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Publikumsgespräch mit Dominique Meyer am 5.11.2013

Publikumsgespräch in der Wiener Staatsoper

Dominique Meyer und Thomas Platzer stellen sich dem Publikum
Wiener Staatsoper – Mahlersaal    
5. November 2013

 

„So kann es nicht weitergehn !“

Dominique Meyer meinte, er äußere sich nicht gerne öffentlich über die anstehenden Finanzprobleme, aber die Staatsoper wartet dringend auf die Einsetzung der neuen Regierung, bzw. auf die Ansprechpartner innerhalb derselben. Er sagt, dass es in seinen 21 Jahren als Intendant an den diversen Bühnen, Theatern oder Opernhäusern noch nicht vorgekommen wäre, dass zwei Monate nach Beginn einer Saison noch kein beschlossenes Budget vorgelegen hat. Nach wie vor beträgt der Zuschuss der öffentlichen Hand seit 1999 unverändert 50 Millionen Euro, die Staatsoper hat bis jetzt die inzwischen eingetretenen Preis- und Lohnerhöhungen durch Auflösung der Reserven und durch eine sensationelle Auslastung verkraftet. Und das bei gleich bleibender Qualität und Anzahl der Aufführungen. Man könne nicht ständig die Eintrittspreise erhöhen.

Sollte die entsprechende Unterstützung der öffentlichen Hand in Form einer finanziellen Abgeltung der Kostensteigerungen ausbleiben, werden Maßnahmen in Form der Reduktion von Aufführungen und es werden in deren Folge eine Senkung der Qualität unvermeidbar werden. Das bedeute eine Änderung des Modells in der Führung eines qualitativ und quantitativ erfolgreichen Opernhauses, so wie es der Gesetzgeber eigentlich von ihm verlange.

 „Ich bin nicht der Kandidat für eine solche Umstellung“

 so Direktor Meyer ganz unverhohlen zu seiner Situation. Wenn die Regierung endlich eingesetzt ist und es zu den Verhandlungen mit den Verantwortlichen kommt, dann bittet Dominique Meyer sein Publikum, die Wiener Staatsoper dabei zu unterstützen und zu zeigen, dass es den Opernbetrieb so weitergeführt haben will

 Es kann nachgewiesen werden, dass von den Einnahmen der Wiener Staatsoper an den Staat direkt und ohne Umweg 34 Millionen Euro sofort wieder zurück fließen. Die Höchstgage für Sängerinnen und Sänger ist seit 1999 gleich geblieben, es ist nachweisbar, dass diese bei einem Antritt eines Engagements in Wien Geld verlieren gegenüber den Einkünften in ausländischen Häusern.

Vorher konnte Meyer auf die tolle Auslastung von 99,91 % auf dem Opernsektor in den ersten beiden Monaten der neuen Saison hinweisen, vor allem Dank der tollen „Fanciulla del West“. Auch wenn ihm das Wort „Streaming“ nicht gefällt, er glaubt an die Öffnung des Hauses in dieser Form, vor allem, wenn die Partituren mit automatischem Unblättern dazukommen wie etwa beim „Tristan“ im Dezember. Selbstverständlich werden Kinderopern ebenfalls mit einbezogen.

Manuel Legris bleibt dank der Vertragsverlängerung bis 2017.

Da im Gedenkjahr gleich neun Opern Verdis mit großartigen Sängern gespielt wurden bzw. werden, war es nur gut und richtig, auch dem Chor und dem Staatsopernorchester eine eigen gestaltete Gala für den Komponisten zu ermöglichen.

Neue CDs mit Aufnahmen aus dem Haus sind erschienen:

Lohengrin unter Böhm
Waküre, 1. Aufzug unter Welser-Möst
Der gesamte Ring unter Thielemann
Policino, die KinderoperErnani unter Ozawa
Don Carlo unter Karajan (Freni, Carreras, Cappuccilli usw) 1979

An neuen DVDs sind in Vorbereitung:

Capriccio mit Fleming
Das Städtchen DrumherumLa Fanciulla del West (Stemme, Kaufmann)

 An Ausstellungen ist geplant:

Im Haus: Verdi, kuratiert von Gebr. Lang
später: Lisa della Casa
Im Opernmuseum: Mirella Freni

Die Fragen des Publikums :

Ob die Stadt Wien wegen der doch immerhin vielen Touristen, die auch die Staatsoper zum Kommen animiert und die Geld nach Wien bringen, auch etwas zur Abdeckung der Kosten beiträgt. (Natürlich nicht, die hat ja ein eigenes Opern- und Musicalunternehmen)

Danach gefragt, versichern die beiden Herren, dass Generalprobenkarten ausnahmslos und völlig gratis an den Betriebsrat ausgegeben werden. Es werden von der Staatsoper selbst keine Generalprobenkarten verkauft!

Eine heitere Frage: Eine Dame will partout gerne nur zu den Höhepunkten eines Auftritts von Künstlern in den Zuschauerraum huschen („Wie es früher möglich war“), und wenn es geht auf die Stehplätze, die von den Touristen bereits verlassen sind, auch mit der Stehplatz – Berechtigungskarte. Sie verspricht auch, sich auf leisen Sohlen (also ohne Schuhe) einzuschleichen.

Die heitere Frage Nr.2 : Einem oftmaligen Wien-Besucher aus Montreal stört das ahnungslose Klatschen der Touristen und meint, dass dagegen etwas zu unternehmen wäre. Spricht von so etwas wie eine Anzeige für den Applaus.

 

Peter Skorepa
MERKEROnline
5.11.2013

 

 

 

 

 

 

 

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