Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Oskar Werner – wem die Götter lieben!  Zum 40.Todestag (13. November 1922 in Wien; † 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn)

21.10.2024 | Themen Kultur

Oskar Werner – wem die Götter lieben!  Zum 40.Todestag (13. November 1922 in Wien; † 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn)

 „Ich durfte am Tisch der Götter sitzen“ (Zitat von Oskar Werner)

wer

  Der Schauspieler mit dem unvergleichbaren Timbre in der Stimme – er war das Markenzeichen eines genialen Bühnen – und unvergessenen Filmstars der Millionen Menschen begeisterte. Er hinterließ seinen Handabdruck am Hollywood – Boulevard und wollte aber „Berühmt sein in der Anonymität“. Mit dem Theater war Oskar Werner verheiratet, doch wie man aus privaten Kreisen erfuhr konnte Werner aber ebenso ein liebevoller Vater sein. Oskar Werner einer heutigen Generation kaum noch ein Begriff, zählte zu den bedeutenden Schauspielern des 20.Jahrhunderts. Denn wer ihn einmal als Hamlet oder als Prinz von Homburg auf der Bühne erlebt hatte, wird Oskar Werner wohl nie so ganz vergessen können.

 Oskar Werner muss schon als Kind ein Sonderling gewesen sein. Dieses überaus eigenwillige und faszinierende Talent wurde am 13.November 1922 im Wiener Gemeindebezirk Gumpendorf geboren. Werner kam aus bescheidenen Verhältnissen, wo die Mutter als Fabrikarbeiterin nach der Scheidung mit einem Versicherungsvertreter auf sich allein gestellt war, und wo das Kind überwiegend bei der Großmutter aufwuchs. Als Oskar Werner acht Jahre alt war versuchte sich seine Mutter das Leben zu nehmen. Als 15.jähriger wurde Werner Zeuge der November Pogrome 1938, wo er unter diesem Eindruck sich später als überzeugter Pazifist, gegen den Nationalsozialismus und gegen den Antisemitismus auflehnte. In diese unheilvolle Welt hineingeboren, die von Krieg, Armut und Hunger geprägt war, hatte im Hause Bschließmayer,  so der der bürgerliche Name  des Schauspielers, offenbar noch Niemand daran geglaubt, dass der Spross Oskar eines Tages in den Olymp der Götter aufsteigen wird.

Denn obwohl durch Werners Familie keine künstlerische Vererbung bekannt ist, interessierte sich der junge Oskar Werner schon früh für das Theater. In ersten Schulaufführungen konnte das außergewöhnliche Talent seine Begabung unter Beweis stellen, wo kurz darauf auch kleinere Komparsenrollen in Filme wie „Geld fällt vom Himmel“ (1938) oder „Hotel Sacher“ (1939) folgten. Dazu kamen wegen seiner prägnant magischen Stimme erste Sprechrollen im Rundfunk, beim Kabarett und am Theater. Oskar Werner der seine Matura abgebrochen hatte und ohne Abschluss die Schule verließ, wurde als jüngster Schauspieler bereits am 1.Oktober 1941 am Burgtheater engagiert. Sein Name wurde in „Oskar Werner“ geändert, wohl ganz nach seinem damaligen Vorbild Werner Kraus, dessen Vornamen er als Nachnamen angenommen hatte. Doch dieses Engagement wurde durch die Einberufung zum Dienst im Heer immer wieder beeinträchtigt. Erst in den Nachkriegsjahren kehrte Werner wieder an das Burgtheater zurück um sein klassisches Repertoire zu erweitern. Auf den schönen blonden überaus begabten Schauspieler wurde dann letztendlich auch der Film aufmerksam. Als junger Mozart neben Johanna Matz, verkörperte Werner wie wohl kein anderer Darsteller, den jungen Mozart mit einer perfekt charakteristischen Leichtigkeit und Glaubwürdigkeit, wo die hier zu spielende historische Figur derart authentisch mit der Realität im Einklang stand. Oskar Werner verstand es perfekt sich mit den zu spielenden Figuren zu identifizieren. Er besaß das Gespür die verschiedensten Charaktere und Typen schauspielerisch umzusetzen – er spielte nie sich selbst – das war das Geheimnis seiner schauspielerischen Größe.

