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Piazzolla – Patagonia Express Trio. Neue CD mit Werken von Astor Piazzolla bei Berlin Classics erschienen/

04.02.2021 | cd

Piazzolla – Patagonia Express Trio

Viele ansprechende Impuse

Neue CD mit Werken von Astor Piazzolla bei Berlin Classics erschienen/

Anlässlich des Geburtstages von Astor Piazzolla veröffentlichen die Brüder Claudio und Oscar Bohorquez gemeinsam mit Piazzollas Ensemble-Kollegen Gustavo Beytelmann das Album „Piazzolla: Patagonia Express“. Das Trio nimmt nicht nur Piazzollas musikalisches Erbe in Angriff, sondern auch von Beytelmann komponierte Werke. Piazzollas Musik ist sehr vielseitig geprägt und tief verwurzelt in der Tangotradition. Die Vielseitigkeit von Piazzollas Stil zeigt sich vor allem auf diesem Album. Neben seinen traditionellen Stücken wie „Le Grand Tango“ reihen sich Werke wie „Milonga del angel“ oder „Cuatro Estaciones Portenas“ ein. Interessant ist vor allem, dass die Jahreszeiten ursprünglich nicht als Suite konzipiert waren, sondern zu den unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Kontexten entstanden sind. Seine argentinische Art, seine musikalischen und persönlichen Geistesflüge sowie das zusammen mit Astor Piazzolla einverleibte Bühnenleben habe den entscheidenden Impuls gegeben, dieses Album einzuspielen, betonen die Brüder. Tosende Urkraft und wirkungsvolle Improvisationen zeigen sich vor allem bei Astor Piazzollas „Las Cuatro Estaciones Portenas“, wo Oscar Bohorquez (Violine), Gustavo Beytelmann (Klavier) und Claudio Bohorquez (Cello) die thematischen Verflechtungen und Motiventwicklungen in reizvoller Weise herausarbeiten. Sehr vital und melodisch facettenreich wird ferner „Le Grand Tango für Violine und Klavier“ interpretiert, wobei die knisternden Synkopen und Rhythmen in nuancenreicher Weise hervorstechen. „Milonga en re“ und „La Muerte del angel“ entführen die Zuhörer in eine andere Welt: Einfühlsame Melodien überlagern sich, bewegender Klangzauber spricht den Zuhörer ganz unmittelbar an. Verschiedenartige Tempi und spontane Kadenzen erklingen hier in einer erfrischenden Rastlosigkeit. Auffallend ist zugleich, dass Astor Piazzolla auch immer wieder die barocke Form verwendet. Das transparente Klangbild lockert sich zudem wiederholt auf und offenbart auch reizvolle chromatische Strukturen. Interessant ist ferner die erfrischende Begegnung mit den Werken von Gustavo Beytelmann, dessen Werke „Ofrenda – Homenaje a Astor Piazzolla“, „Balada für Violine und Klavier“ sowie „Tango für Violine und Klavier“ eine starke Nähe zu den Werken Astor Piazzollas aufweisen. Zuletzt erklingt noch Duke Ellingtons „Caravan“, wobei hier vor allem der dynamische Wille sowie die explosive Kraft der sparsamen Harmonien in ganz besonderer Weise auffallen. Es ist eine Musik der Verwandlung der Erinnerungen in Tönen, die auch eine fast schon melancholische Stimmung verbreiten. Der reizvolle Zusammenfluss von Jazz und Folklore zeigt dabei immer wieder einen bemerkenswerten Klangfarbenreichtum. Die Musiker entfalten dabei ungeahnte Kräfte.    

Alexander Walther

 

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