„Pennies from Heaven“ mit dem Mandelring Quartett bei audite erschienen
Viele kleine Kostbarkeiten
Neue CD: Stücke mit dem Mandelring Quartett bei audite erschienen/
Es ist schon etwas Besonderes, wenn eine CD mit klassischen Stücken auch kleine Kostbarkeiten wie den Song „Pennies from Heaven“ aus dem gleichnamigen Film mit Bing Crosby aus dem Jahre 1936 beinhaltet. Wochenlang haben die Mitglieder des Mandelring Quartetts ihr Notenarchiv durchstöbert, das sich in mehr als 30 Jahren angesammelt hat. Der Satz aus dem allerersten Streichquartett von Wolfgang Amadeus Mozart gehört sicherlich zu den Juwelen dieser Sammlung. Hier wird die divertimentohafte Art nicht verleugnet. Aber auch die Pizzicato-Sequenzen des Polka-Allegrettos aus dem Ballett „Das goldene Zeitalter“ von Dimitri Schostakowitsch besitzen eine elektrisierende Wirkungskraft. Tango-Klassiker wie „La vi llegar“ von Enrique Francini oder „Cafetin de Buenos Aires“ von Mariano Mores im stilsicheren Arrangement von Werner Thomas-Mifune gehören ebenfalls zu den zahlreichen akustischen Leckerbissen dieser CD. Mit feinen Tremolo-Sequenzen wartet dann das Lento aus dem „Amerikanischen Streichquartett“ in F-Dur op. 96 von Antonin Dvorak auf. Den betörenden böhmischen Klangzauber des Walzers in A-Dur op. 54 Nr. 1 von Antonin Dvorak erfasst das Mandelring Quartett ebenfalls ausgesprochen einfühlsam und prägnant. Aber auch die leise und geheimnisvolle Melancholie beim Andante cantabile aus dem Streichquartett Nr. 1 von Peter Tschaikowsky geht bei dieser sehr persönlichen Wiedergabe unter die Haut. William C. Handys gelungene Bearbeitung des St. Louis Blues entdeckte der Geiger Sebastian Schmidt übrigens zufällig in einem Notengeschäft in Los Angeles, als er wegen eines verlorenen Koffers einen Notenständer suchte. Hier erfassen die Musiker den Unisono-Beginn ausgesprochen energisch. Glissando-Passagen überraschen den Hörer bei „Sir Duke“ von Stevie Wonder, während die dynamischen Steigerungen beim Rondo-Finale aus Joseph Haydns Streichquartett in C-Dur op. 33 Nr. 3 „Vogelquartett“ präzis getroffen werden. Ritardando-Momente stechen reizvoll beim Menuett aus dem Streichquartett Nr. 1 in d-Moll von Juan C. de Arriaga hervor. Hector Varelas „El 58“ (Arrangement: Werner Thomas-Mifune) gefällt wiederum mit spritzigen Tango-Effekten. Insgesamt kann man sagen, dass das elektrisierend musizierende Mandelring Quartett mit Sebastian Schmidt (Violine), Nanette Schmidt (Violine), Andreas Willwohl (Viola) und Bernhardt Schmidt (Cello) den Ausdruckscharakter und Klangfarbenreichtum dieser Werke in bestmöglicher Weise erfasst. So ist eine interessante Mischung von Klassik und Unterhaltungsmusik zustande gekommen, die durchaus neue harmonische Sichtweisen eröffnet. Der ständige Wechsel verschiedener Stilebenen macht den besonderen Reiz dieser Aufnahme aus. Chromatische Färbungen und weiträumige Intervallschritte wechseln sich in facettenreicher Weise ab. Wunderbar erfrischend wirkt ferner gleich zu Beginn die Wiedergabe des von Fritz Kreisler in den 1920er Jahren für Violine und Klavier komponierten „Miniature Viennese March“. Der parodistische Charakter dieses Salonstücks im Wiener Stil sticht präzis hervor. Kreisler hatte übrigens eine besondere Vorliebe für Hunde, Motorsport, gutes Essen und Kartenspiel. Viel von dieser Lebensfreude ist auch bei der Interpretation des Mandelring Quartetts zu spüren.
Alexander Walther