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RAIDING (Burgenland)/ LISZT FESTIVAL: SUZANA BARTAL und MARTIN HASELBÖCK

20.10.2025 | Konzert/Liederabende

RAIDING (Burgenland)/ LISZT FESTIVAL: SUZANA BARTAL und MARTIN HASELBÖCK am 18.10. am 19.10.

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Foto: Liszt-Festival

Mit zwei Paukenschlägen ging das heurige Liszt-Festival im herbstlichen Raiding zu Ende. Am Samstag des Abschlusswochenendes performte die rumänisch-französische Pianistin Suzana Bartal Franz Liszts dreibändiges Monumental-Werk „Les Années de Pélerinages“. Die „Années“ sind so etwas wie eine (in einem Zeitraum von 40 Jahren entstandene) musikalische Autobiographie des in Raiding geborenen Meisters. Sie werden sehr selten vollständig aufgeführt, nicht nur, weil insgesamt über fünf Stunden dauern, sondern vor allem auch, weil sie technisch so ungeheuer schwierig sind. dass nur 5-6 Pianisten auf der Welt imstande sind, diesen Anforderungen gerecht zu werden.

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Suzana Bartal. Foto: Robert Quitta

Suzana ist eine der wenigen von ihnen. Und insofern konnten wir uns glücklich schätzen, einen außergewöhnlichen Konzertabend mitzuerleben.

Liszt versieht zumindest die ersten zwei Bände mit Ortsangaben. Erstes Jahr : Schweiz.  Zweites Jahr Italien.

 Aber letztlich führen die auch beim hervorragenden Einführungsvortrag con Prof.Christian Reichart inbrünstig vorgetragenen Bezeichnungen total in die Irre. Liszt schreibt keine Programmmusik, und der Zuhörer darf nicht erwarten, dass bei „ Le lac de Wallenstadt“ oder bei „La Vallée d‘Obermann“ diese Orte plötzlich vor seinem geistigen Auge entstehen.

Der eindrucksvollste Teil der „Années de Pelérinage“ ist eindeutig der dritte und letzte. Denn kein anderer Komponist (außer Franz Schubert in seinen letzten zwei Lebensjahren) hat je zuletzt seine Tonsprache so radikal verändert. Der alte, depressive, von unzähligen Warzen im Gesicht übersäte,  Liszt Ferenc schwört hier allem ab, was den jungen, von schönen Frauen belagerten und angebeteten Franz so erfolgreich und berühmt gemacht hat: der Ostentation der Virtuosität, der Überwältigung durch Klangeffekte, der Apotheose seines eigenen Geniekults.

Hier hört man nur mehr Innerlichkeit, Gefühlstiefe, Trauer, Empfindsamkeit, Spiritualität.

Bewegend und herzzerreißend.

Zusätzlich eindrucksvoll: wie Suzana Bartal diese drei Stunden pianistischer Schwerstarbeit bewältigt. Nonchalant, ohne sichtbare Anstrengung, ohne einen Tropfen sichtbarer Schweißes…Unerklärlich. A Wunda !

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Martin Haselböck. Foto: Robert Quitta

Am Sonntag Vormittag folgte dann ein weiterer abschließender Höhepunkt: Martin Haselböck und seine Wiener Akademie spielten Franz Liszts „Dante-Sinfonie“.

Diese wird, ebenso wie seine anderen Tondichtungen aus den Weimarer Jahren, äußerst selten aufgeführt. Haselböck und seine Akademie haben sich schon seit Jahren zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern, und diese außergewöhnlichen Kompositionen nicht nur einfach wieder-aufzuführen, sondern noch dazu auf Originalinstrumenten (wie sie es auch mit Beethovens Symphonien gemacht haben).

Dieses mitanzuhören zu dürfen ist jedesmal wieder ein bewusstseinserweiterndes musikalisches Erlebnis,

Wir freuen uns schon auf das Liszt-Festival 2026 !

ps: wer sich für diese raren Werke interessiert und nicht in Raiding sein konnte, dem empfehlen wir die bei Gramola erschienenen CDs: Boris Bloch mit den Années de pélerinages (aber auch mit Harmonies poétiques et religieuses etc. Und Kateryna Titovas (ebenfalls in Raiding live aufgenommene) CD : Le concert c‘est moi.

Ebenso bei Gramola erschienen: Martin Haselböcks unverzichtbare 9 CD-Box : Sound of Weimar.

Mehr Licht ! Mehr Liszt !!

 

Robert Quitta, Raiding

 

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