Im Interview: Olga Esina – neue Aufgaben in der neuen Saison
Erste Solotänzerin: Olga Esina (copyright: Michael Plöhn)
Olga Esina, Erste Solotänzerin im Wiener Staatsballett, kam in der vorigen Spielzeit aus der Babykarenz zurück und bereitet sich derzeit auf ihr Debut als Giselle vor. „Alle berühmten Ballerinen haben diese Rolle getanzt – jetzt arbeiten wir daran, dass ich diese Figur gut auf die Bühne bringe. Das ist eine schwierige Rolle mit viel Technik und viel ausdrucksvollem Spiel –ich muss mich nun in dieser Rolle finden“, meint sie über ihre Vorbereitungen. Die täglichen Proben mit Brigitte Stadler sind intensiv – für sie und Vladimir Malakhov hatte die damalige Ballettchefin Elena Tschernischova diese Version kreiert. Es sollte damit dem romantischen Ballett ein moderneres Gesicht gegeben werden; daher auch das in Schwarz-Weiß gehaltene Bühnenbild, um nicht von der Handlung abzulenken. In der 80. Aufführungam 26.September wird also die grazile Tänzerin mit russischen Wurzeln als Bauernmädchen Giselle debütieren – als Albrecht wird Roman Lazik ihr Partner sein; den Wildhüter Hilarion tanzt Alexandru Tcacenco.
Kind und Karriere
Für die vielen und langen Probentage heißt es vorab zu überlegen, wie man am besten Familie und Beruf vereinbaren kann. „Unsere kleine Tochter Adelina steht im Mittelpunkt – seit ihrer Geburt dreht sich alles um sie“, erklärt Olga. „Von Anfang an haben sich mein Mann Kirill und ich die Aufgaben aufgeteilt, auch er wechselt Windeln oder füttert die Kleine. Wie in jeder anderen Familie muss alles nach Plan gehen. Wir sind gut organisiert.“ Zum Glück hat nur Olga Esina einen fix festgelegten Zeitplan durch das Training, die Proben und die Vorstellungen in der Oper – Kirill Kourlaev ist hier etwas flexibler, was seine Arbeit in der eigenen Ballettschule „Danceworld“ oder in der von ihm gegründeten Veranstaltungsagentur betrifft. Für Olga ist es jetzt wichtig, die richtige Balance für Kind und Karriere zu finden. „Ich wünsch mir, dass es mir gelingt alles gut abstimmen zu können. Ich will meineTochter gut erziehen und in der Oper gute Vorstellungen tanzen.“ Für all das hofft sie genug Energie zu haben, das zu schaffen.
Neue Herausforderungen
Der Zeitplan ist dicht, denn wenn nicht „Giselle“ auf dem Probenplan steht, so wird an „Sylvia“ gearbeitet. Dieses Ballett, das am 10. November in der Choreografie von Ballettchef Manuel Legris Premiere hat, kennt man in Wien in der alten Version von László Seregi. Zusätzlich zu „Giselle“ und „Sylvia“wird mit Olga gerade eine weitere neue Choreografie erarbeitet: Tänzerkollege und Choreograf Eno Peci schafft für sie eine neue Kreation. Die beiden haben schon viel miteinander getanzt, nun ist er es, der im Schaffensprozess das Sagen hat. „Es ist sehr schön, wenn ein Kollege, mit dem man befreundet ist und mit dem ich schon oft gemeinsam auf der Bühne war, nun so viele wunderbare Ideen für mich hat und etwas für uns beide kreiert. Sein Stück ist ein Pas de deux für das Herz und die Seele. Er hat eine sehr schöne Musik ausgesucht, das Konzept gefällt mir sehr. Die Schritte und Bewegungen sind in seinem Stil und passen zu meinem Körper“, berichtet sie über dieses neueste Werk von Eno Peci, das zur Weltstar-Gala am 13. und 14.Oktober im Volkstheater uraufgeführt wird.
Probenfoto für Uraufführung auf der Weltstar-Gala: Eno Peci und Olga Esina (Copyright: Kirill Kourlaev)
Zweite Weltstar-Gala in Wien
Plakat Ankündigung Weltstar-Gala: Olga Esina (Foto copyright: Ashley Taylor)
Zusätzlich zu den neuen Rollen hat Olga Esina noch eine weitere Aufgabe übernommen. Sie hat die künstlerische Leitung bei der Weltstar-Gala inne, die Kirill Kourlaev nun bereits zum zweiten Mal organisiert. Die beiden haben immer bedauert, dass sie zwar oft auf Galas eingeladen waren, aber es in Wien als bedeutender Kultur- und Ballettstadt vergleichsweise nichts Derartiges gibt. Jetzt, seit Kirill seine Tänzerkarriere vor zwei Jahren beendet hat, ist auch genügend Zeit so etwas zu planen und durchzuführen. 2016 hat das Paar die Kourlaev&Esina Production GmbH gegründet um neben anderen Aktivitäten das Wagnis einzugehen, selbst miteinander so eine große Gala zu organisieren und sie teilen sich auch hier die Agenden. „Wir sind bestens aufeinander eingespielt und ein super Team“, meint Olga. Gab es im Vorjahr zum Einstand eine Vorstellung, so gastieren heuer die Tänzerinnen und Tänzer an zwei Abenden im Volkstheater. Neben Kollegen vom Wiener Staatsballett sind wieder Stars von renommierten Compagnien wie dem Bolshoi Ballett, dem Ballett der Pariser Oper, Royal Ballet London, dem Berliner Staatsballett, dem Holländischen Nationalballett und vom Ungarischen Nationalballett eingeladen, von denen einige der internationalen Gäste zum ersten Mal in Wien auftreten. – Man darf gespannt sein und sich auf das vielfältige Programm freuen, das am 13. und 14. Oktober im Wiener Volkstheater zu sehen sein wird.
Ira Werbowsky