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PALERMO/ Teatro Massimo: LA TRAVIATA

26.09.2019 | Oper

25.09.2019.  Teatro Massimo Palermo.  „La Traviata“

Wer Sehnsucht nach der alten Wiener Schenk-inszenierung hat, sollte Palermo besuchen. Hier wird im traditionellen Sinn viel für Aug‘ und Ohr geboten. Die Regie von Mario Pontiggia versucht nie, das Rad neu zu erfinden, sondern die tragische Geschichte der Violetta zu erzählen, wie es Verdi und Piave wollten. Salon darf Salon sein, das Landhaus so, wie es sein soll – großes Lob dem Bühnenbildner Francesco Zito -,  Floras Ball mit allem zu Gebote stehendem Prunk, die prächtigen Kostüme (ebenfalls von F. Zito) sind ein wahrer Augenschmaus. Genug geschwärmt von vergangener Pracht. Auch musikalisch konnte man mehr als zufrieden sein. Ruth Iniesta sang eine recht robuste Violetta. Ihr Sopran ist fast schon ein wenig zu dramatisch für diese Rolle. Sie nahm beim „E strano“ volles Risiko und erreichte mit viel Kraft die Höhe. Francesco Castoro war ein sehr beachtlicher Alfredo. Sein schlanker, kultivierter Tenor war vokal wohl der Beste an diesem Abend. Mit viel Schmelz, feinem Timbre und sicherer Höhe könnte er auch an prominenteren Opernhäusern so erfolgreich sein wie hier in Palermo. Neu am Opernhimmel der erst dreißigjährige Badral Chuluunbaarar aus der Mongolei als Vater Germont. Mit kraftvoller Stimme meisterte er den Part mit Bravour. Sein „Di provenza“ konnte sich wahrlich hören lassen. Einziges Manko – ein Problem, das viele junge Sänger in dieser Rolle haben – das Alter glaubwürdig darzustellen. Der Stock allein genügt da nicht. Das übrige Ensemble bildete ein sehr positives Kollektiv. Auch Chor und Orchester des Hauses boten Überdurchschnittliches, im Verein mit den Protagonisten war das Niveau beachtlich. Einen Einwand muss es doch geben: Der Trompeter versuchte gelegentlich mit Erfolg, die Sänger an Lautstärke zu übertrumpfen. Das hat der sonst sehr aufmerksame und routiniert dirigierende Alberto Maniaci leider verabsäumt. Palermo ist also auch in opernkultureller Hinsicht eine Reise wert.

Johannes Marksteiner 

 

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