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PORTO – ERFRISCHENDES WELTKULTURERBE ZWISCHEN ATLANTIK UND DEM DOURO

06.07.2015 | Allgemein, REISE und KULTUR

Porto – erfrischendes Weltkulturerbe zwischen Atlantik und dem Douro, 05.07.2015

von Ursula Wiegand

 Porto, alte Fischerkapelle am Atlantik
Porto, alte Fischerkapelle am Atlantik. Foto: Ursula Wiegand

 Die frische Atlantikbrise ist jetzt die wahre Wohltat. So stickig wie zurzeit in Wien und Berlin wird es in Porto nicht. Portugals grüner Norden hat ganzjährig, von wenigen Ausnahmen abgesehen, gemäßigte Temperaturen.

 Ausflugs- und Fischerboote auf dem Douro
Ausflugs- und Fischerboote auf dem Douro. Foto: Ursula Wiegand

 Auf den zahlreichen Ausflugsbooten, die ständig auf dem Fluss Douro entlang schippern, fächelt auch der Fahrtwind angenehm um die Stirn und macht die Sicht auf die schöne, Ribiera genannte Altstadt zum ungestörten Vergnügen. Seit 1996 gehört sie komplett zum UNESCO-Weltkulturerbe.

 Blick über den Douro auf Portos Altstadt, Weltkulturerbe
Blick über den Douro auf Portos Altstadt, Weltkulturerbe. Foto: Ursula Wiegand

 Malerisch „wachsen“ ihre Häuser die Hügel empor. Ganz oben thront die wuchtige Kathedrale (Sé do Porto), errichtet im 14. Jahrhundert. Doch fast stiehlt ihr der Torre dos Clérigos die Schau. Tatsächlich ist der 75 m hohe Barockturm aus dem 18. Jahrhundert Portos Wahrzeichen.

 Porto, Kathedrale (Sé do Porto)
Porto, Kathedrale (Sé do Porto), Foto: Ursula Wiegand

 Bei Näherkommen beeindrucken die Größe dieser Kathedrale, ihr prächtiges, barock umgestaltetes Kirchenschiff und die sakralen Schätze im dazugehörigen Museum. Lächeln lässt eine volksnahe Abendmahlsszene. Ob wohl das Mini-Lämmchen auf dem Teller für die hungrigen Apostel reicht, selbst wenn einer – vermutlich Johannes – gerade schläft?

Kreuzgang der Kathedrale 
 Kreuzgang der Kathedrale. Foto: Ursula Wiegand

 Eine Augenweide ist auch der mit Azulejos geschmückte Kreuzgang. Diese für Portugal typischen, blauweiß bemalten Keramikfliesen waren und sind Schmuck, Fassadenschutz und Lernmaterial. In der Vorhalle des Bahnhofs São Bento wird mit ihnen die Geschichte des Landes erzählt.

 Bahnhof São Bento, Eingangshalle
Bahnhof São Bento, Eingangshalle. Foto: Ursula Wiegand

 Ein historisches Schlachtgetümmel nimmt eine ganze Wandbreite ein. Schönheitspreise wegen ihrer Fliesen-Fassaden verdienen überdies die Kirche Santo Ildefonso (St. Alfonskirche), geweiht 1739, und die St. Antoniuskirche in der Altstadt.

St. Alfonskirche (Santo Ildefonso), geweiht 1739 
St. Alfonskirche (Santo Ildefonso), geweiht 1739. Foto: Ursula Wiegand

 Den Prunk-Sonderpokal gewinnt dagegen die Franziskuskirche. Außen schlicht, drinnen Glitzern ohne gleichen. Beladen mit rd. 350 kg Goldauflage blenden Altäre, Säulen und das Schnitzwerk die Augen.

„Eines Tages war der Klerus von dieser Üppigkeit, die ganz im Gegensatz zum Armutsideal des hl. Franziskus stand, dermaßen schockiert, dass in der Kirche keine Gottesdienste mehr abgehalten werden durften,“ steht im offiziellen Kirchenführer. Seither ist sie ein Museum der allerschönsten Künste.

Portos frühere Börse, jetzt Saal für Events 
Portos frühere Börse, jetzt Saal für Events. Foto: Ursula Wiegand

 Übrigens wurde auf dem Grund des ehemaligen Klosters der (inzwischen nicht mehr benötigte) Börsenpalast errichtet. Für die Führungen durch die exquisit ausgeschmückten Säle stehen die Besucher Schlange und kommen im Arabischen Saal gar nicht aus dem Staunen heraus.  

Nach all’ dem früheren Protz besitzt Porto seit geraumer Zeit ein Faible für die schnörkellose Moderne und zwei weltbekannte Architekten in seinen Mauern, die dem Rechnung tragen. Schon seit 1966 ist das Meeresschwimmbad Piscina das Marés von Álvaro Siza Vieira der Sommerhit. Es schützt die Badenden vor der heftigen Atlantik-Brandung, die die Surfer lieben. Doch welch ein Gaudi, wenn die Wellen auch mal in die Becken schwappen.

 Museum für Zeitgenössische Kunst, 1999, von Alvaro Siza
Museum für Zeitgenössische Kunst, 1999, von Alvaro Siza. Foto: Ursula Wiegand

 Auch Sizas Museum für Zeitgenössische Kunst (von 1999), ebenfalls ein eher strenger Bau, ist dank des dazugehörigen 18 Hektar großen Parks ein beliebtes Freizeitziel. Auf einem kleinen Teich können die Kids sogar rudern.

