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PETER RÖSEL, ein beliebter Konzertpianist im Gespräch

01.03.2015 | Instrumentalsolisten

Coswig/ Villa Teresa: PETER RÖSEL, EIN BELIEBTER KONZERTPIANIST IM GESPRÄCH 14.3.2015

 

Von Anfang an, als es darum ging, den einstigen Wohnsitz Eugend’Alberts in Coswig-Kötitz aus einem völlig abgewohnten Wohnhaus und einem verwilderten Park in eine Gedenkstätte, der Villa Teresa, zu verwandeln, stand Peter Rösel als Schirmherr stets mit Rat und Tat zur Seite. Jetzt hatten sich zahlreiche Besucher, Bewunderer und Verehrer eingefunden, um ihm in einem Gespräch mit der Moderatorin Bettina Volksdorf (Hörfunk mdr Figaro) zuzuhören und so manches über seinen Werdegang, seine Erfahrungen und seine Ansichten zu erfahren.

 Er wollte schon immer Pianist werden – schon seit seinem 4. Lebensjahr – und hat nie daran gezweifelt, seinen Weg in dieser Richtung zu gehen. Er wollte „immer nur Musik machen, um damit auch andere Menschen zu erfreuen“. Er liebte das Klavier „ohne Rückschläge“ oder Zweifel und wollte nicht – wie andere Kinder – zwischenzeitlich auch mal Lokomotivführer oder ähnliches werden – immer nur Pianist. Unbeirrbar hielt er an seinem Ziel fest und setzte es in die Tat um. Seit seinen ersten öffentlichen Auftritten hat er nicht nur eine große Fan-Gemeinde in Dresden, wo er wohnt, und ganz Deutschland, sondern jetzt eine noch größere in Japan und Ostasien. Sein besonders fein differenzierter, klangvoller Anschlag, seine große Musikalität, seine, dem Charakter eines Werkes nachspürenden Interpretationen und nicht zuletzt seine persönliche Bescheidenheit und sympathische Ausstrahlung ziehen die Zuhörer aller Bevölkerungsschichten in seinen Bann.

 Sein „Start“ ins Leben verlief alles andere als glücklich. Geboren am 2. Februar 1945, drei Tage, nachdem seine Mutter Witwe geworden war (wovon sie zu dem Zeitpunkt noch nichts wusste), hatten er und seine Mutter „Glück im Unglück“. Am Tag des 13. Februar verließen sie die Klinik, um bei den Großeltern zu sein. Am nächsten Morgen gab es weder die Klinik noch das eigene Wohnhaus mehr, die nächtlichen Bombenangriffe hatten alles hinweggefegt. Er wuchs bei den Großeltern am Rande des Stadtzentrums auf, deren Haus „nur“ eine Brandbombe getroffen hatte. Im beschädigten 2. Stock des Hauses nistete ein Eulenpaar, an das er sich noch erinnert. Bis auf die Trümmerberge im Stadtzentrum sind jedoch seine Erinnerungen an diese Zeit verblasst.

 Er hat sich vor allem auf sein musikalisches Zuhause und das Instrument konzentriert. Die Musik nahm ihn gefangen. Zu seiner Mutter, einer als Solistin ausgebildeten Sängerin und Mitglied des Dresdner Staatsopernchores, kamen oft Kollegen zum gemeinsamen Musizieren. Der Großvater dilletierte und brachte ihm die musikalischen Anfangsgründe bei, so dass er schon mit 4 Jahren Unterricht haben wollte, aber die Lehrerin vertröstete ihn auf später. Sie wollte „kein Wunderkind“ erziehen. Als er 6 Jahre alt war, war es dann endlich so weit.

 Seit seinem ersten öffentlichen Auftritt mit Orchester als Vierzehnjähriger und seinem ersten großen Konzert als Siebzehnjähriger (mit dem Staatlichen Orchester Frankfurt/Oder im Friedrich-Wolf-Theater, Eisenhüttenstadt), bei dem er das „Konzertstück“ von C. M. v. Weber und das „2. Klavierkonzert“ von D. Schostakowitsch spielte, liebt ihn das deutsche Publikum. Seit seinem Auftritt bei den Dresdner Musikfestspielen und einem darauffolgenden Klavierabend 2007 in Japan, der von den führenden japanischen Musikzeitschriften als Ereignis des Jahres gefeiert wurde, tritt er oft und gern in Japan und Fernost auf. „Das japanische Publikum hat am besten gelernt, seinen Hustenreiz zu unterdrücken“, wie er scherzhaft meinte, „oder anders ausgedrückt, es ist das aufmerksamste Publikum, konkurrenzlos gegenüber Amerika und dem übrigen Ostasien“. Am schlimmsten seien die Chinesen, die während des Konzertes essen und trinken wie in der Barockzeit und ihre Handys nicht ausschalten.

