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PRAG/ Státní opera Praha: LA TRAVIATA

27.10.2023 | Oper international

Giuseppe Verdi: La traviata • Státní opera Praha • Vorstellung: 26.10.2023

(158. Vorstellung • Premiere am 05.10.2006)

Handwerklich überzeugende Oper

Arnaud Bernards ausgesprochen werkdienliche Regie funktioniert weiterhin tadellos.

trzu
Foto © Národní divadlo Praha

Die Inszenierung von Arnaud Bernard (Regie) überzeugt in ihrer absoluten Schlichtheit, die es Sänger und Publikum erlaubt sich ohne Ablenkung ganz auf die Geschichte zu konzentrieren. Alessandro Camera (Bühnenbild) hat dazu ein ganz in Weiss gehaltenes Einheitsbühnenbild aus einer halbkreisförmigen, schlichten hölzernen Wandverkleidung mit zwei Türen geschaffen. Für die einzelnen Akte genügen dann wenige Versatzstück und die mobilen Elemente des Bühnenbilds. Während der inszenierten Ouvertüre ist Violettas Kollegin Flora zu sehen, wie sie im zwischen dem halbkreisförmigen Sofa ausgebreiteten Geld badet und sich von ihrem letzten Kunden bezahlen lässt. Eine flinke Dienerschaft packt dann das Geld zusammen, damit Violetta rechtzeitig ihre Gäste begrüssen kann. Im zweiten Akt finden dann Herbstlaub, das Liebespaar ist zwar in der Idylle auf dem Land, aber mit dem Besuch von Vater Germont kommt auch der Anfang vom Ende, und ein windradförmiger Dreier-Sessel Verwendung. Im dritten Akt wird mit drei Elementen der Wand-Verkleidung etwas Privatsphäre geschaffen – zugleich ist aber mit der Aufteilung der Wandverkleidung ein weiterer Schritt zum Ende getan. Für einmal stirbt Violetta im Ohrensessel und nicht im obligaten Krankenbett. Die diskreten Kostüme von Carla Ricotti unterstützen die mustergültige szenische Umsetzung.

Dirigent Vincenzo Milletari debütiert in dieser Vorstellung. Er hat das Orchestr Státní opery tadellos im Griff, neigt dabei aber dazu, zuviel Phon zu gewähren. Der von Adolf Melichar vorbereitete Sbor Státní opery hinterlässt einen tadellosen Eindruck.

Die Überraschung des Abends ist die in der Schweiz ausgebildete Lucie Kaňková als Violetta Valery. Ihr wunderbar klarer Sopran ist perfekt geführt und vermittelt auch die zu Traviata gehörenden Emotionen auf eindrücklichen Weise. Kyungho Kims (Alfredo) Tenor überzeugt durch unendlichen Atem und sein leicht metallische Erfahrung. Stilistisch ist aber noch einiges zu bewältigen, vor allem, um vom Trompeten zum Singen zu kommen. Das Auditorium glaubt ihm auch dann, dass er Tenor ist, und Verismo ist bei Verdi nun mal fehl am Platz. Daniel Luis de Vicente gibt einen tadellosen Giorgio Germont. Sylva Čmugrová als Flora, Daniel Matoušek als Gaston, Roman Vocel als Baron Douphol, Ivo Hrachovec als Marchese d’Obigny, Oleg Korotkov als Dottore Grenvil und Lubomira Popova als Annina ergänzen das Ensemble.

Handwerklich überzeugende Oper.

Weitere Aufführungen: 04.11.2023, 08.11.2023, 09.11.2023, 15.11.2023, 16.11.2023, 15.12.2023,

20.12.2023, 28.12.2023, 04.01.2024, 13.03.2024, 20.03.2024, 30.03.2024.

01.11.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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