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OLYMPIA/ Städt. Musiktheater „Maria Callas“: ORPHEUS IN DER UNTERWELT

Ein Flugticket zum Olymp

26.12.2018 | Operette/Musical


Foto: Veranstalter

Olympia – Staedtisches Musiktheater Maria Callas, Athen Orpheus in der Unterwelt Besuchte Vorstellung am 23. Dezember 2019

Ein Flugticket zum Olymp

Im Jahr 2019 wird vielerorts, aber ganz besonders in Koeln und Paris des 200. Geburtstags von Jacques Offenbach gedacht. Dessen reiches musikalisches Schaffen wird mit dem Etikett „Operettenkomponist“ wohl nur ungenuegend bezeichnet. Offenbach schuf fuer das Musiktheater unvergleichlich heiter-spoettische Werke, die ihrer Zeit trefflich den Spiegel vorhielten. Schon kurz vor Beginn des Jubilaeumsjahrs haeufen sich die Aktivitaeten – und dies nicht nur in Koeln, wo eine Ausstellung zu Leben und Werk des Komponisten eroeffnet wurde. Auch im fernen Athen wird des gebuertigen Koelners gedacht: Zur Wiedereroeffnung des Olympia Theaters steht die koestliche Antikenparodie „Orpheus in der Unterwelt“ auf dem Programm. Das im Herzen der griechischen Hauptstadt gelegene Theater diente bis Mai 2017 der Griechischen Nationaloper fuer 60 Jahre als Spielstaette. Nach deren Umzug in den von Renzo Piano konzipierten Neubau stand das Haus eine Weile leer, bevor es nun als staedtisches Musiktheater zu neuem Leben erweckt wird. Fuer einen schwungvollen Neustart ist Offenbachs „Orpheus“ fraglos eine gute Wahl.

Der Regisseur Isidoros Sideris hat mit den beschraenkten Mitteln, die zur Verfuegung standen, das Beste gemacht. Auesserst pulsierend laesst er das Geschehen um das Ehepaar Orpheus und Eurydike, das sich laengst auseinandergelebt hat, ueber die Buehne gehen. Einfallsreich und witzig erzaehlt er die Geschichte vom Saenger, der in den Hades ziehen muss, um seine Gattin zurueckzuholen, was von dieser aber so gar nicht geschaetzt resp. erwidert wird – Offenbach weicht da entscheidend und mit ironischem Blick auf seine Gegenwart vom antiken Mythos ab. Im Olymp, wo man Rat und Unterstuetzung von Zeus einholt, wie im Hades geht es kunterbunt und lasterhaft zu. Zeus ist ein Ehebrecher und unter dem Pantoffel Heras, waehrend der Gesang von Orpheus seine betoerende Wirkung weitgehend eingebuesst hat. Dekadenz ist ueberall – und Sideris spart bei deren Zurschaustellung nicht mit Referenzen zu unserer Gegenwart. Es ist beispielsweise ein schoener Einfall, wenn am Ende des ersten Akts die Meute zum Flugzeug aufbricht, das sie auf den Olymp bringt. Die Szenen sind bestens miteinander verbunden, was auch dem wandelbaren, auf die Gegenwart verweisenden Buehnenbild von Yannis Katranitsas zu verdanken ist. Fuer effektvolle Kostueme sorgt Georgia Bourda, fuer eine schmissige Choreografie Dionisis Tsaftaridis.

Orchester und Chor der Stadt Athen erbringen unter der Leitung von Andreas Tselikas ganz gute Leistungen, wenngleich der Detailreichtum der Musik nur teilweise erschlossen wird. Die Solisten gefallen in unterschiedlichem Masse. Yannis Christopoulos ist mit seinem schlanken Tenor ein sehr guter Orpheus. Chrissa Maliamani als Eurydike und Miranda Makrinioti als Amor wissen auf der Damenseite sehr zu gefallen. Bei den Herren sind es neben Christopoulos Vassilis Kavayas als Pluto, Marios Sarantidis als Zeus und Kostas Rafailidis als Aris, die zu Hochform auflaufen. Das Ensemble im Ganzen bietet eine erfreuliche Leistung, wobei die stimmlichen Leistungen der restlichen Saengerinnen und Saenger nicht immer das gewuenschte Niveau erreichen. Da die Auffuehrung aber mitreissend und gut durchgeformt daherkommt, faellt dies nicht allzu sehr ins Gewicht. Man darf schon gespannt sein auf den naechsten Offenbach, der im Februar Premiere feiern wird: „Die schoene Helena“.

Das gut gefuellte Auditorium folgt dem bunten Treiben mit Wohlgefallen. Am Ende gibt es lautstarken Applaus und vereinzelte Bravorufe.

Ingo Starz

 

 

 

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