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PLZEN/Pilsen/Velkem divadlo: IL TROVATORE

30.04.2025 | Oper international

29.04.2025 Velkem divadle, Plzen: „IL TROVATORE“

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Azucena, Manrico. Foto: Velkem divadle

Erst drei Tage zuvor, am Samstag, hatte Verdis „Feueroper“ Premiere gehabt, nun war – zum ersten Mal – die Alternativbesetzung am Zug. Um es vorweg zu nehmen: ich kann mir nicht vorstellen, dass die Premiere spannender – oder gar „besser“ – ablief als diese Aufführung am Dienstag. Jiri Strunc am Pult des Opernorchesters des DJKT ( Divadlo Josefa Kajetana Tyla Plzen – Josef Kajetan Tyl war Dichter, Schauspieler im 19.Jahrhundert und ist Schöpfer der schönen tschechischen Nationalhymne „Kde domuv muj“) bot eine spannende, manchmal vielleicht recht flotte Wiedergabe der Verdischen Partitur – ein einzelner Buhschrei gegen ihn am Schluß war für mich nicht nachvollziehbar! Das Orchester war aufmerksam und spielfreudig, die Verbindung zur Bühne funktionierte tadellos. Dort sah es erfeulich aus: ein Trovatore mit schönen, kleidsamen Kostümen (Dana Haklova ein Sonderlob!) und eine Szenerie, die auf Projektionen setzte, die einen absolut kongenialen Rahmen zur Musik und auch zum Libretto bildeten – einige weniger passenden einzelnen Momente konnte man getrost „ausblenden“ und übersehen. Die Regie – Michal Lieberzeit – war bis auf eine Ausnahme getreu dem Libretto ohne aktualisierende Mätzchen oder ähnlichem. Die betraf die zu frühe Giftnahme der Leonora noch während des Miserere – was einfach unsinnig ist!

Aber wie ein alter Spruch es besagt, eigentlich braucht man zu dieser Oper nur vier ausgezeichnete Sänger! Warum diese Binsenweisheit so oft gerade auf den Trovatore bezogen wird, entzieht sich meiner Kenntnis – ich hab auch in anderen Operm gern gute Sänger…

Nun, gut waren sie allemal! Martin Barta als Luna wartete mit einem voluminösen, angenehm timbriertern Bariton auf, sang schöne Kantilenen, nur oben rutscht der Stimmsitz etwas zurück. Ivana Veberova war eine wunderschöne Phrasen singende anmutige Leonora. Sie beindruckte mit kunstvoll gesponnenen Phrasen und einem langen Atem, hatte auch die Kraft für die dramatischen Passagen und klare Koloraturen. Einige wenige Töne verlor auch sie den Stimmsitz und es mischte sich ein Beiklang dazu – aber dies nur der Vollständigkeit halber, insgesamt auch dank ihrer exzellenten Bühnenerscheinung eine sehr positive Leistung! Jana Foff Tetourova war eine dramatisch auftrumpfende, leidenschaftliche Azucena mit viel „grinta“ in der Stimme: von der brustigen Tiefe bis zum finalen acuto! Eine sehr mitreissende Gestalterin – vokal und darstellerisch. Warum sie das finale „Ai nostri monti“ Duett mit Manrico so „zerhackte“ und quasi „staccato“ sang war mir schleierhaft, da sie davor auch stilistisch tadellos unterwegs war! Ihr Sohn Manrico war bei Mickael Spadaccini bestens aufgehoben. Der Italo-Belgier debütierte hier in dieser Partie und bis auf den ersten eher fahlen „Deserto sulla terra“ Einstieg hinter der Szene gab es nichts zu bemängeln. Mit großer Präsenz und gut fokussiertem, bronzenen Tenor wurde er sowohl den lyrischeren Abschnitten (etwa „Ah si ben mio“ sehr gefühlvoll auf Linie gesungen) als auch den dramatischen Ausbrüchen mit Azucena , speziell dann auch im Finale gerecht, und auch „die“ Nummer im Trovatore, das „Di quella pira“ gelang vorzüglich und packend! Nie dachte man an ein Debut, so sicher und sowohl technisch –stimmlich, als auch darstellerisch-interpretatorisch war alles gut abgesichert. Er wird zweifelsfrei mit dieser Partie auch an größeren Häusern reüssieren können.

Frantisek Zahradnicek war als Ferrando mit kräftigen Basstönen ein sehr guter Haudegen im wahrsten Sinne des Wortes , Radka Sehnoutkova eine aufhorchen lassende Ines mit schöner Phrasierung, David Cizner (Ruiz) war als indisponiert angeschrieben, und als Alter Zigeuner stellte Jevhen Sokalo einen köstlichen Typen auf die Bühne! Der Chor des DJKT schien nicht ganz ausgeglichen, speziell in der Klosterszene zerfiel der Gesamtklang der Damen aufgrund einiger „Solistinnen“, die sich offenbar in Szene setzen wollten. Spielfreude war ihnen aber nicht abzusprechen, speziell die Zigeunerlagerszenen waren sehr gut gelungen.

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Schlussapplaus. Foto: Tanzler

Am Schluß großer Applaus und Jubel von einem vollen Haus, wo man auch einige fränkisch sprechende Besucher ausmachte – der Bayerische Wald liegt ja keine Stunde von Plzen entfernt. Man verließ erfreut das Haus, eine rundum gelungene und spannende Aufführung erlebt zu haben, musikalisch und szenisch! Speziel Zweiteres verdient heute ja schon ganz besondere Erwähnung! Bravo!

Michael Tanzler

 

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