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PALERMO/ Teatro Massimo: L’ELISIR D’AMORE. Premiere

Ein erquickliches Liebestränkchen

18.06.2018 | Oper


Copyright: Teatro Massimo

PALERMO/ Teatro Massimo: L’ELISIR D’AMORE von Gaetano Donizetti am 16.6.2018 (Premiere)

 Donizettis Dauerbrenner L’Elisir d’Amore erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Fast jedes Opernhaus hat einen Liebestrank auf dem Spielplan. So jetzt auch das Teatro Massimo in Palermo.Das Massimo hat jedoch eine ganz besondere Produktion eingekauft: eine Inszenierung des venezuelanischen Regisseurs Victor Garcia Serra, der sich – wie er selbst zu Protokoll gibt – von den Bildern des columbianischen Malers Botero inspirieren liess.

Wenn man das liest, erschrickt man zunächst, und überlegt schon, die Premiere doch nicht zu besuchen. Denn allein die Vorstellung, drei Stunden lang den Anblick von unzähligen, grotesk übergewichtigen Menschen aushalten zu müssen, geht mit einem sofortigen drastischen Libidoverlust einher.

Die Neugier überwiegt dann doch, und man ist sehr froh darüber, denn es wurde letzten Endes nicht so heiss gegessen wie gekocht. Am Anfang wurden zwar ein paar Gemälde des Propagandisten der Obesität projeziert, aber in weiterer Folge hütete sich Garcia Serra wohlweislich, sein Ensemble mit künstlichen Fettpolstern zu Fettwänsten auszustopfen. Was von Botero bleibt, sind ein paar seiner Figuren, die Farben und die Kostüme seiner Zirkusbilder. Und die sorgen für eine herzerfrischende und fröhliche, aber gemäß der Vorlage auch leicht melancholische Atmosphäre.

Die Aufführung ist wirklich ein Vergnügen, schön anzusehen – und auch schön anzuhören.


Arturo Chacon Cruz, Laura Giordano. Copyright: Teatro Massimo

Denn Palermo verfügt über ein hervorragendes und auch hervorragend zusammenpassendes Hauptpaar. Laura Giordanos Koloraturen perlen anscheinend ohne Anstrengung nur vor sich hin. Die Giordano beweist aber auch, dass sie (im Gegensatz zu den Puritani, bei denen sie zu absoluter Statik verdammt war) eine gute Schauspielerin ist – wenn man sie nur lässt.

Übertroffen wird sie nur noch von Arturo Chácon-Cruz (Nemorino), der – versehen mit der Mimik eines Bill Murray – einen unendlich berührenden traurigen Clown auf die Bühne stellt – und in den entscheidenden Momenten wie ein Glöckerl singt. Energisch und temperamentvoll, aber auch lyrisch das Dirigat von Alessandro d’Agostini.

Insgesamt also ein sehr erquickliches Liebestränklein.

 

Robert Quitta, Palermo

 

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