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PETER BERNHARD (Intendant) und GIULIANO BETTA (Musikalischer Leiter) über „Oper Schenkenberg/ Schweiz

Oper Schenkenberg, Schweiz : Gespräch mit Peter Bernhard, Intendant und Giuliano Betta, musikalische Leitung
                         
  

Giuliano Betta  © Wikipedia               Peter Bernhard  © Oper Schenkenberg

Sie besetzen einige Rolle doppelt bis dreifach mit Sängerinnen und Sängern aus unterschiedlichen Ausbildungs- und Sprachrichtungen! Wieso?

Peter Bernhard: Das Wichtigste für uns ist beim Vorsingen die Stimme. Dann beurteilen wir auch die Persönlichkeit der Künstler und in welcher „Paarung“ sie auf der Bühne am besten zur Geltung kommen. Als Sprache für den Gesang ist italienisch eine der Urformen des Gesanges. Giuseppe Verdi legt in seinen Werken grossen Wert auf die Sprache. Wenn nun die Sängerinnen und Sänger einen guten Zugang zu Italienisch haben, wissen was der Text auch emotionell bedeutet, spielt die Sprach-Herkunft keine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Künstler sich in der Rolle wohlfühlen, den Part nicht nur absingen sondern auch mitfühlen. Persönliche Beziehungen und Bekanntschaften spielen ebenfalls eine Rolle. So haben wir zwei von den Gilda’s persönlich gekannt und es genügten einige kurze Gespräche um sie in Ensemble einzubetten. Auch wollen wir jungen Künstlern die Möglichkeit zu geben, mit bekannten SängerInnen zusammen auf einer grossen Bühne zu arbeiten. Wichtig für mich ist auch, dass die „Truppe“ in Schenkenberg eine Mannschaft, eine Einheit ist, welche am gleichen Strick zieht.

Ab der Sommersaison 2017 wollen Sie mit Solothurn zusammen arbeiten. Das heisst einmal in Solothurn und dann wieder in Schenkenberg ein Werk aufführen. Sind die möglichen Spielorte in der Grösse vergleichbar, oder wird in Solothurn das Platzangebot substantiell verkleinert werden. Die Over-Head Kosten bleiben sich ja gleich ob sie 2000 oder 1500 Plätze verkaufen können!

Peter Bernhard: Wir haben im Aargau zusammen mit Zürich ein grösseres Einzugsgebiet. Aber auch in Solothurn gibt es fantastische Möglichkeiten für eine Bühne wie sie uns vorschwebt. Auch legen wir Wert auf die Synergien, welche zusammen mit Solothurn Classic Team zusammen entstehen. Wir sind der Überzeugung, dass ein Festival wie Schenkenberg nur überleben kann, wenn die Qualität sehr hoch bleibt. Dies umso mehr, als dass Festivals aus dem Boden schiessen wie Unkraut und dies mit unterschiedlicher Qualität, Qualitätsansprüchen. Wesentlich ist die Innovation beim Ausbau der Spielorte und der Bühne, um dem speziellen Event-Charakter gerecht zu werden. Wir wollen mit unserem „Fest“ das Publikum überraschen, ihm eine Geschichte erzählen, die Zuschauerinnen und Zuschauer verzaubern. Unser Qualitätsanspruch ist hoch! Dies verlangen auch unsere Sponsoren. Ohne Sponsoren kann niemand ein solches Festival auf die Beine stellen. Die Qualität und die Attraktivität wird nicht nur durch Stars, sondern auch durch das gesamte Team erreicht !

Giuliano Betta, Sie paaren oft in ihren Dirigaten Italianita mit wagnerischer Präzision und Dynamik. Werden Sie dies auch bei Verdis „RIGOLETTO“, einer klassischen Belcanto Oper so halten? Verdi war ja die grosse Antipode Wagners im 19. Jh. war.