 Meilensteine seiner jugendlichen Pianisten-Laufbahn waren Preise beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier Zwickau 1962 (17jährig), dem Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb, wo er als erster Deutscher einen Preis errang und jetzt in der Jury mitwirkt, und dem Internationalen Klavier-Wettbewerb Montreal. Nach dem Robert-Schumann-Wettbewerb holte ihn Dmitri Baschkirew ans Moskauer Konservatorium, wo sich ein fünfjähriges Studium bei Baschkirow und Lew Oborin anschloss. Dort unterrichtete die gesamte russische Instrumental-Elite. Sie waren Vorbilder, „auch schon ohne etwas zu sagen“. Schon allein ihr Erscheinen bedeutete eine hohe Motivation. Für Rösel war es „die beste Ausbildung“, denn für bestimmte Dinge war Moskau ein Zentrum. Er hat dort große Intensität und Können gelernt, aber auch, dass das pianistische „Handwerkszeug“ sehr wichtig ist, aber allein nicht ausreicht.

 Danach folgten Konzerte bei der Dresdner Philharmonie und der (damaligen) Staatskapelle Dresden. Ihm ging der Ruf voraus, dass er „gut, laut und schnell Russen spielt“. Als er fühlte, dass er in die Ecke für deutsche und russische Musik von Beethoven bis Schwerpunkt Strawinsky zu geraten drohte, dachte er, dass er auch noch anderes können müsste und wandte sich den „übrigen“ Komponisten zu, u. a. W. A. Mozart und C. M. v. Weber, der ein sehr guter Pianist war und deshalb oft schwierige Griffe in seine Klavierwerke eingebaut hat.

 Jetzt gibt Rösel sein Wissen und Können als Professor an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden an die nächste Generation weiter. Kürzlich feierte er seinen 70. Geburtstag und „fühlt sich noch gut“, denkt nicht über das Alter nach, hält sich fit mit Wandern und etwas Gartenarbeit und wartet zu Hause auf die nächsten Auftritte, denn sich selbst „zu vermarkten“,  liegt ihm fern. Er ist ohnehin sehr gefragt. Seine, für Japan aufgenommenen, Einspielungen der Sonaten Beethovens und der Klavierkonzerte Mozarts mit den Dresdner Kapellsolisten (Aufnahmestudio: Lukaskirche, wo schon Karajan seine Aufnahmen gemacht hat) sind auch in Deutschland sehr begehrt, obwohl letztere noch gar nicht abgeschlossen sind. Ein für die Musikfestspiele im Mai geplantes Konzert im Palais im Großen Garten war innerhalb von 2 Tagen ausverkauft, so dass ein zweites eingeschoben werden musste. Schöner kann es für ihn gar nicht sein. Was er tut, füllt ihn aus. Er will die Aufgaben, die an ihn herangetragen werden, immer sehr gut erfüllen.

 Im Gespräch verriet er u. a. auch seine Vorstellungen von der Zukunft der Semperoper, deren Wiedereröffnung am 13.2.1985, einem -20°C-kalten, wunderbar sonnigen Tag, er herbeigesehnt hatte. Er wünscht sich ein gutes Repertoire, Kontinuität des Ensembles und gute zeitgemäße Inszenierungen, die die Oper nicht „umkrempeln“.

 … und noch etwas: Er ist nicht unbedingt für „authentisches“ Musizieren. „Alle Komponisten und Musiker waren mit den Instrumenten ihrer Zeit nicht zufrieden“. Beethovens „Hammerkavier“-Sonate muss nicht zwingend auf einem Hammerklavier gespielt werden, denn auch Hörgewohnheiten haben sich geändert.

 Das Gespräch wurde mit ausgewählten Musikbeispielen aus verschiedenen Zeiten seines pianistischen Schaffens vom Band „untermalt“. Zum Schluss ließ er es sich aber nicht nehmen, sich doch noch an den Flügel zu setzen und in seiner ungekünstelten, sehr qualitätsvollen Art die Zuhörer mit einem, nicht nur durch seine volkstümlichen Melodie-Zitate sehr ansprechenden Stück der gehobenen kubanischen Unterhaltungsmusik von Ernesto Lecuona (1895-1963), einem der bedeutendsten kubanischen Komponisten des 20. Jh, dem „kubanischen Gershwin“, und einstigem „Wunderkind“, zu überraschen.

 Ingrid Gerk    

 

 

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