Ramses und das Gold der Pharaonen im Odysseum von Köln
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Das Odysseum am Eröffnungsabend: Foto: Andrea Matzker
Voraussichtlich bis zum 5. Januar 2025 weilt die Ausstellung zum ersten und einzigen Mal in Deutschland in der Domstadt und ist vorerst die letzte europäische Station. Die spektakuläre ägyptische Wanderausstellung war vorher in Australien und Paris zu sehen. Nach ihrem deutschlandweit einzigen Aufenthalt in Köln wird sie in Asien gezeigt werden.
Der Zedernholzsarg von Ramses II. Foto: Andrea Matzker
Der junge Ramses II aus Granodiorit. Foto: Andrea Matzker
Ramses II. als Sphinx aus Kalkstein. Foto-Andrea Matzker
-Goldene Maske des Generals Wendjebauendjed aus Gold Alabaster und Glas. Foto: Andrea Matzker
Die Ausstellung um den sensationellen Zedernholzsarg von Ramses II. umfasst 180 originale Artefakte aus Ägypten. Darunter wertvolle Geschmeide, königliche Masken, Gefäße und Tiermumien, die zum größten Teil Ägypten noch nie verlassen haben. Im Vorfeld wurde lange daran gearbeitet, diese Ausstellung nach Köln holen zu können. Mit vereinten Kräften und extremem Aufwand gelang es nun endlich. Die Ausstellung, die speziell mit Flugzeugen und dem Personal der ägyptischen Airline durch die Welt gebracht wird, ist allein hier in Köln mit 1 Milliarde € versichert, so Andreas Waschk von der Explorado Group.
Die Ausstellung des Ramses reist mit einem eigenen festen ägyptischen – lebenden – Hofstaat durch die Welt. Seine persönliche Crew sorgt überall dafür, dass die Ausstellung gelingt und gesichert ist. Die Sprinkleranlage des Odysseums musste speziell für sie abgestellt werden. Auch andere Ausstellungen aus dem Museum mussten dafür weichen. Aber es hat sich gelohnt! Die Ausstellung ist tatsächlich grandios. Sie erlaubt das Eintauchen in die Blütezeit des alten Ägyptens, ohne dass man nach Kairo, Gizeh oder Luxor reisen muss, was sicherlich eine große Freude wäre, aber nicht jedem möglich ist
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Die eigenen Namen-in-Hieroglyphen auf-echtem Papyrus. Foto: Andrea Matzker
Katze auf ihrem Holzsarg. Foto-Andrea-Matzker
Die kostbaren Ausstellungsstücke werden eindrucksvoll mit viel Platz vor dunklem Hintergrund und gut beschriftet präsentiert. Videosequenzen helfen, die Artefakte direkt in Verbindung mit ihrem Ursprungsort zu vernetzen und zu verinnerlichen. Nach dem Rundgang steht man zuletzt vor dem aufgerichteten Zedernsarg von Ramses II., auch dem Großen genannt. Im Unterschied zu Pharao Tutanchamun, der 1980 im Kölner Stadtmuseum für große Aufregung und Begeisterung sorgte, handelt es sich bei Ramses um einen Pharao der Superlative, der nicht nur ca. 92 Jahre alt wurde (er lebte von ca. 1279 bis ca. 1213 vor Christus), angeblich an die 200 Kinder gezeugt hatte und 66 Jahre lang regierte, sondern der auch für uns völlig unvorstellbar immense Monumentalbauwerke wie Abu Simbel, die Tempel von Karnak und Luxor oder das Grab seiner Gattin Nefertari bei Luxor geschaffen hatte. Die erhaltene Mumie von Ramses II. ruht im Museum von Kairo und hat Ägypten nur ein einziges Mal verlassen, um 1976 in Paris behandelt zu werden, da sie zu zerfallen drohte. Dabei stellte man fest, dass der Pharao zu Lebzeiten unter Arteriosklerose, Rheuma und Paradontitis zu leiden schien (bei dem hohen Alter auch kein Wunder).
Eigentlich waren die Schätze aus der Ausstellung einzig und allein Grabbeigaben für den Verstorbenen auf dem Weg ins Jenseits, jedoch nie gedacht für Augen anderer lebender Menschen, und schon gar nicht für die der Unterschicht. Ihre Ansicht durch nicht Befugte war eigentlich mit einem Fluch belegt. Allein das schon hätte die Tausende von Grabräubern abhalten müssen, die Gräber zu plündern. Kunstschätze waren damals im Allgemeinen der Oberschicht vorbehalten. Doch es gibt Gründe, diese Schätze der Nachwelt zu präsentieren, denn die Erhaltung und Pflege der Artefakte ist ausgesprochen kostspielig. Die Einnahmen der Ausstellung dienen zur Unterstützung der Renovierung und Restaurierung der Museumsschätze und Denkmäler Ägyptens. Die Ausstellung selbst soll hingegen dazu einladen, das Land und seine Kunstschätze zu besuchen und den Tourismus zu beleben.
Am Eingang zur Ausstellung kann man Fotos von sich selbst vor originalen Hintergründen in Ägypten machen lassen, die man nach dem Ausstellungsbesuch im Shop entwickeln lassen kann. Neben Ausstellungskatalogen gibt es dort auch wunderschöne Erinnerungsstücke oder Geschenke im ägyptischen Stil zu erwerben. In der Eingangshalle vor der Ausstellung ist es möglich, seinen Vornamen in Hieroglyphen auf originalen Papyrus schreiben zu lassen und mitzunehmen. Auf der ersten Etage kann man innerhalb von 15 Minuten einen virtuellen Besuch des Tempels von Abu Simbel und des Grabes der Nefertari mit einer VR-Brille absolvieren, sodass man diese unsagbaren Kunstschätze in einer digitalen, computergenerierten und dreidimensionalen Umgebung wirklichkeitnah erlebt.
Seine Exzellenz, der Botschafter der Arabischen Republik Aegypten, Khaled Galal Abdelhamid, eröffnet die Ausstellung. Foto: Andrea Matzker
Dr. Zahi Hawass mit einer der ersten deutschen Ausgaben von Carters Buch aus dem Jahr 1924: Foto:Andrea Matzker
Zur feierlichen Eröffnung am 11. Juli 2024 sprachen John Norman für Neon Creative und World Heritage Exhibitions, Tawfik Shalaby von Egyptair Frankfurt, Dr. Mohamed Ismail Khaled vom Ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer, der Ägyptische Botschafter S. E. Khaled Galal Abdelhamid sowie Prof. Dr. Zahi Hawass (diesmal ohne Archäologenhut, für den er so bekannt ist). Unverblümt wie eh und je begann er seine Rede brüsk und direkt: „Ich bin nicht hier, um diese Ausstellung zu eröffnen! Ich bin hier, um die Nofretete zurück nach Ägypten zu holen.“ Und großzügig fügte er hinzu: „Andere Kunstwerke könnt ihr behalten, wie zum Beispiel die in München oder Berlin. Ich habe bis jetzt 300.000 Unterschriften gesammelt und werde bei 1 Million eine neue Petition einreichen. Die Nofretete gehört nach Ägypten!“