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PANDEMIE – KEIN WINTERMÄRCHEN – Wie hätte Heinrich Heine reagiert? (sehr frei angelehnt an sein Epos „Deutschland, ein Wintermärchen“

11.04.2020 | Feuilleton

PANDEMIE – KEIN WINTERMÄRCHEN!

(WIE HÄTTE HEINRICH HEINE* REAGIERT?)

(*: Sehr frei angelehnt an sein Epos „Deutschland, ein Wintermärchen“)

Karl Masek

 

Im  Jahr Zweitausendundzwanzig war’s,

Die Tage wurden trüber.

Ein Virus riss an Grundfesten der Welt:

Kam es von China herüber?

 

 Als es an Europas Grenzen kam,

Man spürte ein stärkeres Klopfen:

Würd‘ es die Grenze überschreiten sodann?

(Die Augen begunnen zu tropfen)

 

Beschwichtigung bald:  Nach Europa doch nicht!

Man habe doch alles im Griffe!

Gesundheitssystem sei gerüstet für all’s!

Man habe da auch alle Kniffe!

 

Und alles ging weiter gewohnten Gang

Ob Tourismus, Sport und  Kultur:

Corona – das war für uns alle weit weg!

Was hatten die alle denn nur?

 

Dann der Schock: aus Epi- wurd‘ Pandemie!

Man fühlte ein stärkeres Pochen.

Herzklopfen zumal: Was kommt auf uns zu?

Ausnahmezustand auf Wochen?

 

Auf Monat‘, auf Jahre allzumal

Corona wird uns beschäftigen!

Da wurde man mittlerweile nicht müd,

Einschränkungen – hart! –  zu bekräftigen.

 

Das öffentliche Leben still stehet sodann:

Soziale Kontakte minimieren!

Ob Schule, die Wirtschaft,  die Menschen – die  Welt!

Sie alle bekommen ‘s zu spüren!

 

Natürlich, alle „Events“ spüren das:

 Oper, Theater – Kultur!

Das Virus, es kennt keine Grenzen zumal!

Hinterlässt überall seine Spur!

 

Italien wurd‘ da zum Jammertal:

Als Epizentrum besonders betroffen.

Ob Bergamo, Mailand, Venedig: egal!

Das Land – wie vom Blitz!- wurd‘ getroffen!

 

Es lässt sich jedoch nicht unterkriegen, man sieht’s:

Auch wenn Apokalyptisches droht:

Das Leben geht weiter, Lebenswertes zumal!

Das Singen bleibt alltäglich‘ Brot!

 

„Cantato de balconi“ ein Schlüsselwort wurd‘:

Jeden Tag, 6 Uhr Abend, sodann!

Man singt gegen das Virus, so laut wie nur möglich

Von Balkon zu Balkon denn nun an!

 

Ob Donizetti, Verdi, „O sole mio“ sodann:

 Es klinget wie Flöten und Geigen:

Das Miserere vorbei bald sollt‘ sein:

Die Sterbeglocken soll’n schweigen!

 

Jedoch: Pandemie uns alle treffet zumal:

Folgewirkungen weltweit zu spüren!

Da bleibt uns  niemand verschonet sodann:

Zum Umdenken muss es uns führen!

 

„Eine neue Bescheidenheit täte uns gut!

Fernab der Besserwisserei!“

(So tönen Weltstars der Musik neuerdings.

Von Existenzsorgen vorläufig noch frei)

 

Inzwischen Absageflut sondergleich‘:

(Kaum jemand, der nicht betroffen!)

Und all‘ die Veranstalter, egal, welches Land,

Auf baldigen Neuanfang hoffen…

 

Mit ihnen all die Künstler, die

Freischaffend tätig nun waren!

(Und fürchten, sie würden Opfer nun dann,

Wenn’s  geht: alles kaputt zu sparen)…

 

 Wie reagiert man nun? Für’s  Publikum jetzt!

Da soll uns natürlich nichts fehlen!

Virtuelles und Streams, Angebot‘,  wunderbar!

Zur Unterhaltung sogleich auszuwählen!

 

Sachen zum Lachen! Gesendet virtuell:

Hier Kabarett, Sketches und Lieder!

(Der Optimist sagt: „Wir kommen live bald zurück,

Lebt wohl, wir sehen uns wieder!)

 

Aber auch: Albert Camus und „Die Pest“

In einer Marathonlesung!

Monumentales Projekt als Zehnstunden-Roman:

Triumph über die Seuche: Erlösung?

 

Der Pessimist hingegen, er blickt

Unglücklich  hinauf in die Sterne.

Für ihn ist nichts mehr, wie es einmal war:

Normales Leben in unendlicher Ferne…

 

Weil Ostern: Virtueller Parsifal:

Karfreitagszauber soll sein!

Ob Cavalleria, ob Faust: Mascagni, Gounod:

Auf all das verzichten nun?  Nein!

 

Den Osterspaziergang – ob Oper, Natur:

Den lässt man sich ungern vermiesen!

(Wenn Regierung selbst Belvedere-  und Schönbrunn-Gärten sperrt,

Lässt Wien nur unfreundlich grüßen!)

 

Man liest viel‘ Zitate, und Sprüche zumal:

Viel Gescheites liegt uns in der Kehle:

Picasso sagte: „Die Kunst wäscht den Staub

Des Alltags uns von der Seele“.

 

Und Kunst, sie bleibet Nahrung für uns:

Wie Eierkuchen mit Schinken!

(Und wenn er sehr gesalzen ist:

Einen  Schluck vom Wein zu trinken!)

 

Und wenn’s der Wein nicht sollet sein:

Mitunter sich mit Wasser begnügen!

Auch Teatro povero, Giorgio Strehler meint‘,

Bereitet mitunter Vergnügen.

 

Beim Drumherum spar’n! Geht um die Essenz!

Was braucht es: Den Text! Die Musik!

Auf „Dekoration“ einige Zeit verzichten man kann!

Dekor ist nicht alles zum Glück!

 

Die Hoffnung, so hat es der Mensch gelernt,

Sie stirbt – wie immer –  zuletzt!

Perspektiven zu haben! Das Leben uns lehrt:

Darauf muss es ankommen jetzt!

 

Auf dass wir nach Corona auch sagen können:

„Es ist vorbeigegangen!“

Die Zukunft vor uns – mit neuem Elan!

Nach Zeiten voll Hangen und Bangen…

 

 

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