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PESARO/ Rossini Opera Festival : RICCIARDO E ZORAIDE, ADINA, IL BARBIERE DI SIVIGLIA

Drei Premieren

15.08.2018 | Oper

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Juan Diego Florez. Copyright: Rossini-Festival Pesaro

PESARO/ Rossini Opera Festival : RICCIARDO E ZORAIDE, ADINA, IL BARBIERE DI SIVIGLIA

 am 11.,12. und 13. 8.2018 (Premieren)

 22 lange Jahre lang wurde „Ricciardo e Zoraide“ beim Rossini Festival in Pesaro nicht mehr gespielt – weil man dafür ganz einfach ein absolutes Champions League – Ensemble braucht. Heuer hat man ein solches endlich gefunden: mit Juan Diego Florez (Ricciardo), Sergej Romanowsky ( Agorante), Nicola Ulivieri (Ircano), Pretty Yende (Zoraide),Victoria Yarova (Zomira) und Martiniana Antonie (Elmira).


Pretty Yende, Juan Diego Florez. Copyright: Rossini-Festival Pesaro

Dank der Makellosigkeit dieses All-Star-Casts (aus dem Pretty Yende aufgrund ihrer schon unmenschlichen Perfektion noch einmal herausragt) und dem aufmerksamen Dirigats von Giacomo Sagrapanti konnte man die Schönheiten dieser seltenst zu hörenden Partitur fast uneingeschränkt bewundern – wenn man die Augen schloss. Denn aus unerfindlichen Gründen hatte die Festivaldirektion beschlossen, einen kanadischen Choreographen namens Marshall Pynkoski zu engagieren, dem zu der doch sehr interessanten Geschichte – ein triumphaler Kriegsheld wird dich eine fatale Liebe so geblendet und geschwächt, dass er alles verliert, was er hat – nichts anderes einfiel, als altmodisches Herumgehopse und peinliche Schwulenballette mit nacktärschigen Tunten, die – hach ! huch ! – mit Schwerten wacheln….Dem als konservativ verschrieenen italienischen Publikum ist in diesem Falle zu gute zu halten, dass es diesen Un-Regisseur und sein Team (die scheußlichsten Kostüme aller Zeiten !) gnadenlos ausgebuht hat.

 
Copyright: Rossini-Festival Pesaro

Sozusagen als „Sorbet“ vor der zweiten g r o s s e n Premiere gab es die auch nicht gerade häufig auf dem Spielplan stehende einaktige Farce „Adina“. Und es wurde zwar ein kurzer, aber rundum vergnüglicher Abend. In der Mitte der Bühne eine große Hochzeitstorte (wie im Fendrich-Musical „I am from Austria), um die herum die Regisseuse Rosetta Cucchi viele bunte, schräge Figuren buffomässig, jedoch zu schmieren, herumtollen lässt. Das Schöne an Adina ist, dass in ihr der ganze spätere Rossini bereits angelegt ist.Der Maestro hat in seinem ganzen Leben ja bekanntlich keine einzige schlechte oder uninspirierte Note geschrieben, und das hört man hier auch schon in jedem Moment. In der Titelrolle brilliert die junge Lisette Oropesa. Ihr zur Seite ein souveräner Vito Priante und ein höhensicherer Levy Sekgapane.

 
„Il Barbiere di Siviglia“. Copyright: Rossini Festival Pesaro

Nach diesem unterhaltsamen Intermezzo wartete man gespannt auf das zweite „Hauptgericht“: auf den „Barbiere di Siviglia“ – und wurde leider enttäuscht. Denn dem Doyen der italienischen Opernlandschaft Pier Luigi Pizzi (von dem man zuletzt zwei genialste Inszenierungen – Mercadantes „Francesca da Rimini“ und Rossinis „La Pietra del Paragone“ – gesehen hatte, war zu dem allseits bekannten Werk nicht sehr viel eingefallen. Seine Kostüme waren elegant wie immer, ja klar. Aber sein Bühnenbild – ein paar mit weißen Tüchern bedeckte Tische mit ein paar mit weissen Tüchern bedeckten Sesseln, das Ganze dazu noch bestrahlt in einem nahezu unveränderten gleißend -weißen Licht – war für den Fortgang der Handlung nun wirklich nicht hilfreich.

Aya Wakizono war als Rosina eine Fehlbesetzung, der verdiente Pietro Spagnoli hatte sich für seinen x-ten Don Bartolo diesmal einen schwachsinnigen Akzent zugelegt, und Michele Pertusi (Don Basilio) war noch etwas rekonvaleszent. Der Rest des Ensembles (Maxim Mironov als Conte d’Almaviva, Davide Luciano und vor allem auch die berührende Elena Zilio als Berta) gab sein Bestes, aber irgendwie wollte der Funken an diesem Abend trotz des facettenreichen Dirigats von Yves Abel nicht so recht überspringen.

Vielleicht sollte man den „Barbier“ ja einfach mindestens zehn Jahre lang nicht mehr aufführen..

 

Robert Quitta, Pesaro

 

 

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