Nach einer fristlosen Kündigung durch das Burgtheater im Jahre 1949, erhielt Oskar Werner ein Jahr darauf einen 7-Jahres-Vertrag von der 20th Century Fox, der aber schon 1951 wieder aufgelöst wurde. Doch immer wieder holte ihn das Burgtheater zurück, wo Werner in der Titelrolle in Schillers „Don Carlos“ an der Seite von Werner Kraus, bei der Wiedereröffnung des Burgtheaters 1955, wahre Triumphe feierte. Der exzentrische Schauspieler, der immer zwischen Bühne und Film pendelte, sah einzigallein in der Bühnenkunst die wahre Offen-barung. Wo er zwar nie fix am Burgtheater engagiert war, aber immer wieder dorthin so wie auch im Jahre 1959 zurückkehrte. Werners Berufung war das Theaterspielen. Schlechte Filmrollen lehnte er grund-legend ab. Doch mit Francois Truffauts Kultfilm „Jules und Jim“ gelang Oskar Werner der internationale Durchbruch. Mit Truffaut verband ihn eine jahrzehnte-lange Freundschaft, denn Truffaut vermochte wohl einer der wenigen Regisseure gewesen zu sein, der mit der charismatischen Eigenwilligkeit des Schauspielers umzugehen wusste. Denn die Zusammenarbeit mit Oskar Werner erschien oft als schwierig, indem er Regieanweisungen oft ignorierte, manchmal sogar sabotierte, und es hier dann auch zum endgültigen Bruch mit Truffaut kam. 1964 spielte Werner neben einer internationalen Starbesetzung in „Das Narrenschiff“. In dem Film „Der Spion, der aus der Kälte kam“ lieferte Oskar Werner ein faszinierendes schauspielerisches Duell mit Richard Burton. Neben Anthony Quinn war Werner 1968 als zweifelnder Partner David Telemond im Film „In den Schuhen des Fischers“ auf der Leinwand zu bewundern. Von 1938 bis 1976 wirkte Oskar Werner in insgesamt 25 Filmen mit. Doch egal ob auf der Bühne oder im Film, so war es doch eher das klassische Rollenfach das Oskar Werner immer wieder verkörperte. Alles Seichte – alles Oberflächliche war ihm auch im Privatleben ein Graus. Er war offenbar einer der wenigen Schauspieler der sich in die Psyche der einzelnen Rollenfiguren hineindenken konnte, wo er selbst aber privat immer ein Unverstandener blieb. Mit dem Namen Oskar Werner verbindet sich Erfurcht – vor einem Menschen zwischen Genialität und Selbstzerstörung. Denn die letzten Lebensjahre von Oskar Werner wurden von schweren Depressionen und Alkoholsucht überschattet. Noch 1983 konnte Burgtheater Achim Benning Werner für die Titelrolle in Shakespeares „Julius Cäsar“ gewinnen. Oskar Werner sprach in seiner Wohnung das ganze Stück auf Band und klebte ein Plakat mit der Aufschrift „Césars geheimes Feldlager“ an seine Wohnungstür. Die für Dezember 1983 geplante Premiere kam nach einem alkoholbedingten Eklat beim Oskar-Werner-Festival Wachau nicht mehr zu Stande.

1984 verstarb Oskar Werner an den Folgen eines Herzinfarkts in Marburg an der Lahn, als er sich auf eine Rezitationstour durch Deutschland vorbereitete. Auf eigenen Wunsch wurde Werner in Triesen (Fürstentum Liechtenstein) beigesetzt, wo er viele Jahre die Einsamkeit und Anonymität suchend, zurückgezogen gelebt hatte. Oskar Werner hatte schon vor vielen Jahren Wien den Rücken gekehrt und war auch auf das Burgtheater nicht besonders gut zu sprechen. Werner verzichtete freiwillig auf ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Die Egozentrik und Eigenwilligkeit des Schauspielers war klar erkennbar, indem er noch kurz vor seinem Tod ein Türschild an der Pforte seines Hauses anbringen ließ mit der Aufschrift: „Gewährt, dass ich ersuche, keine unangesagten Besuche“.

Oskar Werner dem es gelang aus Mariahilf nach Hollywood zu kommen, der Schwierige, Exzentrische und Kompromisslose – das Unverwechselbare an ihm war seine Stimme, seine Art zu sprechen. Als Schauspieler war er einer der wenigen Weltstars, die Österreich hervorgebracht hat. Er hinterließ seinen Handabdruck am Hollywood – Boulevard und wollte aber „Berühmt sein in der Anonymität“ so schrieb er einst an eines seiner Freunde.

Wer Oskar Werner nahe stand, wusste mit seinem schwierigen Charakter richtig umzugehen.

Einer seiner wenigen Freunde, Herbert von Karajan konnte das: „Ladet den Narren ein, aber es darf ihm kein Mensch dreinreden.“

Copyright Manuela Miebach

 

Diese Seite drucken