 Casa da Música von Rem Koolhaas, c
Casa da Música von Rem Koolhaas. Foto: Ursula Wiegand

 Schulklassen stürmen schon morgens das Konzerthaus Casa da Música, hat doch der niederländische Architekt Rem Koolhaas für Amüsement gesorgt – mit Räumen hier knallgrün, dort mit gelber Auflage zum Runterrutschen. Durch eine Glaswand sind die Musiker bei der Probe zu sehen.

 Casa da Música, vergnügliches Rutschen
Casa da Música, vergnügliches Rutschen. Foto: Ursula Wiegand

 Um die Mittagzeit eilen viele Geschäftsleute ins dazugehörige Restaurant. Das perfekt zubereitete 3-Gang-Menü plus Kaffee für 14,50 Euro ist der Renner, und regionale Produkte sind Trumpf.

 Porto, Teehaus von Alvaro Siza, 1963
Porto, Teehaus von Alvaro Siza, 1963. Foto: Ursula Wiegand

 Ein Trumpf der eleganten Art ist Álvaro Siza Vieiras Teehaus (Casa de Chá) von 1963 am Atlantik, das sich nahe der alten Fischerkapelle in die Felsen duckt. An stürmischen Tagen wäscht die Brandung die Fenster.

traditionelle Straßenbahn (eléctrico) 
Porto, traditionelle Straßenbahn (eléctrico). Foto: Ursula Wiegand

 Nun aber rein in die traditionelle Straßenbahn „eléctrico“ und bis zur Endstation juckeln. „Als Schüler sind wir heimlich draußen auf dem Trittbrett gefahren,“ lacht Stadtführer Ricardo. Unser Ziel sind die Taylor’s Portweinkeller, gegründet 1692. Führung, Verkostung und speisen mit superber Aussicht auf der Terrasse.

Portos Altstadt, Weltkulturerbe, und Dom Luis Brücke 
Portos Altstadt, Weltkulturerbe, und Dom Luis Brücke. Foto: Ursula Wiegand

 Zum Greifen nah von hier oben erscheint die 1886 eingeweihte Dom Louís Brücke, geplant von Théophile Seyrig, einem Schüler von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffelturms, der zuvor die Ponte Maria Pia konzipiert hatte. Noch kühner als sie schwingt sich die Dom Louís Konstruktion über den Douro zur Altstadt.

Diese lässt sich nun frisch gestärkt erobern, dort vor allem der legendäre Buchladen „Lello & Irmão. Stöbern ohne Ende, würden draußen nicht die Eisbecher in den Cafés locken.  

Die Alternativen drinnen sind das Aquarium „Sea Life“ mit seinen Haien, Rochen und einer Riesenschildkröte oder die Entdeckerwelt (World of Navigators), wo Große und Kleine in Elektrobooten den Spuren von Portugals Seefahrern zu fernen Ländern folgen.

 Bragas Fußballstadion von Eduardo Souto Moura
 Bragas Fußballstadion von Eduardo Souto Moura. Foto: Ursula Wiegand

 Fußball? Dann auf ins 40 km entfernte Braga, wo zur Fußball-EM 2004 ein neues Stadion mit 30.200 Plätzen gebaut wurde. Architekt Eduardo Souto Moura hat es sensationellerweise aus einer Felswand schlagen lassen. Starke Seile halten die Tribüne. Für die Kleinstadt ist es nun überdimensioniert, und so gibt es für fast alle Spiele immer noch Tickets für billig Geld. Und zum (gesitteten) Feiern oder Übernachten das feine Hotel Meliá Braga mit sehr guter Küche.

 Braga, empor zum  Heiligtum des guten Jesus
Braga, empor zum Heiligtum des guten Jesus. Foto: Ursula Wiegand

 Statt Kicken aktiv oder passiv gibt es in Braga noch eine andere leicht sportliche Tat, selbst wenn es leicht regnet: der Aufstieg zum Heiligtum Bom Jesus do Monte (Guter Jesus auf dem Berg), der sich allerdings auch per Bergbahn vollbringen lässt. Das wäre jedoch ein Fehler.

 Braga, Lebensbaum-Kapelle des Priesterseminars
Braga, Lebensbaum-Kapelle des Priesterseminars. Foto: Ursula Wiegand

 Immerhin ließe der sich – wenn nicht sogleich, dann später – in der zu einem Priesterseminar gehörigen „Capela da Árvore da Vida“ (Baum des Lebens) auf berührende Art büßen. Denn diese aus 20 Tonnen Holz ohne jeden Nagel gefertigte Kapelle des Priesterseminars gilt als schönstes Beispiel modernen Sakralbaus in ganz Portugal.

 Restaurant Os Lusíadas, alles ganz frisch
Restaurant Os Lusíadas, alles ganz frisch. Foto: Ursula Wiegand

 All’ diese Erlebnisse und Erkundungen verdienen einen passenden Abschluss. Fisch und Meeresfrüchte so frisch und so lecker zubereitet wie in Porto – im Restaurant Os Lusíadas (Atlantiknähe) – wird man/frau selten finden, genau wie die saftigen Steaks im Gourmetrestaurant DOP im Palace of Arts in der Altstadt. Dass solche Genüsse auch ihren Preis haben, versteht sich von selbst. Und dazu einen Douro-Wein zu trinken, ebenfalls, zumal dieses Weinanbaugebiet – Alto Douro Vinhateiro – zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.     

Ursula Wiegand

 Infos auch auf Deutsch unter visitportoandnorth.travel (rechts den Button Int drücken und auf DE scrollen).

Besondere Hotels in Porto: das Film affine Vila Galé Porto (mit großen Bildern früherer Stars) und das Designerhotel Hotel Teatro nahe dem Bahnhof San Bento.

 

 

 

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