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PALERMO/ Teatro Massimo: RAPSODIA SATANICA und CAVALLERIA RUSTICANA von Pietro Mascagni

18.06.2018 | Oper


Rapsodia Satanica. Copyright: Teatro Massimo

PALERMO/ Teatro Massimo: RAPSODIA SATANICA und CAVALLERIA RUSTICANA von Pietro Mascagni am 17.6.2018

Rapsodia Satanica ? Von Pietro Mascagni ? Da schlucken selbst eingefleischte Opernfans, und wissen nichts damit anzufangen. Das ist weiter keine Schande, und auch gar nicht verwunderlich, denn Rapsodia Satanica ist zwar von Mascagni, aber keine Oper, sondern die Musik zum gleichnamigen Stummfilm aus dem Jahre 1915 von Nino Oxilia.

Aus Anlass der Restaurierung des Originals durch die Cineteca von Bologna hat die Palermitaner Oper jetzt Mascagnis Komposition live dazu aufgeführt.

Und um es gleich vorwegzunehmen: die Reise nach Sizilien deswegen hat sich in zweierlei Hinsicht gelohnt. Da ist zuerst einmal der Film, ein frühes Meisterwerk mit der berühmten italienischen Diva Lyda Borelli. Er erzählt eine weibliche Faustgeschichte. Alba d’Oltrevita (allein schon der Name – auf deutsch etwa : Morgenröte aus dem Jenseits – ist wunderbar!) schließt einen Pakt mit dem  Teufel, um – durch lebenslangen Verzicht auf Liebe – ewige Jugend zuerlangen. Das kann natürlich nicht gut gehen. Eine ziemlich avantgardistische Kameraführung, bezaubernde handkolorierte Passagen, das expressive Spiel der Borelli – absolut sehenswert (auf youtube ist der Film in ganzer Länge abzurufen)!

Nicht minder hörenswert ist Mascagnis Musik, die überhaupt nicht nach  – Mascagni klingt. Vielmehr vermeint man zuerst, Erik Satie herauszuhören, dann wieder eine Mischung aus Claude Debussy und Richard Strauss…Faszinierend.


Copyright: Teatro Massimo

 

Weitaus weniger faszinierend die übliche Cavalleria nach der Pause. Interessant höchstens als Besuch im lebenden Theatermuseum des Naturalismus. Da werden Brautkleider genäht, da werden Nudeln geknetet, da werden Beleuchtungen für den Lokalheiligen montiert.. und das alles am Hauptplatz…und das alles von Männer und Frauen in Trachten wie aus dem Heimatmuseum,.

Vollkommen daneben, aber irgendwie schon wieder beeindruckend.

Gesungen wird leider auch nicht viel besser. Sonia Ganassi hat die Santuzza schon viel zu oft gesungen, denn ihre Darstellung ist hauptsächlich von Routine getragen. Rollengestaltung wird gar nicht erst versucht. Die Ganassi singt und „spielt“ in erster Linie zu sich selbst und zum Dirigenten. Murat Karahan als Turiddu zahlt ihr das unkollegiale Verhalten mit gleicher Münze heim.

Unerfreulich.

Da hätte man lieber die Rapsodia Satanica noch einmal gehört und gesehen.

Robert Quitta, Palermo

 

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