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RATHEN/ Felsenbühne/Landesbühne Sachsen: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER – 4. Vorstellung nach der Premiere

03.09.2022 | Oper international

Richard Wagner: Der fliegende Holländer • Landesbühne Sachsen auf der Felsenbühne Rathen • Vorstellung: 02.09.2022

(4. Vorstellung • Premiere am 21.08.2022)

«Wagner konnte schon Ohrwürmer schreiben, wenn er wollte»

Wagner konnte, so der Referent der Werkeinführung in der Wagner-Gedenkstätte Graupa, schon Ohrwürmer schreiben, wenn er wollte. Die musikalischen Qualitäten des fliegenden Holländers kommen auf der Felsenbühne Rathen ganz besonders schön zur Geltung.

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© Landesbühne Sachsen

Das liegt nicht nur am klaren, direkten, ausgewogenen Klang der neuen Orchestermuschel der frisch umgebauten Felsenbühne Rathen sondern auch am sensiblen, umsichtigen Dirigat Ekkehard Klemms. Klemm betont deutlich die Melodik von Wagners erster vollgültiger Oper und lässt die hoch konzentriert aufspielende Elbland Philharmonie Sachsen die Partitur geradezu singen. Es sind viele Details zu hören, die sonst oft untergehen, und so gewinnt Wagners «Naturmusik» zwischen den Felsen der Sächsischen Schweiz ganz besonders an Eindruck.

    Christoph Seidl gibt mit charakteristischem Bass einen manchmal diskreten Daland, der sich letztlich aber stimmlich wie darstellerisch stimmig in die Riege der Solisten einpasst. Daland führt eine Fischfabrik, in der auch seine Tochter Senta mitanpacken muss. In diese Welt bricht Rhys Jenkins als Holländer mit imposantem, hervorragend geführtem Bariton und mafiösem Gehabe ein. Senta ist in dieser Inszenierung keine höhere Tochter, die aus dem bürgerlichen Biedermeier auszubrechen versucht: sie will raus aus der rohen, groben, dreckigen Welt der Fischverarbeitung. Menna Cazel verkörpert diese Sehnsucht ganz hervorragend. Ylva Gruen gibt Marys Amme Senta. Erik Young Woo Kim gibt den Erik mit strahlendem, leicht metallischem Tenor und Florian Neubauer glänzt als Steuermann  mit viel Schmelz und sauberen Höhen.

Operndirektorin Kai Anne Schuhmacher lässt ihre Inszenierung in einer Fischfabrik der Gegenwartspielen. Entsprechend tragen die meisten Figuren Gummistiefel und Ostfriesennerz (Kostüme: Valerie Neumann) und es wird fleissig mit Plastik-Harassen (als Statement in blau und gelb) hantiert. Optisch wird die Bühne von den morschen Holzplanken eines Schiffwracks dominiert (Bühne: Ralph Zeger). Schuhmacher scheint Wagner nicht zu trauen, denn am Schluss zieht Mary mit dem Holländer von dannen und Senta bleibt allein zurück.

Ein grossartiger Opernabend!

Weitere Aufführungen: 04.09.2022, 18.00

04.09.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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