Theater Osnabrück: Verdi: Falstaff Vorstellung am 20.10.2019
Mit Verdi´s Spätwerk zeigt das Theater Osnabrück die Ensembleoper par excellence. Und das Haus kann einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.
Regisseurin ADRIANA ALTARAS gelingt eine lebendige Inszenierung mit leichtem Witz und geradliniger Erzählweise. Ein abgeranztes Hotel (Bühne: ETIENNE PLUSS, SIBYLLE PFEFFER ) bietet das Ambiente, in dem sich alle Verwicklungen abspielen. Sir John verläßt sein kleines Zimmer nicht, schafft auf den wenigen Quadratmetern Platz, indem er das Bett hochkant stellt. NINA LEPILINA´s Kostüme sind bis auf die etwas unentschlossene Feennacht dazu meist schlüssig.
Es fällt besonders bei den Damen die Spielfreude auf. JESSICA ROSE CAMBIO führt als Alice das Quartett entschlossen mit farbigem Sopran und feurigem Temperament an. Eine Entdeckung ist NINA DZIDZIGURI als Quickly. Ihr Mezzosopran entfaltet sich oben edel schlank und nach unten raumgreifend füllig und wunderbar erdig. Dazu spielt sie eine höchst agile Lady, der Falstaff eigentlich zu allererst nachstellen müßte. Diese Rolle kann man nicht überzeugender darbieten.
Damenquartett mit Wirt. Foto: Jörg Landsberg /Theater Osnabrück
ERIKA SIMONS zeigt in ihrer Feen-Arie als Nannetta feine Stimmgebung, der sie auch im übrigen Part zielstrebiger nachgehen könnte. Und als eigentlich undankbare Vierte macht als Meg OLGA PRIMALOVA mit Lust zur Komik eine gute Figur.
Fenton DANIEL JENZ, wohl als Gast eingesprungen, fügt sich so sicher und launig in die Szene, dass man es nie bemerkt hätte. Sein Tenor besticht durch ein edles Timbre mit hoher lyrischer Qualität. JAN FRIEDRICH EGGERS charakterisiert seinen Ford scharf mit hellem Bariton und bildet zu RHYS JENKINS in der Titelrolle mit dunklerer Färbung und in den oberen Lagen dramatischem Impetus einen guten Gegensatz. Der walisische Bariton bringt die Statur und das Gemüt für Sir John natürlich mit. Gelegentlich übermannt ihn szenische Lust, während er sich streckenweise darin stark zurückhält. So kann er den ganz großen Bogen nicht spannen.
Bardolfo gibt YOHAN KIM mit flächigem Tenor und Pistol wird von JOSE GALLISA mit roher Bassgewalt rollendeckend gepoltert. Als Dr. Cajus komplettiert MARK HAMMAN schneidend das große Ensemble. ANDREAS SCHÖN als Wirt und Page ist zum souveränen Spielmacher aufgewertet.
Der Opernchor löst seine in dieser Oper überschaubare Aufgabe sicher.
Mit schwungvoller Hand leitet ANDREA HOTZ das Osnabrücker Symphonieorchester. Die schwierige Partitur bleibt durchhörbar und wird vielfarbig gestaltet.
Das Publikum dieser Nachmittagsvorstellung sieht und hört eine gelungene Aufführung und spendet beherzt Beifall.
Damian Kern