PESARO/ ROSSINI OPERA FESTIVAL: IL SIGNOR BRUSCHINO
am 10.8.2021 (Premiere)
Copyright: Pesaro-Festival
Das Regieduo Barbe&Doucet hat sich seinen Ruf durch besonders „originelle“, um nicht zu sagen „gspritzte“ Inszenierungen erworben. Vor ein paar Jahren liessen sie zB. „Il Matrimonio segreto“ bei den Festwochen der Alten Musik in einem Hühnerstall spielen, in dem die Protagonisten, als Riesenhühner verkleidet, sangen und gackerten….oder gackerten und sangen? Was streckenweise schon ganz lustig war…aber nicht drei Stunden lang.
Nun hat ihnen der künstlerische Leiter des Rossini Opera Festivals in Pesaro, Ernesto Palacio, aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen des Meisters Jugendfarce „Il Signor Bruschino“ anvertraut.
Und Barbe&Doucet blieben ihrer Masche der sinnbefreiten Originalität naturgemäss treu, wenn auch nicht auf so lustige Weise wie beim „Matrimonio“.
Der „Bruschino“ spielt eigentlich auf einem Castello (=Schloss). Das war unserem sich genialisch dünkenden Regieduo klarerweise zu langweilig und spiessig und also bauten sie eine Hafenanlegestelle, ein grosses Schiff und dazu noch ein Beiboot ins Teatro Rossini. Um wenigstens irgendeinen Bezug zum Originallibretto herzustellen, nennen sie das Mutterschiff einfach „Castello“. Selten so gelacht.
So weit, so dumm. Der wirkliche Stumpfsinn besteht aber darin, dass durch die sinnlose Zurümpelung der ohnehin schon kleinen Bühne mit unnötigen Schiffanakeln den Sängern gerade soviel Platz zum Spielen bleibt wie auf einem Schneuztüachl. Dass die Darsteller auch noch hässliche Klamotten tragen müssen und zu karikaturalem Verhalten angestiftet wurden (zB. die Pfeife so krampfhaft im Mundwinkel zu halten wie Popeye the Sailor) macht die Sache nicht wirklich besser. Lebenslanges Regieverbot für B&D !
Copyright: Pesaro-Festival
Und die Musik ? Nun ja…Pietro Spagnoli (als Bruschino Padre) ist ohne Zweifel der allerbeste Buffo-Bariton der Welt und immer sehen-und hörenswert. Die „Kirscherln“ um ihn herum (Giorgio Caoduro, Marina Monzò, Manuel Amati, Enrico Iviglia, Chiara Tirotta etc.) sind alle sehr nett und sehr bemüht, und der junge und aufstrebende Michele Spotti heizt der im Parkett angesiedelten Filarmonica Gioacchino Rossini auch ordentlich ein…aber in dieser grauenvollen Umgebung stehen sie irgendwie alle auf verlorenem Posten. Es will sich einfach mangels Spielfreude keine rechte Stimmung einstellen.
Die heurige Ausgabe des Rossini Festivals in Pesaro stand wahrlich unter keinem guten Stern…
Robert Quitta, Pesaro