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Rachmaninov: Klaviertrios – Kremer, Dirvanauskaite, Trifonov, Deutsche Grammophon CD

11.02.2017 | cd

Rachmaninov: Klaviertrios – Kremer, Dirvanauskaite, Trifonov, Deutsche Grammophon CD

Der Wahrhaftigkeit verpflichtet – Gidon Kremer zum 70. Geburtstag

Erscheinungstermin: 24.2.2017

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„Preghiera“ (=Gebet) heißt diese Jubiläums-CD (auch das zwanzigjährige Bestehen der Kremerata Baltica wird in diesem Jahr begangen) , benannt nach dem für Violine und Klavier arrangierten Adagio sostenuto aus Rachmaninovs zweitem Klavierkonzert. Dieses eingängige Stück klassischer Musik hat Rachmaninov mit dem größten zeitgenössischen Geiger, Fritz Kreisler, zusammen geschrieben. Es dient als Einstimmer auf die beiden Klaviertrios, den Trios élégiaques Nr. 1 und Nr. 2.

Gidon Kremer, dessen Geburtstag sich am 27. Februar 2017 zum siebenten Jahrzehnt rundet, gingen wohl Zuschreibungen wie „Virtuose“ oder „Star“ ganz gewaltig gegen den berühmten Geigenstrich, mit dem er seit vielen vielen Jahren die Musikwelt verzaubert. Gründer des Kammermusikfestivals Lockenhaus im Burgenland, hat Kremer dort eine kreativ mutige in ungewöhnlichen Programmen zum Ausdruck kommende Atmosphäre etabliert, die alle, die ihn und seine Mitstreiter dort erleben durften, wohl nie vergessen werden. Kremer ist ein unbeugsamer Sucher nach der Wahrhaftigkeit in der Musik und darin Nikolaus Harnoncourt nicht unähnlich, mit dem er auch in Schumanns Violinkonzert in D-Moll eine der atemberaubendsten Einspielungen seiner Karriere überhaupt vorlegte.

Kremer, ein Aufbegehrer gegen den Musikbetrieb, hohle Hochglanzcover, geputsche Karrieren und Gagen-Hochlizitierer, hat sich für seine Geburtstags CD bei der Deutschen Grammophon kein Soloalbum gewünscht, sondern eine kammermusikalische Erkundung der Klaviertrios von Sergei Rachmaninov mit dem für mich unbedingtesten und intensivsten Pianisten der Jetztzeit, Danil Trifonov und der ausgezeichneten Cellistin Giedre Dirvanauskaite von der Kremerata Baltica.

Höhepunkt der CD ist das knapp fünzigminütige Trio élégiaque Nr. 2 in D-Moll. Das „Dem Andenken eines großen Künstlers“ betitelte Werk stellt eine Hommage an den so verehrten und bewunderten Komponistenkollegen Tchaikovsky dar. Die drei herausragenden Musiker Kremer, Trifonov und Dirvanauskaite, die dieses Werk jüngst auch öfter gemeinsam auf der Bühne interpretiert haben, scheuen keine Extreme in Tempo und Dynamik. Da klagt die Violine über den Verlust eines bedeutenden Menschen, verdichten Geige, Klavier und Cello die Variationen des zweiten Satzes zu einem faszinierenden Universum an intimen und technisch herausfordernden Ausdrucksmöglichkeiten, bevor der kurze dritte Satz in einem dunklen Klagegesang verebbt. „Abenteuer Hören“ ist ein Begriff, der sich mir schon nach kurzer Zeit Eintauchen in dieses Klaviertrio aufgedrängt hat. Was wohl das berückendste an der CD ist, die drei Musiker lassen den Werken ihr Geheimnis. Was etwa Danil Trifonov hier an magisch feinnervigen Anschlägen, glasklar auftrumpfenden bis verzagt verschleierten Phrasen und  dichter Emotionalität zustande bringt, ist stupend. Das kurze einsätzige erste Klaviertrio Rachmaninovs in G-Moll stellt das Klavier in den Mittelpunkt, das aufregend und in allen Facetten mit den beiden Streichern konzertiert. 

Man möchte dieses zauberisch schöne Album mit allen nur erdenklichen Superlativen überschütten, nur hat es sie nicht nötig. Es ist wahrhaftig!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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