PALERMO/Teatro Massimo: Kurzkritik TRISTAN UND ISOLDE NI – Dernière am 31. Mai 2024
Enttäuschende Überfrachtung
Foto: Klaus Billand
Foto: Klaus Billand
Die Neuinszenierung der Handlung in drei Aufzügen, „Tristan und Isolde“, von Richard Wagner in der Regie von Daniele Menghini am ehrwürdigen und imposanten Teatro Massimo in Palermo war weitgehend eine szenische Enttäuschung. Der Chefdirigent der Wiener Volksoper, Omer Meir Wellber, ehemals GMD am Massimo, dirigierte hier 2020 einen sehr guten „Parsifal“ und konnte auch mit einer packenden „Tristan“-Interpretation mit dem bestens aufgelegten Orchesta del Teatro Massimo di Palermo einen musikalisch spannenden Abend gestalten.
Leider ließ ihn dabei der junge italienische Regisseur Daniele Menghini im Stich. Er stellt über das „Wörtlein und“, welches Isolde so kryptisch im Liebesduett des 2. Aufzug besingt, eine Verbindung zu Shakespeares „Romeo und Julia“ her, die im 2. Aufzug mit ihr auf einem „Balkon“ tatsächlich als Statisten erscheinen. Er will die völlige Inkompatibilität der Liebe beider Paare, vor allem die schädliche Wirkung des Tages im Falle von Tristan und Isolde, was durchaus auch optisch gelingt, thematisieren. Auf der schlichten, im Wesentlichen mit Holzkonstruktionen wie eine Schiffs-Helling wirkenden Bühne von Davide Signorini und eigenwilligen Kostümen von Nika Campisi bei jedoch meist guter Beleuchtung von Gianni Bertoli sieht man allerdings etwas fast völlig anderes. Menghini, der noch nie Wagner inszeniert hat, füllt die schlichte, seitlich und nach hinten zur allerdings mystischen Brandmauer des Massimo offene Bühne mit allerhand sonderlichen Einfällen, die dramaturgisch oft verbindungslos und kaum nachvollziehbar im Raum stehen bleiben, für sich selbst betrachtet aber zum Teil durchaus interessant sind. Das Ganze passt aber nicht zusammen und seine solchermaßen bizarre Regie streift Menghini für den verzweifelt Suchenden im Programmheft nicht mit einem Wort!
Schlussapplaus mit Irene Roberts, Allison Oakes, Omer Meir Wellber und Samuel Sakkar. Foto: Klaus Billand
Auch sängerisch stand nicht alle zu Besten. Die Zweitbesetzung dieser Dernière, die Erstbesetzung war mit Nina Stemme, Violeta Urmana und René Pape zum Teil Weltklasse, sangen Samuel Sakkar als Tristan mit nicht allzu großer Stimme und wenig Resonanz, Allison Oakes als Isolde mit Schärfen in der Höhe und überhaupt den Eindruck vermittelnd, dass sie sich mit der Rolle übernimmt, Irene Roberts als gute Brangäne und Maxim Kuzmin-Karavaev als Marke mit zu hellem Bass und einem fast bürokratisch wirkenden Auftritt, für den er allerdings nichts konnte. (Detaillierte Rezension in Kürze).
Foto: Klaus Billand
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Klaus Billand aus Palermo