Regiearbeiten manchmal zu erkennen sind, etwa wie beim französischen Carlos in der Regie von Konwitschny.
Dafür gab es genügend musikalisch schöne Momente etwa in „Tristan und Isolde“ unter der Leitung von Peter Schneider als dirigierender Einspringer, im Fidelio unter Franz Welser-Möst und in der „Boheme“ mit Angela Gheorghiu und dem eingewechselten Yosep Kang.

 (Die Aufführungsserie von Brittens „Peter Grimes“ wurde im November-Beitrag besprochen, ebenso jene der „Zauberflöte“)

Angela Gheorghiu mit Rodolfo Nr.1 Vittorio Grigolo

Angela Gheorghiu mit Rodolfo Nr.1 Vittorio Grigolo

 LA BOHEME   4.,7. und 11.Dezember

Unter der Überschrift „Eine Frischzellenkur mit hohem Starfaktor“ schreibt der Kurier über die blendend aussehende Angela Gheorghiu: „Ihr schöner, klarer, fein geführter, leuchtender Sopran ist auch für diese Partie schlicht ideal; herrlich auch die lyrischen Momente und die zarten Piani. Ähnliches gilt auch für Vittorio Grigolo, der den Rodolfo mit Schmelz, Hang zur Höhe und leidenschaftlicher Expressivität gestaltet. Grigolo verfügt über einen kräftigen, strahlenden Tenor und gibt schauspielerisch alles. Sein Rollendebüt im Haus am Ring war eine echte Freude.“ Etwas strenger beurteilt Weidringer von der Presse die Leistung des Tenors: „Grigolo spielte mit jugendlichem Elan, aber auch exaltiert-klischeehafter Tenorgestik – und musste sich mit zu viel Kraftaufwand Gehör verschaffen, als dass man an seinem sonnigen Timbre noch uneingeschränkt hätte Freude haben können… Schmerzlich echt mutete er schließlich an, ihr stiller Tod.“ Und im Standard meint Ender dazu poetisch: „Die Rumänin findet ihr gestalterisches Glück eher in der Verlangsamung, der Innigkeit. Bei den großen Unisono-Stellen ließ sie sich gar nicht erst auf einen dynamischen Wettstreit mit dem italienischen Heißsporn ein und kuschelte sich nicht nur keusch an dessen Heldenbrust, sondern hielt ihren Sopran auch brav im Windschatten ihres dezibelpotenten Partners.“

Valentina Nafornita, noch ein Schmuckstück in der Dachkammer

Valentina Nafornita, das zweite Schmuckstück in der Dachkammer

Im OnlineMerker zu lesen: „Vor allem in den ersten Akten bringt es Grigolo nur zu einer Einheitslautstärke mit Neigung zum Vibrato, das der Stimme einen eher häßlichen Klang verlieh, den Duetten die Harmonie raubte und der Sopran leider erbarmungslos niedergewalzt wurde. Wenigstens die Sterbeszene gelang wunderbar, hier zeigte die Gheorghiu sich am ehesten bereit, ihren Sopran zwischen ausdrücklicher Dramatik und minimalistischer Emphase voller wirken zu lassen. Und Grigolo war mit seinen “Mimi”-Rufen endlich kurz in seinem Element.“ (Skorepa)

