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PARIS/ Opera National: AIDA – Premiere, gesehen im Stream

19.02.2021 | Oper international

Aida – Opéra National de Paris – Bastille 19.Febr. 2021

Tim Theo Tinn’s Kurzeindruck vom Premieren-Stream

Faschingsreste in öder Rampensingerei, exquisite Sänger, ordentliches Dirigat

Bildergebnis für Paris Aida

 Begabung, Können, Wissen um dramaturgische Notwendigkeiten, Personenführung beherrscht die Regisseur (laut Programmzettel), also Regisseurin Lotte de Beer offensichtlich nicht.

In derzeit üblich dürftigem Unvermögen szenischer Angebote großer Opernhäuser beobachtet man mal wieder die verhaspelte Suche nach Nonkonformismus, deren Ergebnis krude Kenntnis armseliger Inszenierungsfähigkeiten im Nachtdunkel gibt. Im Konsens der Subkultur -Musiktheater – Inszenierungen verweigert man Kreativität und Kunst, schafft statt Kultur halt Subkultur.

Hier sollte wohl mal wieder Ausstattung Interpretation ausmachen, impliziert aber gradlinig einen geplünderten Faschingsfundus und verirrte Puppenspielerei, die Sänger in Hauptpartien zu Statisten degradiert. Personenregie erschöpft sich in Rampensingerei und unbedarftem Wenigen.

Übrig bleiben entwürdigte Sänger und das Wissen um eine zukünftige Wiener Intendantin, die „nicht die hellste Kerze auf der Torte ist“.

Tatsächlich Schuld sind zunehmend Technokraten, Theaterfremde, die in Leitungspositionen drängen.

Es gibt Ausnahmen, aber i.d.R. hechelt man unbeleckt einem erhofften Zeitgeist hinterher, will mit Rationalität theatrale Parallelwelten schafften. Es stellt sich die Frage, wie weit sich Intendanten entblöden dürfen.

Die Basis für geeignetes Theaterspielen liegt z. B. im Verständnis von Effekt und Affekt. 

Statt vitaler tiefer Gemütsbewegungen durch ausdrucksvolle Arbeit (Affekt, s. Eisenstein „Theater der Affekte und Assoziationen“) setzt man zu oft auf optische Gestaltungsmittel, auf starre leblose Ausstattungen oder Programmheft – Erläuterungen, also limitierte Effekte.

Der Dirigent Michele Mariotti begann mit einen „ Hau – Drauf – Verdi“, schuf mit der Zeit dann aber adäquate Begleitung. Das war keine weltklassige Durchleuchtung aber ordentliche musikalische Sichtung.

Und dann „ opera at it‘s best” opulente Weltklasse in den Hauptpartien: ·  Ksenia Dudnikova (Amneris),  Sondra Radvanovsky (Aida), Jonas Kaufmann (Radames), Ludovic Tézier (Amonasro). Da schnalzt geneigtes Publikum mit ganzem Herzen –

Und man weiß: Musiktheater ist unkaputtbar – auch diese Phase szenischer Brechreize geht vorbei.

Tim Theo Tinn 19. Febr. 2020

 

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