GESPRÄCH MIT PETER EDELMANN (Online-Merker-Galerie – 30.6.2018)
Moderation: Elena Habermann
Univ. Prof. Peter Edelmann ist der neue künstlerische Direktor der Seefestspiele Mörbisch, den Titel Intendant schätzt er nicht so wirklich.
Melanie Hollyday und Peter Edelmann vor dem Mariza-Plakat. Foto: Herta Haider
Er war eher überrascht, als er nach der Ablöse des nach dem Hearing Erstgereihten plötzlich als ursprünglich Zweitgereihter zur Leitung der Seefestspiele Mörbisch berufen wurde. Entscheidend war wohl, das sich manche Ideen des Erstgereihten nach Ansicht der Verantwortungsträger nicht verwirklichen ließen und er, Peter Edelmann, doch die vernünftigeren, besser zu Mörbisch passenden Konzepte einbrachte.
So entstand die Idee zur „Gräfin Mariza“, gut passend auch zur nahen ungarischen Grenze. Ab dieser Ernennung wusste Peter Edelmann, dass er nun einen 24-Stunden Job hat, der ihn fast an nichts anderes denken lässt. Zum ersten Mal steht er nicht auf der Bühne, also hat er die Seite gewechselt. Er sitzt fallweise hinter dem Schreibtisch, spricht mit Sponsoren, zaubert Geld herbei, kümmert sich um Mitarbeiter, wie den Regisseur Karl Absenger, der schon in Mörbisch arbeitete und die Situation der Seebühne kennt, sowie um den großartigen und erfahrenen Bühnenbildner Manfred Waba, der die Oper St. Margarethen mit begründete. Waba schuf ein Bühnenbild das von einer Geige, der größten der Welt, dominiert wird. Die Geige soll eine Art Geheimnis bilden und wie ein Vorhang wirken. Langsam sieht man dann das phantastische Bühnenbild. Für Peter Edelmann ist es wichtig, dass die Geschichte des Stücks erzählt wird und nicht die Träumerei eines Regisseurs, er will für das Publikum spielen und nicht für das Feuilleton.
Mit diesen Gedanken im Kopf fand er auch sofort ein sehr gutes Team, angefangen mit de Solisten, und dem Chor, der sich nun erneuert. Walter Zeh, der Chef des Philharmonia Chores, der bei vielen Festivals eingeladen ist, wird nun ab 2018 auch in Mörbisch dabei sein. Das ist absolut ein Treffer ins Schwarze. Und für das Publikum spielen heißt auch, dass sehr viel von der Mundpropaganda abhängt. Das ist fast das Wichtigste, wenn sich die Besucher gut amüsieren, sagen sie es gerne weiter, wenn es ein Flop ist leider noch lieber, aber davon ist ja nicht die Rede.
Melanie Hollyday vor den Wagner-Postern unserer Ausstellung. Foto: Herta Haider
Eine besonders große Freude bereitete es Peter Edelmann, die so spontane Zusage von Melanie Hollyday. Sie kam auch als Überraschungs- und Stargast zu unserem Künstlergespräch. Der einstige Publikumsliebling der Ära Carl Dönch an der Wiener Volksoper ist immer noch dieses quirlige, liebenswerte Geschöpf wie vor einigen Jahren. Fünfundzwanzig Jahre war sie dem Haus am Gürtel treu! Nun lebt sie wieder in ihrer alten Heimat Texas und ist sehr glücklich, wieder einmal hier zu sein, nicht nur um Freunde zu treffen, noch viel schöner ist es wieder gebraucht zu werden. Schon allein dieses Zusammentreffen sollte doch alle Operettenfreunde und Fans der so guten Künstlerin nach Mörbisch führen. Auf der alten Seebühne war sie zweimal dabei. In der „Lustigen Witwe“ und in „Pariser Leben“. An der Wiener Staatsoper konnte man sie in „Mass“ von Leonard Berstein hören. Heute unterrichtet die eigentlich vom Ballett kommende Dame in ihrer Heimat Texas „Zumba“, dass ist Fitness mit Musik.
Peter Edelmann wusste im Moment seiner Ernennung zum Mörbisch-Chef, dass er in dieser Position nicht mehr gut Institutionsvorstand auf der Musikuniversität Wien sein konnte und hat deswegen die Position aufgegeben. Nach drei Jahren in dieser Position bleibt er nun „nur“ Gesangslehrer, eine Arbeit, die er sehr gerne und mit viel Liebe und großer Umsicht für die angehenden jungen Künstler macht. Dies betreibt er bereits acht Jahre. Die Begabtesten haben natürlich auch die Chance in kleineren Rollen in Mörbisch mit dabei zu sein und es ist für so am Anfang stehende junge Menschen ein Unterschied, ob man in kleinem Rahmen ein Konzert oder Oper singt – oder plötzlich in einem Riesenareal mit 6000 Zuhörern.
