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PALERMO/ Teatro Massimo: MACBETH von Giuseppe Verdi

03.02.2017 | Oper

PALERMO/ Teatro Massimo: MACBETH von Giuseppe Verdi am 21.1.2017

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Zäune werden zu Kronen. Copyright: Teatro Massimo Palermo

 Niemand  l i e b t diese Verdi-Oper. Da aber Dramaturgen, Musikologen, Dirigenten und Intendanten unablässig davon schwärmen, wie kühn, innovativ und überhaupt perfekt sie denn nicht sei, wird sie dennoch unablässig auf und ab gespielt, zuletzt in Wien innerhalb eines Jahres sogar völlig unnötigerweise in gleich zwei Produktionen (Staatsoper und Theater an der Wien).

Jetzt also auch zur Saisoneröffnung des das 20jährige Jubiläum seiner Wiedereröffnung feiernden Teatro Massimo.

DIe palermitanische Regisseuse Emma Dante bekundet im persönlichen Gespräch gleichfalls ihre Nicht-Liebe zu „Macbett“(wie die Italiener ihn ausssprechen), hat aber den Inszenierungsauftrag dennoch angenommen. Erfreulicherweise! Denn es gelingt ihr eine durchaus eindrucksvolle, ungewöhnliche, denkwürdige Produktion dieses unter Fluchverdacht stehenden „schottischen Stücks“.

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Die Hexen paaren sich. Copyright: Teatro Massimo Palermo

Dante arbeitet viel mit „einheimischen“, lokalpatriotischen, ur-sizilianischen Symbolen und dieser Abend macht dabei keine Ausnahme. Also reitet Macbeth auf einem Skelett-Pferd auf die Bühne(ein eindeutiges Zitat des berühmten Gemäldes „Il Trionfo della Morte“ im palermitanischen Palazzo Abatellis), in weiterer Folge schmücken landestypische schmiedeiserne Gitter unterschiedlichster Grösse(die sich gelegentlich zu Kronen formieren) die Szenerie, und am Schluss besteht der sich gegen Macbeths Schloss bewegende Wald von Birnam aus lauter fichi d’india: den für die Insel so charakteristischen, früchtetragenden Kakteengewächsen…

Dazwischen werden Heerscharen von jungen Hexen von Heerscharen junger Satyre (mittels umgehängter Gummischwänze) in den unwahrscheinlichsten Positionen geschwängert und gebären daraufhin naturgemäss einen Akt später „rittlings“ über riesigen, dampfenden Kochtöpfen Heerscharen von (allerdings seltsamerweise völlig nabelschnurlosen) Embryos…

Altmeister Gabriele Ferro dirigierte mit Leidenschaft und Umsicht. Besonders beeindruckten seine pianissimi in den Duett-Passagen (die ihm orthodoxe böse Verdianer-Zungen allerdings als langweilig auslegten).

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Macbeth und sein Skelett-Pferd. Copyright: Teatro Massimo Palermo

Das Ensemble präsentierte sich äusserst homogen : an der Spitze eine souveräne und routinierte Anna Pirozzi als Lady und Giuseppe Altomare als (für den erkrankten Luca Salsi eingesprungener) Macbeth, gefolgt von Marko Mimica (Banco), Vicenzo Costanzo (Macduff) und Manuel Pieratelli (Malcolm)…

Trotz einiger – besonders vom eher konservativen und selbst im Saal pelzmanteltragenden Palermitaner Publikum als solche empfundener – Gewagtheiten also: am Ende ein verdienter und lauthals bejubelter Triumph für alle Beteiligten…

Robert Quitta, Palermo

 

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