“Den Namen Angela Gheorghiu kennt die Welt, und das zurecht, wenn man auch gleich bemerken darf, dass ihr heute die Divenpartie der Tosca weit besser liegt als die arme Näherin Mimi. Sie spielt sie vielleicht ein bisschen kokett, aber durchaus liebenswert, sie leidet und stirbt ergreifend schön – und sie singt wie die Gheorghiu, das heißt, sie denkt gar nicht daran, ihre Stimme auch nur eine Sekunde zu forcieren.“ Es gibt das vielzitierte Einspringer-Glück. Anfangs ist es auf jeden Fall unangenehm: „Man ersetzt einen Sänger, um dessenwillen vermutlich viele Zuschauer in die Aufführung gekommen sind Vor dem Vorhang wurde das Einspringen präzisiert: Yosep Kang sei überhaupt erst vor einer Stunde aus dem Flugzeug gestiegen, weshalb die Vorstellung eine Viertelstunde später beginnen würde. er lieferte an diesem Abend die Hohe Schule der Einfühlungsgabe in seine Partnerin. Erfreulich überraschend war an diesem Abend, wie fabelhaft sich Valentina Nafornita seit ihrer ersten Wiener Musetta vor einem Jahr entwickelt hat. Leider hatte sie in Gabriel Bermudez gar keinen Marcello – dieser Bariton steht noch sehr steif auf der Bühne und singt so mühevoll bemüht, dass es kein Vergnügen ist, ihm zuzuhören und zuzusehen.“ Soweit Renate Wagner über den zweiten Abend der Serie.

 

TRISTAN UND ISOLDE   8.,13.,17. und 21.Dezember

Viorica Urmana beklagt Robert Dean Smith

Viorica Urmana beklagt ihren Tristan: Robert Dean Smith

 

Zur Süitzenklasse gereift: Elisabeth Kulman als Brangäne

Zur Spitzenklasse gereift: Elisabeth Kulman als Brangäne

„Wenn man dem Online-Archiv der Staatsoper vertraut, dann war es Peter Schneiders 386. Abend im Haus am Ring und sein 122. Richard Wagner-Dirigat. Der rüstige 74-Jährige sprang in der Wiederaufnahme der düster-statischen „Tristan und Isolde“-Inszenierung von David McVicar für den Koreaner Myung-Whun Chung ein. Der Routinier verzichtete auf Experimente, wählte mustergültige, konstant voranschreitende Tempi und einen vollen, nicht immer überfein ziselierten Wagner-Sound, Vor allem im ersten Akt mühte sich Robert Dean Smiths strahlendes Timbre gegen Schneiders dramatische Orchesterwogen. Violeta Urmanas kraftvoller Sopran schien sich dabei etwas leichter zu tun. Schrill durchbrach sie immer wieder erfolgreich die orchestrale Klangmauer. Einfühlsam geleitet dann das innige Liebesduett im zweiten Akt, ab dem die Abstimmung besser klappte.“ meint die Wiener Zeitung.

„Was man an Peter Schneider, dem erwünschtesten aller Einspringer, schätzt, ist die klare Strukturierung, die er Wagners Musik angedeihen lässt. Er erreichte mit den Wiener Philharmonikern stellenweise jene Intensität, die man meint, wenn vom „Sog“ und „Suchtcharakter“ des Wagner’schen Musik die Rede ist.“ Soweit Renate Wagner Online.
„Das F-Moll-Vorspiel zum dritten Akt habe ich in dieser Klarheit und in diesem Mystizismus noch nie so gehört. Die „Philis“ wuchsen an diesem Abend richtig über sich hinaus!“ summiert Kopica.
Albert Dohmen sang einen etwas trocken timbrierten Marke: mehr hintergangener „Bürger“ als bassstrotzender, mythischer König. Matthias Goerne (Kurwenal) war mir von der Art seines liedbezogenen Singens aus beurteilt und wegen seines etwas hohlwangig raumgreifenden Baritons zu wenig der kernige „Recke“. Soweit Troger
“Sicherlich erbrachte Elisabeth Kulman sowohl stimmlich wie auch darstellerisch die Spitzenleistung des Abends. Auf eine solche Brangäne haben wir seit Christa Ludwig gewartet. Ihre schlanke Gestalt und ihr mitfühlendes Mienenspiel zeigen sie auch als große Schauspielerin. Letzteres kann man von Mathias Goerne (Kurwenal) nicht behaupten. Der überwiegend als Liedersänger tätige Künstler besitzt offenbar keine dramatische Ader. Er steht oft recht steif herum und auch sein Bühnengang wirkt nicht natürlich. Seine dunkle, durchaus schöne Baritonstimme müsste noch besser fokussiert eingesetzt werden.“ Meint Schwarz.
Und M&J Jahnas beschäftigt die Frage: „Haben sie oder haben sie nicht?“ Und in der Musik soll zu hören sein: „Sie haben nicht“ und sie meinen dazu „diese leidenschaftliche Sehnsucht ist nur im unerfüllten Zustand mit einer verwundeten Seele möglich.“ Wie sollten sie auch, sie stehen im 2.Akt nur herum und singen, statt schnell zur Sache zu kommen!