Er kümmert sich in Zusammenarbeit mit seiner Gattin auch sehr um jene Künstler, die viel Potential besitzen, aber nicht das Glück hatten, an der Uni aufgenommen zu werden. Dafür wurde die Otto Edelmann Society gegründet sowie die Plus Opera. Hier werden junge Talente herangebildet, schnelle Einstudierungen zu erarbeiten und nicht – wie beispielsweise an der Universität – drei bis vier Monate ptroben können. Die Probezeiten sind oft viel zu lange, das ermüdet und alles ist überprobt. Die Spontanität, die so wichtig ist, geht verloren. Für die nächsten Spielzeit sind bei „Plus Opera“ „Don Pasquale“ oder „Il barbiere di Siviglia“ angedacht. Dabei kommen wieder viele angehende Sänger zum Zug, die nicht an der Musik-Uni landen konnten. Von jährlich circa 330 Bewerbern werden rund 10% genommen. Die anderen suchen oft ein anderes Institut oder zahlen Privatlehrer. An der Musikuniversität unterrichten dreizehn Professoren. Auf jeden dieser Lehrer kommen dann ungefähr zehn Studierende.
Manchmal, wenn sich Zeit dafür findet, singt er gerne bei Konzerten für Touristen mit, in einem sehr guten Ensemble, das ist wichtig damit die Stimme immer geölt bleibt. Auch von diesem Ensemble werden Mitglieder in Mörbisch gern gesehene Gäste sein.
Ein sehr großes Anliegen ist natürlich auch die Jugendarbeit. Das Publikum von morgen bereits richtig in die Materie einführen. So ist es für Mörbisch ganz etwas Neues, auch Kinderprogramme zu gestalten, die ein sehr großer Erfolg sind. In der Halle des Eingangsgebäudes gab man „Mariza für Kinder“, „kindgerecht“ auf circa 50 Minuten gekürzt. Das junge Publikum war begeistert, es kamen viele Schulklassen, sogar aus Wien. Diese Halle fasst 2000 Personen und war prall gefüllt. Besondere Freude machte den Kindern natürlich auch das Mitsingen, zum Teil wurden sie bereits in der Schule darauf vorbereitet – und statt des Feuerwerks gab es eine Papierschlangenschlacht. Der Landesschulrat war nach einigen Zögern plötzlich begeistert von dieser Idee. Der Erzähler der Mariza – Geschichte, Peter Horak mache auch ein kleines Ratequiz mit den Jugendlichen, wie zum Beispiel, wie viele Quadratmeter Fläche hat die Supergeige auf der Bühne. Man lernte, sie hat 300m². Mit viel Überzeugungskraft, Emotion und Begeisterungsfähigkeit wurden Sponsoren für dieses Jugendunternehmen gefunden, zum Beispiel bezahlte der Leiter des Family Park, (früher Märchenwald) die Bühne für die „Kinder Mariza“.
Das Wetter ist natürlich auch immer wieder ein sehr großes Problem, aber dadurch, dass das Orchester in einem geschützten Raum sitzt, somit sind die heiklen Instrumente auf alle Fälle in Sicherheit. Das ist schon eine Gefahr weniger. Wenn es zu arg wird und man unterbrechen muss, so fasst der Raum im Eingangsbereich 6ooo Menschen. Sollte sich aber das Wetter so verschlechtern und es durch zu starken Wind bereits gefährlich werden, wird klarerweise abgebrochen. Passiert das innerhalb der ersten Stunde, gibt es Geld retour. Nach einer Stunde Spielzeit gilt die Vorstellung als beendet. Natürlich gibt es eine Regenversicherung, die für solche Fälle einspringt, aber es bleibt mit dem Selbstbehalt immer ein Risiko.
Peter Edelmann, Melanie Hollyday. Foto: Herta Haider
Der künstlerische Direktor hat viel vor in Richtung der Jugenderziehung zur Musik, um diese zu intensivieren. Natürlich gibt es schon Pläne für die weitere Spielplangestaltung. So kann man sich nach der Kalman Mariza auf die teilweise Exotik von Lehars „Land des Lächelns“ freuen. Peter Edelmann ist den Mörbischer Seefestspielen fürs erste auf fünf Jahre verpflichtet. Dafür wünschen wir ihm sehr viel Erfolg, Kraft und auch das immer dazugehörende Glück.
Elena Habermann am 1.7.2018
Frau Edelmann, Josef Hussek (Gast, Salzburger Osterfestspiele), Peter Edelmann. Foto: Herta Haider