Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

RAVENNA/ Teatro Dante Alighieri: IL TAMERLANO OVVER LA MORTE DI BAJAZET (Tamerlano oder der Tod des Bajazet) von Antonio Vivaldi. Premiere

16.01.2023 | Oper international

Ravenna: Il Tamerlano ovvero la morte di Bajazet (Tamerlano oder der Tod des Bajazet) von A.Vivaldi, 14.1.2023, Premiere

tam
 Federico Fiorio  (c) zani casadio

Am Teatro Dante Alighieri kommt eine sehr selten gespielte Vivaldi-Oper Il Tamerlano zur Aufführung. Das Libretto behandelt Episoden nach dem Sieg des tartarischen Heerführers Tamerlano über den türkischen Sultan Bajazet im vorderasiatischen Bithynien. Die eigentlich mit dem griechischen Fürsten Andronicus Verlobte Tochter des Bajazet, Asteria, wird von Tamerlano zur Frau begehrt, und sie geht scheinbar darauf ein, um ihn in der Hochzeitsnacht mit einem Dolch zu ermorden, aber ohne Andronicus zu informieren. Arsene und Bajazet, die sich mit Gift umbringen wollen, werden verurteilt, Arsene soll  Tamerlano aber noch beim Mahl bedienen, bei dem sie Tamerlano mit einem Dolch umbringen will. Der Plan wird aber von Irene, der Exverlobten des Heerführers, diesem hintebracht, der sie daraufhin wieder in ihre alten Rechte einsetzt. Bajazet vergiftet sich, Asteria kann aber zu ihrem Geliebten zurückkehren.

In der Inszenierung von Stefano Monti (auch Bühne und Kostüme) wurde daraus ein Tanzspektakel, in dem den Protagonisten sowie den Frauen Asteria, Irene und Idaspe TänzerInnen als Doppelgängerinnen beigeordnet wurden, die diese permanent umtanzen bzw. umtänzeln. Dazu dient neben der Bühne ein Weg, der rechteckig um  den Orchestergraben herumführt und immer wieder begangen, betanzt wird. Auf der Bühne hebt und senkt sich öfter ein großes Podium, das zusätzlich zu seitlich gewundenen Aufstrebungen bespielt und betanzt wird. Die z.T. fesselnden Choreographien stammen von Marisa Ragazzo und Omid Ighano in der Beleuchtung von Eva Bruno. Dazu gibt es Videos in 3D, die etwa Haufen von Blättern oder auch Schwärme von Fischen zeigen (Cristina Ducci). Weitere Elemente stellen Gemälde auf Leinwand ((Rinaldo Rinaldi, Maria Grazia Cervetti) und Skulpturen von Vincenzo Balena dar.

Die ohnehin etwas dünne Geschichte verliert aber auch an Aussagekraft, da sie eigentlich nur vertanzt erscheint,  und Ansätze von Dramatik von der Regie offensichtlich nicht aufgegriffen werden. Kostümiert sind alle Handelnde ein schwarze phantastische Gewänder, z.T. auch in große starre Roben.

Bei der Oper handelt es sich um ein Pasticcio, nicht alle Kompositionen stammen von Vivaldi. Einige Arien stammen von Broschi, dem Bruder des berühmten Kastratensängers, und von Porpora. Große Unterschiede können aber nicht herausgehört werden, damit gibt es jedenfalls keine Brüche in der Komposition. Trotz der vielen Arien erscheint die Oper rezitativlastig, und nur ganz wenige Arien sind vom Kaliber Bravourarien, was man bei Vivaldi erwarten könnte, zumindest, wenn sie eine Cecilia Bartoli singt. Begleitet wird sinnfällig von der Accademia Bizantina mit großteils Originalinstrumenten unter dem Dirigenten am Clavicembalo, Ottavio Dantone. Besonders die Flauti dolci spielen ergreifend, aber auch andere Soloinstrumente kommen klangflächig zu Gehör. Es tanzt die DaCru Dance Company.

Das Solisten-Ensemble singt eher inkohärent. Der Tamerlano Filippo Mineccia (Tänzer Kyda Pozza) ist ein Countertenor, der seinen Part adäquat bewältigt, aber nicht durch besondere stimmliche Mittel oder besonderes Timbre auffällt. Bajazet der Bariton Bruno Taddia (Tänzer Davide Angelozzi) mit oft erregtem Gesang. Die Asteria wird als Altistin ausgewiesen und ist Delphine Galou (Tänzerin Elda Bartolacci) mit einer für die Hauptrolle sehr kleinen Stimme. Der Andronico, als zweiter Countertenor ausgewiesen, entpuppt sich in der Gestalt von Federico Fiorio eher als Frauenstimme, hat trotz großen Gitterhelms gar nichts von einem Kastraten resp. Countertenor. Tänzerin: Graziana Marzia. Die Rolle der Irene singt Marie Lys mit einem angenehmen Mezzo, ihre Tanzpartnerin ist Alessandra Ruggeri. Die Idaspe wird Giuseppina Bridelli als einzigem Sopran gegeben und von Sara Ariotti als Tänzerin gedoubelt.                   

Friedeon  Rosén

 

 

Diese Seite drucken