 

 IL BARBIERE DI SIVIGLIA    5.,12.und 14.Dezember

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Borchev und Frenkel in der 1966er Regie von Rennert

„In dieser Serie präsentierten sich alle männlichen Hauptrollen-Sänger erstmals in der alten Rennert-Inszenierung. Der Almaviva war Maxim Mironov, der bislang nur als Lindoro zu hören war. Er hat einen beweglichen, hellen Tenor mit guten und stilsicheren Koloraturen: Nikolay Borchev. Er hat eine angenehme Stimme, aber bei seiner Auftrittsarie auch seine Schwierigkeiten, über das Orchester zu kommen. Einen rabenschwarzen Baß von beeindruckendem Volumen kann Jongmin Park in die Waagschale werfen. Wenig Positives ist vom neuen Bartolo Paolo Rumetz zu melden. Ausgerechnet der einzige Italiener im Ensemble hat mit den schnellen Parlandostellen erhebliche Schwierigkeiten und kann nur wenig überzeugen.
Die Damen sind in dieser Besetzung schon fast die Routiniers. Rachel Frenkel überzeugt in der Mezzofassung und schöner Tiefe und sauberen Koloraturen, während Lydia Rathkolb nicht nur eine gute Arie singt, sondern in den Ensembles allein für die hohen Töne sorgen kann.

 

FIDELIO    19.,22.,26.und 29.Dezember

Raimondi, Salminen und Merbeth

Raimondi, Salminen und Merbeth

Die beliebte Frage „Wie denn der Schluss des Fidelio aufzufassen sei?“, gehört zu den immer Zweifel anmeldenden Regisseuren. „Anstatt sich mit Florestan, Leonore und Beethoven über die gelungene Befreiungsaktion zu freuen, wird begonnen, die Handlung zu demontieren. Unlängst erst wurde im Theater an der Wien der Schlussjubel des letzten Bildes wie eine „Totenmesse“ zelebriert. 2005 wurde dortselbst der befreite Florestan im Finale von Pizarros Leuten entführt. Die Staatsopern-Produktion ist ein wohltuender Fels in der Brandung solcher „Stereotypen“, deren inflationäre Anwendung mehr über unsere heutige Zeit aussagt, als über das positive Hoffnungspotenzial des Fidelio.“ So philosophiert Dominik Troger zu Beginn in seinem Bericht.
„Den am Ende immer feierlichen Beethoven nahe an Weihnachten anzusetzen, ist gewiss eine gute Idee, zumal sich der Generalmusikdirektor des Hauses (der sich am Programmzettel nicht mehr so nennt) selbst ans Pult begab: Bei Franz Welser-Möst klingt „Fidelio“ streckenweise als das, was er auch ist, nämlich deutsche Romantik, aber der Dirigent peitscht andererseits die Dramatik manchmal bis zur Dissonanz auf, was einen interessanten Gegensatz ergibt.“ So Renate Wagner. „Was der Wiener GMD aber nach der Pause mit „seinen“ Philharmonikern ablieferte, das kann als Sternstunde bezeichnet werden und gipfelte in einer grandiosen „3. Leonoren-Ouvertüre“, bei dem Welser-Wöst die gesamte Volatilität der Dynamik-Angaben bis zum Exzess auslotete.“ Lotet Kopica seine Erfahrungs-Volatilität aus.
Ricarda Merbeth arbeitet sich mit eiserner Entschlossenheit ins hochdramatische Fach. Peter Seiffert hatte Pech, als gleich zu Beginn das anschwellende „Gott!“ in einem Krächzer endete, aber ein erfahrener Mann wie er lässt sich davon nicht irritieren, und in der Folge war er dann (mit nur noch minimalen Unebenheiten) im Gleis und ließ seinen Heldentenor, der es auch leise kann, lospreschen bis zur „Namenlosen Freude“ und „Wer ein solches Weib errungen…Seltsam, dass sich nach Seifferts Arie keine Hand rührte – es müssen doch genügend Fachleute im Publikum gewesen sein, die genau den Moment kennen, wo man mit dem Klatschen einsetzen muss?“ moniert Renate Wagner.
Tomasz Konieczny hat im Don Pizarro eine weitere Traumrolle gefunden. Seine etwas gewöhnungsbedürftige Stimmfärbung und der kehlige Gesangsstil, passt beim bösartigen, tyrannischen Pizarro sehr gut. Wir haben Matti Salminen in dieser Serie zum ersten Mal als Rocco erlebt und möchten uns nicht an den Spekulationen – was er noch bzw was er nicht mehr kann – beteiligen. Den Rocco stellt er jedenfalls dank seinen Bühnenpersönlichkeit sowohl schauspielerisch als auch gesanglich sehr gut dar. Ildiko Raimondi ist leicht und locker imstande, die Marzelline optisch und schauspielerisch mit mädchenhaftem Schalk und Charme darzustellen.“ schwärmen M&J Jahnas.

