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PESARO/ Teatro Sperimentale : IL BIRRAIO DI PRESTON von Luigi Ricci

27.08.2023 | Oper international

PESARO/ Teatro Sperimentale : IL BIRRAIO DI PRESTON von Luigi Ricci

am 25.8. 2023 (im Rahmen des neuen Festivals Il Belcanto ritrovato)

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Copyright: „Belcanto ritrovato

Vor langen Jahren gab es beim weltberühmten Rossini Opera Festival in Pesaro eine „Nebenreihe“, in der „Farse“ von Zeitgenossen des Meisters vorgestellt wurden: z.B. von Pietro Generali, Carlo Coccia, Giuseppe Mosca und einigen anderen.l

Die Ergebnisse waren nicht immer berückend, aber insgesamt war der Erkenntnisgewinn dieser Veranstaltungen enorm. Man verstand endlich, wieso Rossini in so jungen Jahren einen solchen Erfolg erringen und binnen kürzester Zeit zum italienischen und internationalen Opernsuperstar aufsteigen konnte: denn obwohl er teilweise die selben Handlungsmechanismen bediente und sogar dieselben Libretti vertonte, waren seine Kompositionen denen seiner „Mitbewerber“ doch um musikalische Lichtjahre überlegen.

Leider wurde dieses äußerst interessante Zusatzprogramm dann von einem Intendanten mit weniger Phantasie eingestellt.

Aber seit letztem Jahr gibt es wieder eine ähnliche Initiative.

Denn dieses Manko schmerzlich spürend haben sich der pensionierte halbösterreichische Wirtschaftsmanager Dr. Rudolf Colm, Saul Salucci, der Intendant der Orchestra Sinfonica Rossini und der Mailänder Dirigent Daniele Agiman zusammengetan und zur Wiederbelebung dieser Tradition das neue Festival Il Belcanto ritrovato gegründet.

Hauptspielort dabei ist – so wie damals – das immer noch sehr hässliche und faschistoid anmutende (eigentlich als Kino genutzte) Teatro Sperimentale, aber auch die umliegenden Nachbarorte wie Fano, Urbino, Recanati, Matellica werden in das Projekt miteinbezogen (und sollen noch mehr werden).

Letztes Jahr brachte man Pietro Generalis „Cecchina, suonatrice di ghironda“ zur Wieder-Uraufführung (es liegt eine CD-Einspielung davon vor), heuer war es (direkt im Anschluss an das große Rossini-Opera Festival) „Il Birraio di Preston“ von Luigi Ricci.

Es wäre allzusehr verkürzt zu sagen, dass diese Produktion nur den Erkenntnisgewinn der ursprünglichen „Farse“-Reihe wiederholte, aber in gewisser Weise war es doch so. Denn die Fratelli Ricci haben viele höchstoriginelle, um nicht zu sagen: höchstbizarre Werke verfasst (z.B. Crispino e la Comara – in einer Aufnahme aus Martina Franca als CD erhältlich), der Birraio gehört aber definitiv nicht dazu. Denn die Verwechslungsgeschichte über den Zwilling, der für seinen als Deserteur verdächtigten Bruder beim Militär einspringen muss, ist doch etwas zu platt und doof. Und die Musik dazu ist auch nicht gerade ein Geniestreich. So kam es, dass man selbst bei den neugierigsten und wohlwollendsten Belcantisten und Melomanen lange Gesichter sah: nicht einmal ein „Rossini minore“ sei das, sondern maximal ein „Donizetti minore“…

Wie dem auch sei, es muss schon angemerkt werden, dass alle Beteiligten an diesem Abend leidenschaftlich ihr Maximum gaben und grossartige Leistungen vollbrachten: Daniele Agiman an der Spitze der Orchestra Sinfonica G.Rossini und die Sängerinnen und Sänger ( Inés Lorens, Gianni Giuga, Antonio Garés etc.), die allesamt aus der verdienstvollen Accademia Alberto Zedda in Pesaro hervorgegangen waren.

Rührend, aber störend die Hintergrundvideos der Schüler des Liceo Artistico F.Mengaroni.

Abgesehen von der lästigerweise Falten werfenden Leinwand, war auch nicht einzusehen, warum dazu gerade die bereits vor einem Jahr verstorbene Queen Elisabeth herhalten musste.

Sei‘s drum: den Versuch war’s wert (schade nur, dass der Birraio nur ein einziges Mal gespielt wurde), und nächstes Jahr – neues Spiel, neues Glück – steht ein Werk von Lauro Rossi auf dem Programm. Schaumamal….

Robert Quitta, Pesaro

 

 

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