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OLYMPIA/ Städtisches Musiktheater ‚Maria Callas‘, zu Gast im Pallas Theater: IPHIGENIE AUF TAURIS

19.03.2023 | Oper international

Olympia Städtisches Musiktheater ‚Maria Callas‘, zu Gast im Pallas Theater: Iphigenie auf Tauris 

Premiere am 18. März 2023

Ödnis im Taurerland

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Copyright: Städt. Musiktheater

Das Athener Olympia-Theater kann nur eine grössere szenische Opernproduktion in der Spielzeit anbieten. Die Neuinszenierung von Christoph Willibald Gluck’s „Iphigenie auf Tauris“ stand leider unter keinem guten Stern. Die Proteste der Theaterschaffenden gegen ein Gesetz, das ihren Ausbildungsabschluss herabstuft, halten seit Wochen an. Noch immer sind einige Theater, darunter auch das Olympia-Theater, besetzt. Für die Aufführungen der Gluckoper musste das Städtische Musiktheater darum ins grosse Pallas Theater ausweichen. Dessen Akustik ist bekanntermassen nicht die Beste, so dass der Gesang auf der Bühne elektroakustisch verstärkt wurde. Um die 1900 Plätze zu füllen, lud man grosszügig Gäste ein. So lauschte schliesslich ein grosses Publikum der Musik des Opernreformers.

Die Inszenierung von Thanos Papakonstantinou siedelte das Geschehen im zeitlichen Nirgendwo an. Alles spielte sich in einem Einheitsbühnenbild ab. Die Ausstatterin Niki Psyhogiou hatte dafür eine Art Kellergebäude mit Stufenaltar geschaffen – eine Architektur, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Von einer eigentlichen Personenführung konnte leider nicht die Rede sein, Papakonstantinou setzte ganz auf altmodische Operngesten. Der Auftritt der jungen Tänzer von der Nationalen Tanzschule geriet dank der Bewegungschoreografie von Nadi Gogoulou zum entbehrlichsten Teil des Abends. Um es kurz zu machen: Die Inszenierung war ein rechtes Ärgernis. So öde, wie es dieser Abend vor uns ausbreitete, war Tauris sicher nicht. Eine konzertante Aufführung von „Iphigenie auf Tauris“ wäre die bessere Option gewesen.

Das ERT Rundfunkorchester spielte unter der Leitung von George Petrou solide auf. Bis zur Pause sprang jedoch kein Funke über, was fraglos einem Mangel an Gestaltung geschuldet war. Dies machte sich vor allem in den ersten beiden Akten bemerkbar. Petrou blieb dem Publikum eine überzeugend durchgeformte Aufführung schuldig. Der städtische Chor (Einstudierung: Stavros Beris) hätte wohl einer personellen Verstärkung bedurft. Was man hörte, klang etwas dürftig. Um die solistischen Leistungen der Aufführung war es besser bestellt. Soula Parassidis überzeugte als Iphigenie im dramatischen Gestus, liess aber eine farbenreichere Gestaltung bisweilen vermissen. Philippe-Nicolas Martin als Orestes und Juan Francisco Gatell als Pylades gaben als Freundespaar eindrückliche Rollenporträts, der eine mit kernigem Bariton, der andere mit schlankem, hellem Tenor. Maria Novella Malfatti zeigte eine schöne Leistung als Diana, sehr solide erwies sich Yannis Selitsaniotis als Thoas. Es waren die vokalen Leistungen, insbesondere im dritten und vierten Akt, die den Abend interessant machten. 

Das Publikum reagierte nicht überschwänglich, spendete aber kräftigen Applaus.

Ingo Starz (Athen)

 

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