 

 

LA CENERENTOLA     23.,27.und 30.Dezember

Das italienische Aschenbrödel aus dem fernen Alaska: Vivica Genaux

Das italienische Aschenbrödel aus dem fernen Alaska: Vivica Genaux

„Alle drei Damen und zwei der vier Herren waren an diesem Abend für Wien neu besetzt – hat das die „Cenerentola“-Aufführung gerettet? Nicht wirklich, denn die Inszenierung bleibt dasselbe möchtegern-lustig-sein Dodel-Theater.
Und diese miserable Logistik! Vor dem letzten Bild, das sage und schreibe 10 Minuten dauert, gibt es eine mehrminütige Pause, weil der Umbau so kompliziert ist. Da waren doch um Gottes Willen keine Anfänger am Werk?
Die neue Angelina heißt Vivica Genaux und hat einige Qualitäten, nicht nur, weil sie so hübsch ist, dass auch der Putzkittel und die scheußliche Brille ihre Attraktivität nicht beeinträchtigen. ihre Technik ist tadellos, sie perlt und trillert, was Rossini vorgesehen hat. Allerdings hat sie über weite Stellen ein nasales Timbre.
Ildebrando D`Arcangelo, wurde wieder für den Alidoro fast verschwendet, aber sei’s drum: „Das war die einzig wirkliche, unanfechtbare Qualitätsstimme des Abends und auch eine souveräne Persönlichkeit.“ (Renate Wagner)
„Die von Michael Güttler lebhaft geleitete Aufführung war auffallend stark von Japanern besucht, die von den Umbaupausen verwirrt wurden und vor dem letzten Bild meinten, es sei schon zu Ende und teilweise davon stürzten,“ beobachtete Renate Riener.

 Und zum Live-Stream der Cenerentola am 27.Dezember

 „Es war meine erste Erfahrung mit dem LiveStream der Wiener Staatsoper, und ich fürchte, wir müssen uns erst aneinander gewöhnen. Ich muss noch viel lernen, und möglicherweise muss auch die Staatsoper noch einiges verbessern, falls nicht alles Missliche an mir lag.“ Stellt Renate Wagner fest.