Giuliano Betta: Oho, dies ist eine schwierige Frage! (Lacht) Verdi hat die Stimmführung, die Ästhetik des Belcanto in Anlehnung an Gaetano Donizetti übernommen. Aus diesem Anfang hat Verdi seinen eigenen Stil von „OBERTO“ (1839) bis „FALSTAFF“ (1893) entwickelt. Dabei ist anzumerken, dass schon 1847 zum Beispiel bei „MACBETH“ eine Abkehr vom reinen Belcanto-Gesang zu beobachten ist. Rigoletto ist meiner Meinung nach eine revolutionäre Oper. Sie ist durchkomponiert. Die Abkehr vom reinen Solistengesang mit Arien, Cabaletta u.ä. ist deutlich erkennbar. In dieser Hinsicht arbeitet Verdi ähnlich wie Richard Wagner, also am Gesamtkunstwerk. Dazu kommt eben die Italianita von Giuseppe Verdi, eine Vollendung, eine Weiterführung des Belcanto und dies wiederum ist gar nicht wagnerianisch, dies ist typisch und einmalig Verdi. In Rigoletto nun werden Emotionen, menschliche Gefühle wie Liebe, Hass, Eifersucht in „? Belcanto-Arien“ ausgedrückt. Und hier wird der Unterschied zu Wagner sehr deutlich! Bei Verdi steht sicherlich die Musik im Vordergrund ohne aber das Theater, das Geschichten erzählen/zeigen verloren geht.
Und dies eben im Gegensatz zu Belcanto Opern.
Carl Dahlhaus definiert Belcanto so: „Diese Opernformel besteht in dem Nebeneinander sich überstürzender […] Ereignisse einerseits und Augenblicken der lyrischen oder martialischen Emphase andererseits, das ausdrucksvolle Aussingen von Gefühlen und Leidenschaften in schönem Gesang!“ Und diese Entwicklung Verdis findet ihre Vollendung in seinen letzten Werken „OTELLO“ (1887) und „FALSTAFF“, wunderbare Musik und perfektes Theater, Geschichten erzählen!
Wie wichtig ist für sie als musikalischer Leiter und sie, Peter Bernhard als Intendant und Sänger, die präzise Diktion/Verständlichkeit des Textes? Wie wird diesem Anspruch auf einer Freilichtbühne entsprochen?

Giuliano Betta: Ohne Diktion, ohne Sprachverständlichkeit ist eine saubere Arbeit einfach nicht möglich. Musik und Text können im Musiktheater nicht getrennt werden, ohne Text keine Musik!

Also sind die Diktion, die Sprachverständlichkeit das A und O im Musiktheater. Der Dirigent (musikalische Dynamik), die Regie (Personenführung) und der Bühnenbildner (Akustik) arbeiten bei jeder Produktion intensiv an der Sprachverständlichkeit. Für mich gibt macht die Unterscheidung A-B-C für die Qualität keinen Sinn. Es gibt nur „GUT“ oder „SCHLECHT“, also gutes Theater oder schlechtes Theater!

Peter Bernhard: Wozu machen wir Theater? Geschichten erzählen! Wenn ich einem Kind eine Geschichte erzähle, muss das Kind diese Geschichte sowohl sprachlich als auch inhaltlich verstehen. Die Geschichte muss eine Kontinuität auch über längere Zeit, also eine unendliche Geschichte und eine Logik aufweisen. Wenn diese Vorgaben nicht gegeben sind, kann eine Geschichte nicht verstanden werden, weder von einem Kind noch von uns Erwachsenen. Und dies gilt auch für Theater, sei es Sprech- oder Musiktheater. Leider ist es in der heutigen Gesellschaft üblich, etwas zu sagen, was eigentlich gar nicht gemeint ist. Wir im Theater aber müssen meinen, was wir sagen. Wir werden sonst unglaubwürdig. Dies bedeutet schlechtes Theater, unwahrscheinliche Geschichte.

Giuliano Betta: Interessant dabei ist, dass es nicht nur wichtig ist, was wir sagen, sondern wie wir es sagen/ausdrücken. Mimik, Gestik, die gesamte Körpersprache spielt eine Rolle für eine glaubhafte Darstellung. Der Zuschauer, die Zuschauerin nimmt unbewusst die gesamte Darstellung der Protagonisten, also nicht nur Gesang, auf der Bühne wahr und kann oder kann auch nicht die Rolle nachvollziehen.

Das grosse Problem auf Freilichtbühnen ist und bleibt die Akustik, welche einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Sprachverständlichkeit hat. Nun lehnen Oper-Puristen die Verstärkung von SängerInnen ab. Dies meines Erachtens zu Unrecht. Wie lösen sie diese Problematik?

Peter Bernhard: Wir verwenden Elektronik so wenig wie möglich und so viel wie notwendig. Wir geben viel Geld für die Elektronik aus und achten darauf, dass die akustische Ortbarkeit (GPS-kontrollierte Mikrophone) der ProtagonistInnen dem optischen Eindruck entspricht. Auf eine Freilichtbühne moderner Konstruktion ist dies der einzige Weg, um die Sprachverständlichkeit zu optimieren. Wenn eine Oper in einem Amphitheater wie zum Beispiel in Epidaurus gespielt wird, braucht es wegen der hervorragenden Akustik diese künstliche Stützung nicht. Allerdings stimmt dies nur, wenn die Szenerie genau wie in der Antike verwendet wird, also ohne zusätzlich Bühneaufbauten.

