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Orchesterlieder von Zemlinsky, Berg und Schoenberg – Arrangements für Kammerensemble, Verein für musikalische Privataufführungen Vol. 3; ET’CETERA CD

23.12.2017 | cd

Orchesterlieder von Zemlinsky, Berg und Schoenberg – Arrangements für Kammerensemble, Verein für musikalische Privataufführungen Vol. 3; ET’CETERA CD

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Nach der Erarbeitung und Einspielung kammermusikalischer Versionen von Werken Bruckners, Debussys, Busonis, Schoenbergs und Weberns legt der umtriebige Dirigent Henk Guittart und die Gruppo Montebello (=Schoenberg) Ersteinspielungen von Orchesterliedern in kleiner Besetzung vor. Nan Hughes (Sopran) und Axel Everaert (Tenor) interpretieren Bearbeitungen der Sechs Gesänge nach Texten von Maurice Maeterlinck, Op. 13, von Alexander ZemlinskyFünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg, Op. 4, von Alban Berg sowie die Sechs Orchesterlieder, Op. 8, von Arnold Schoenberg. Ergänzt wird dieses Programm durch das Vorspiel und den Liebestod aus Richard Wagners Tristan und Isolde in der von Henk Guittart revidierten Version für Kammerorchester des Reinbert de Leeuw.

 

Kein Geringerer als Arnold Schoenberg war es, der 1918 in Mödling bei Wien den Verein für musikalische Privataufführungen begründete. Dieser Verein sollte Künstlern und Kunstfreunden im Rahmen nicht-öffentlicher Konzerte eine wirkliche und genaue Kenntnis moderner Musik verschaffen. Womöglich kritische Pressevertreter waren nicht zugelassen. Um die Besucher nicht vor radikalen Programmen abzuschrecken, wurde vorher auch nicht bekanntgegeben, was gespielt wird. Die Programme wurden jedoch intensiv geprobt und oft mehrfach wiederholt. In den drei Jahren des Bestehens wurden 154 zeitgenössische Kompositionen erarbeitet und gespielt, jeweils in Arrangements für kleines Instrumentalensemble. Man darf nicht vergessen, es war das Ende des ersten Weltkrieges und wahrscheinlich für viele Tonsetzer die einzige Möglichkeit aufgeführt oder gehört zu werden. Schönberg hatte zu vielen im Rahmen der Vereinskonzerte gespielten Komponisten ein enges persönliches Verhältnis. Der Verein wurde zur Pflegestätte der gesamten modernen Musik von Richard Strauss und Debussy bis hin zu Anton von Webern.

 

Die vorliegende Einspielung besticht vor allem durch die einmalige Stimme der lyrischen Mezzosopranistin Nan Hughes, die den Zemlinsky und Berg Liedern durch  deklamatorische  Eindringlichkeit einen tieferen Zauber und Poesie verleiht. Die auch in der Jazzmusic beheimatete Sängerin ist vom Stil her eine Nachfahrin von Lotte Lenya, sie ist sicherlich auch eine ideale Brecht/Weill Interpretin. Die Stimme ist nach landläufigen Kriterien nicht schön, aber aus ihr dringt eine existenzielle Kraft und eine unmittelbar zu Herz gehende Kreatürlichkeit in der Interpretation dieser schwermütigen Klagegesänge. Axel Everaert hat den nötigen heldische Aplomb, um diese aus der spätromantischen Phase Schoenbergs stammenden Lieder nach Texten von Heinrich Hart und Petrarca  mit stimmlicher Glut zu sehnendem Leben zu erwecken.

 

Das orchestrale Klangbild – bisweilen exotisch anmutend – leitet sich aus der spezifischen, vor allem aus Holz- Blechbläsern (solistisch Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn) und Klavier/Harmonium bestehenden Besetzung her. Wenige Violinen, ein Cello und ein Kontrabass ergänzen. Faszinierend!

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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