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PALMA DE MALLORCA/ Teatre Principal: TOSCA. „Nur der Schönheit, weiht ich mein Leben…!“. Premiere

23.10.2025 | Oper international

Palma de Mallorca: „TOSCA“  – Premiere, 22.10.2025, Teatre Principal

„Nur der Schönheit, weiht ich mein Leben…!“

Dass dies eine Illusion ist, erfuhren die Premieren-Besucher in einer Inszenierung, die sicher auch Giacomo Puccini gefallen hätte, in Koproduktion mit dem Teatro Massimo de Palermo.

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Yolanda Auyanet (Tosca) mit Simon Orfila (Scarpia) im 1. Akt (c) Teatre Principal

Die Kirche St. Andrea de la Valle, der Palazzo Farnese und die Plattform der Engelsburg, alles war für den Theaterbesucher real und führte beim Aufgehen des Vorhangs immer wieder zu staunender  Begeisterung. Dass sich diese Welt aber in Auflösung befindet, deuten diskret die Kisten mit Kunstschätzen an, die die herrschenden Österreicher vor dem Sieg Napoleons in Sicherheit bringen wollen… Der Teufel wird mit Belzebub ausgetrieben! Mitten in diesem politischen Umbruch lebt das Liebespaar – die Sängerin Floria Tosca und der Maler Mario Cavaradossi. Zwei anerkannte, berühmte und gut bezahlte Künstler der römischen Gesellschaft. Beide von ihren Vorstellungen von Edelmut, Noblesse und nur der Kunst und Liebe sich verpflichtend fühlend, durchdrungen.

Das wird in drei Akten dem Zuschauer, der das selbst auch ahnt, als absurd vorgeführt. Der Kantsche kategorische Imperativ funktioniert nicht in dieser Konstellation.

Die Regie von Mario Pontiggia ist dem Werk verpflichtet, sensibel in der Chorregie, mündend im starken Te Deum sowie auch in der Personenregie, wo er oft nur durch minimale Gesten den wahren Charakter der Agierenden verdeutlicht. Grossartig musiziert das Orquestra Simfonico Illas Balears unter der Leitung von Matteo Beltrami diesen melodischen Rausch, der immer wieder zu längerem Zwischenapplaus für alle drei Hauptdarsteller führte. 

Yolanda Auyanet (Tosca) war mit ihrem strahlenden Sopran, der sie von der großen Liebenden zur gebrochenen Frau sicher begleitete auch darstellerisch die Erfüllung des Abends. Sie wurde von Rame Lahaj als Cavaradossi nahezu ideal ergänzt. Bewegende „Vittoria“-Rufe und „Und es blitzten die Sterne“ brachten das Publikum schließlich zu Recht aus dem Häuschen. Ein Tenor, der sicher bald noch mehr von sich hören lassen wird.

Simon Orfila als Scarpia war stimmgewaltig und vermittelte ebenso in Gestik wie Gesang eine eitle und infernalische Bosheit, das „Schlechte im Menschen“ demonstrierend. Man gönnte seiner Leiche nicht einmal mehr die Kerzen. In den weiteren Rollen bestens stimmlich und darstellerisch besetzt Italo Proferisce (Angelotti), Tomeo Bibiloni (Sakristan), Jose Manuel Sanchez (Spoletta), Sebastia Serra (Kerkermeister) u.a.

Einen ganz besonderen Beifall für eine wunderbare Performance im ersten Akt erhielten der Cor infantil unter der Leitung von Maria Francisca Mir sowie der Cor del Teatre Principal unter der bewährten Direction von Francesc Bonnin. Man kann den Einsatz und die Begeisterung für diese musikalische Arbeit gar nicht hoch genug schätzen!

Am Ende dieses wunderbaren und selten gewordenen Opernerlebnisses ist man sich bewusst, daß es diese Kunstform Oper, Musiktheater und nicht Regisseurstheater zu erhalten gilt. Es ist ein Vermächtnis für die Nachgeborenen! Ob die Tragödie mit Toscas „Scarpia uns richtet Gott!“ wirklich endet oder es andere Wege sein müssen, die das Böse aus der Welt bannen…?

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Chorszene. Foto: (c) Teatre Principal 

Das Teatre Principal versucht neue Wege zur musischen Erziehung weiter mit Opera Baby am 15. und 16. November  2025 mit PATATRAC! Einer Falstaff-Burleske mit Musik von Giuseppe Verdi.

Richard Wagners Fliegenden Holländer sollte man sich für den 18., 20. und 23. Februar 2026  vormerken. Es wird eine Koproduktion mit der Oper Santiago de Chile sein.

Dr. Christiane Meine

 

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