Profil Hänssler: Lohengrin Bychkov als SA-CD und auf 5 LPs erhältlich
Eine der besten Wagner Aufnahmen der letzten Jahre – fast als wärs in alten Zeiten
Wie erfreulich: Vinyl ist auf fast allen Labels auf dem Vormarsch. So brachte auch Profil/Edition Günter Hänssler die in Zusammenarbeit mit dem WDR entstandene preisstrotzende Lohengrin Produktion (Best Opera Recording: BBC Award 2010
Classics today 10/10 Rating) aus der Kölner Philharmonie 2008 auf 5 LPs auf den Markt.
Dominiert von einer vor allem großartigen männlichen Sängerriege, die an größte Wagner Zeiten nahtlos anschließt, gelingt dem Wagner-affinen Dirigenten Semyon Bychkov eine großartige, eher lyrisch-sinfonisch, dennoch aber romantisch organisch fließende Wiedergabe von Wagners Drama um den silbernen Befreiungs-Schwanenritter. Die durchwegs hohe Qualität von WDR Sinfonieorchester Köln, des NDR Chors und des Prager Kammerchors wird zusätzlich noch von der Aufnahmetechnik begünstigt.
Von der Besetzung her kommt Falk Struckmann der legendären “Alten Schule“ als betörend böser Telramund mit kernig wohltuend charakteristisch ausdrucksstarkem Heldenbariton am nächsten. Johan Botha singt einen Lohengrin der Extraklasse ohne allzu androgyn noch überheldisch zu klingen. Die komplette Grals Erzählung singt er so selbstverständlich wie einstens Nilsson ihre Brünnhilden. Natürlich sind Stimmfarben letztlich Geschmacksache. Wie auch immer, der Fix-Platz im großen Wagner Himmel ist auch Botha schon sicher. Kwangchoul Youn singt einen profund geerdeten und schönstimmigen König Heinrich. Elsa und Ortrud sind mit Adrianna Pieczonka und Petra Lang gut besetzt. Die lyrischen Passagen liegen beiden mehr als die hochdramatischen Ausbrüche. Die „Entweihten Götter“ bringen Frau Lang an ihre Grenzen. An mythische Konstellationen wie Rysanek/Varnay, Grümmer/Ludwig oder Studer/W.Meier kommen sie nicht heran. Dennoch exzellente Leistungen heutigen Wagner-Gesangs.
Die Aufmachung der Vinyl-Edition ist edel, ein ausführliches Booklet enthält wunderbare Fotos des Dirigenten, ein Textbuch und ausführliche Informationen zu Lohengrin. Allerdings lässt die Pressqualität der massiven 180 gr Schallplatten zu wünschen übrig. So viel Staub auf den original verschweissten LPs und bisweilen echt störendes Geknistere darf nicht sein. Kein Vergleich mit den neuen Melodiya-Pressungen. Ich werde also diese LPs zuerst einmal waschen müssen, um die Pressrückstände zu entfernen und sie ohne Störgeräuschen hören zu können. Ein echtes Ärgernis bei einem ansonsten vollends geglückten künstlerischen Unterfangen.
Dr. Ingobert Waltenberger