Danke Peter Bernhard, Giuliano Betta für das Gespräch!
Peter Heuberger, Basel

Link zu Oper Schenkenberg:  www.operschenkenberg.ch

 

Oper Schenkenberg

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                                    Ruine Schenkenberg, der alte Stammsitz der Habsburger © Wikipedia

Für Aufführungen der Oper Schenkenberg ist es immer das Ziel, den Spielort nach dem Stück auszusuchen – oder umgekehrt.
Nach dem grossen Erfolg mit der Oper „CARMEN“ im 2010 mit der Oper „IL TROVATORE“ 2013 des eines klar: Auch der neue Spielort für „RIGOLETTO“ muss die Einzigartigkeit der beiden vorangegangenen Arenen erfüllen.
Die Turnhalle Mülimatt in Brugg -Windisch bildet mit ihrer modernen Architektur die perfekte Kulisse für die «Giuseppe-Verdi-Arena». Die Aussenhülle der Halle bietet hervorragende Möglichkeiten, mit einfachen Lichteffekten die unterschiedlichsten Stimmungen zu zaubern.
Die Bühne wird von der Tribüne mit knapp 1900 Sitzplätzen komplett umschlossen und sorgt so für einen praktisch lärmgeschützten Raum, der von der Aussenwelt abschliesst. Die historischen Kostüme können auf dieser Bühne perfekt in Szene gesetzt werden. Das Orchester findet seinen Platz unter der Hauptbühne, allerdings nicht gänzlich versenkt, sondern mit Blick auf das Geschehen.

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                                          Rigolettos Tummelfeld: Die Giuseppe-Verdi-Arena © Oper Schenkenfeld
Unter der Stabführung von Giuliano Betta musiziert die Philharmonie Südwestfalen, Landes-orchester Nordrhein-Westfalen.
Regie führt Michael Horstmann, die Bühne wurde von Karel Spanhak entworden und die Kos-tüme sind Kreationen von Ulli Kremer.
Als Rigoletto ( Besetzung Premier 11. August 2016) hören wir den russisch/amerikanischen Tenor Anoosha Golesorkhi, den Herzog von Mantua singt der schweizer Tenor Peter Bernhard, als Gilda wurde die chinesische Sopranistin Sen Guo verpflichtet, den Sparafucile gibt der bulgarische Bass Petar Naydenov und die Rolle der Maddalena übernimmt die in Novosibirsk und Lübeck ausgebildete Mezzosopranistin Larissa Schmidt. In weiteren Rollen sind zu sheen und hören: Wieland Satter als Graf Monterone, Tsianis Yantsewich als Graf Ceprano, Ralitsa Ralinova als Gräfin Ceprano, Gabriele Ribis als Marullo, Pawel Grzyb als Borsa und die schweizerisch/finnische Mezzosopranistin Rita Ahonen als Giovanna.
Premiere: Donnerstag, 11. August 2016, weitere Spieltage: 12./13./18./19./20./25./26.August 2016
Derniere: Samstag, 27. August 2016

Oper Schenkenberg  Ticket Hotline +41 0844 13 13 13          www.operschenkenberg.ch
Postfach 1                                                                                   info@operschenkenberg.ch
5107 Schinznach-Dorf                                                               Telefon: +41 56 443 09 42

Brugg, Kanton Aargau, liegt beim Wasserschloss der Schweiz, dem Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat. Brugg ist vom Flughafen Zürich, Zürich HB und Basel HB mit Schnellzug erreichbar.
Der Ortsname ist das schweizerdeutsche Wort für «Brücke». Brugg, gegründet durch die Habsburger Anfang 13. Jahrhundert, entstand an einer Brücke an der engsten Stelle der Aare im Mittelland. Im mittlerweile eingemeindeten Dorf Altenburg befindet sich die älteste nachweisbare Residenz der Habsburger bis zur Verlagerung ihrer Macht in Richtung Österreich war Brugg das Zentrum des habsburgischen Kernlandes.

                                         
Nach meinen Besuchen von „CARMEN 2010“ und „TROVATORE 2013“  bin ich überzeugt, dass es das Team Oper Schenkenberg unter der Intendanz von Peter Bernhard und der musikalischen Leitung von Giuliano Betta mit „RIGOLETTO 2016“ wiederum gelingt, einen Opernanlass ganz spezieller Art mit einem grossartigen Ambiente zu präsentieren.

Peter Heuberger Basel

 

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