Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Publikumsgespräch mit Direktor MEYER am 3.Juni 2014

Publikumsgespräch in der Wiener Staatsoper
Dominique Meyer und Thomas Platzer stellen sich dem Publikum
Wiener Staatsoper – Mahlersaal    
3.Juni 2014

 

 Zur Erinnerung an das letzte Gespräch am 5.11.2013, in welchem Dominique Meyer ausführte:

Sollte die entsprechende Unterstützung der öffentlichen Hand in Form einer finanziellen Abgeltung der Kostensteigerungen ausbleiben, werden Maßnahmen in Form der Reduktion von Aufführungen und es werden in deren Folge eine Senkung der Qualität unvermeidbar werden. Das bedeute eine Änderung des Modells in der Führung eines qualitativ und quantitativ erfolgreichen Opernhauses, so wie es der Gesetzgeber eigentlich von ihm verlange.

„Ich bin nicht der Kandidat für eine solche Umstellung“

so Direktor Meyer ganz unverhohlen zu seiner  (damaligen) Situation.

 

 „Ein Glück, dass wir Platzer haben!“

 Das Dauerthema der Finanzierung wurde auch diesmal angeschnitten, zumindest sind die finanziellen Probleme für die Abwicklung der kommenden Saison unter Dach und es scheinen Ängste über eine finanzielle Aushungerung in der Zukunft entschärft.

Dominik Meyer beginnt mit einem Lob für seinen kaufmännischen Geschäftsführer, Thomas Platzer, einem Hinweis auf die Auslastung der Sparte OPER am Haus mit 99,68 % („Das ist sicherlich Weltrekord“), auf den hohen Auslastungsgrad beim Ballett, verweist auf die über 16.000 verkauften Kinderkarten in der vergangenen Saison und auf die Qualität des Kinderchores und der Ballettschule.

Er erläutert die tägliche Sorge um den Verkaufsbericht der Kassen, weil dies der Gradmesser jenes Erfolges sei, der äußerlich herzeigbar und letztlich der Erfolg für die Finanzierung wäre.

 Die gute Nachricht über die kommende Neuinszenierung bleibt nicht aus, Otto Schenk mache für das „Schlaue Füchslein“ tolle Arbeit, in einer schönen Ausstattung, vielen Tieren und einem Wald, in welchem man „nur mehr die Eierschwammerln zu suchen wünscht“.

 Bei den Neuerscheinungen von hauseigenen DVD und CD Auflagen schwärmt Direktor Meyer von einer Aufzeichnung einer Capriccio-Aufführung auf DVD und weiteren CD-Erscheinungen wie der legendären Elektra unter Böhm mit der Nilsson aus dem Jahre 1965 („mit ganz ausgezeichneter Tonqualität“), Karajans Don Carlo mit den Wiener Philharmonikern oder dem Ernani.

 Zu dem Thema Umbesetzungen nimmt Meyer Stellung, bzw. Schildert die dabei auftretenden Probleme:

Für die Gruberova hätte es etwa um die Zeit ihres Unfalls mit dem Beinbruch überhaupt weltweit nur zwei Sängerinnen gegeben, die als Ersatz für eine Norma in Frage gekommen wären und auch Zeit gehabt hätten. Beim Versuch, unlängst aus dem hauseigenen Ensemble einen Ersatz zu finden, erkrankten aber prompt drei dafür vorgesehene Cover hintereinander oder waren durch Proben unabkömmlich.

Das Betriebsbüro hat bei jeder Vorstellung eine Liste für möglichen Ersatz bereit, genauso die Flugverbindungen am Tag der Vorstellung. Das Beispiel Giordani, der ersetzt werden musste und einer der möglichen Ersatzsänger, der aber ohne Handy in Begleitung seiner Frau auf längerem Einkaufsbummel war, illustriert eine solche Geschichte, die aber, wie wir ja wissen, doch noch gut ausging und der neue Sänger quasi in letzter Minute doch noch ans Haus geholt werden konnte.

Auch eine Absage von Florez hat eine durchaus seriöse Änderung mit einem Sänger aus dem Ensemble ergeben, der die Rolle bereits studiert hat und im Vorsingen bestanden hat. „Warum soll so ein fleißiges Ensemblemitglied nicht seine Chance erhalten“, meint Meyer. Dass dieser „Ersatz“ die Partie bereits kann, nicht aber seine Deutschkenntnisse dafür ausreichten um zu verstehen, dass er engagiert sei, sei als Kuriosum erwähnt.

Geduldig im Umgang mit seinem Publikum: Direktor Meyer nach dem Publikumsgespräch am 3.6.2014 Foto: Skorepa

Geduldig im Umgang mit seinem Publikum: Direktor Meyer nach dem Publikumsgespräch am 3.6.2014 Foto: Skorepa

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Fragen aus dem Publikum drehten sich in ihren Belangen mehrheitlich wie immer um die „Qualität“ inszenatorischer Leistungen, wobei es sich vor allem um die letzte Regie beim Lohengrin und dessen Verortung ins „Biertischmilieu“ drehte. Direktor Meyer konterte damit, dass mit wachsender Einsicht in den Inszenierungsgedanken auch die Zustimmung für diese Regiearbeit wachse und führte als Beispiel Chereaus Bayreuther Ring an und dessen Kult-Werdung im Laufe der Jahre seiner Aufführung. So seien  auch die Kritiken über Arbeiten von Wieland Wagner in der Wiener Staatsoper zu werten, dessen Regien man heute gänzlich andere, positive Beurteilungen zukommen lässt! Selbst Rossini entging dem Fiasko seiner Barbiere-Uraufführung nicht, heute aber?

Immerhin entlockte man dem Direktor eine Zusage darüber, beide Rigoletto-Inszenierungen – die neue und die alte, herkömmliche – am Hause zu belassen. („Ich kann mir das vorstellen.“) Denn eine Dame legte dem Direktor verzweifelt ans Herz, ein ganz besonderes Auge auf den neuen Rigoletto zu haben und die Qualität des gebotenen zu überwachen. Dominik Meyer schmunzelte.

 Peter Skorepa

 

 

 

 

Diese Seite drucken