Und ich wiederum weiß nicht, was mich verführt hat, dem Streamunternehmen ganze 14 € in den Rachen zu werfen, um dann zappelige Bilder aus der Staatsoper mit meinem PC empfangen zu können. Dazu diese, Rossini so unadäquate Inszenierung, die vergebliche Suche nach Untertiteln, die langweiligen Pauseninterviews, von denen eines mit der Hauptrollensängerin besonders krass aus dem Rahmen fiel, als die Interviewte die Fragen von einem blonden Hascherl vorgelesen bekam. Auch peinlich die fast vierminütige „Umbaupause“ vor der letzten kurzen Szene, die zu einem schwarzen Bild beitrug. Da sind ja die Übertragungen aus der MET mit den Szenen aus dem Off und den Interviews wahre Kunstwerke. Sehr Gestaltungsbedürftig ist das ganze Unternehmen noch, zwar nicht mehr Steinzeit, aber noch fühlbares Biedermeier im Netz, das sagen mir meine persönlichen Eindrücke. P.S.

 

 DIE FLEDERMAUS    31.12.

 Für uns war Renate Wagner auf sylvestriger Tour: „Neu besetzt für Wien war das Ehepaar Eisenstein. Herbert Lippert, der offenbar nun so sehr die Gunst der Direktion genießt, wie sie ihm in der vorigen fehlte, ist der Titelheld (man kennt ihn ja eigentlich schon aus Mörbisch), und endlich wieder einmal ein Tenor in dieser in Wien traditionell baritonal besetzten Rolle, mit dem ganzen Schmelz, der hier verlangt wird.
Edith Haller hat man in Bayreuth schon als Sieglinde erlebt, aber niemand sage, dass die Rosalinde nicht die Kraft und die Stimme einer Hochdramatischen verträgt.

Peter Simonischek war wieder der Frosch, wortdeutlich, aber ohne bemerkenswerte neue Witze.“ Wobei zu sagen wäre, dass Simonischek in Stande ist, einen Besoffenen ohne die ordinäre Outrage seiner Rollen-Vorgänger auf die Bühne zu stellen im Stande ist. 

One moment spoke volumes about the prevailing lack of subtlety. As the central plot conceit of Act II, the guests at a ball at Prince Orlofsky’s palace are trying to provoke the jaded, cynical and morose prince to laughter. When the company, in a conga line, falls down in a heap at the end, Orlofsky (here the Ukrainian mezzo-soprano Zoryana Kushpler, excellent in the trouser role) lies kicking and laughing uproariously as the curtain falls. Then it rises briefly again to show the partygoers pointing animatedly at Orlofsky as he continues to carry on. Get it?“ Soweit die New York Times.

Daniela Fally, ein komisches „Urviech“ als Adele kokettiert und singt, dass es eine Freude ist, Alfred Šramek hat den Gefängnisdirektor im kleinen Finger, Adrian Eröd ist eine elegante Superbesetzung und Norbert Ernst rückt den Alfred als Parodie eines Opernstars enorm in den Vordergrund, soweit ergänzend.

„Das Publikum reagierte mit Szenenapplaus, wenn überhaupt, dann mit leichter Verzögerung, aber am Ende herrschte die allgemeine Begeisterung. Es ist sicherlich eine der besten Arten, ins Neue Jahr zu rutschen, indem man sich die „Fledermaus“ in der Staatsoper gibt. Alle Jahre wieder“, meinte Renate Wagner vor ihrem Rutsch.

 

Im fidelen Gefängnis in den 32. Dezember

Im fidelen Gefängnis in den 32. Dezember

 

Peter SKOREPA
MERKEROnline
Alle Bühnenfotos der Wiener Staatsoper: Michael Pöhn,
Das Titelbild „WIENER STAATSOPER“ mit freundlicher
Genehmigung des Künstlers Karl Goldammer
Anregungen an skorepa@hotmail.de
Wien, 15.Jänner 2014

 

 

 

 

 

 

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