NÜRNBERG: DIE FRAU OHNE SCHATTEN – Kurzbericht der NI am 23. Oktober 2022
Relativ einfach, aber gelungen!
Färber (Thomas Jesatko) und Färberin (Manuela Uhl). Foto: Pedro Malinowski
Das Staatstheater Nürnberg brachte nach drei wegen der Pandemie ungewollt langen Jahren an Vorbereitungszeit im Oktober eine neue „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss heraus. Intendant Jens-Daniel Herzog inszeniert selbst. Die Produktion weist eine enorme dramaturgische Intensität auf, vor allem auch musikalisch durch das Dirigat von GMD Joana Mallwitz mit der Staatsphilharmonie Nürnberg. Schon vom ersten Takt an, dem Kaikobad-Auftakt, entsteht starke Spannung. Sehr schöne Bläser, gute instrumentale Einzelleistungen, die Streicher klangvoll und transparent, exzellent das Cello- und das spätere Geigensolo des Konzertmeisters, aber auch eine hervorragende Sängerführung. Es war beeindruckend, mit welcher Qualität das Stück in Nürnberg musiziert wird.
Die Färberin mit der Erscheinung. Im Hintergrund die Amme. Foto: Pedro Malinowski
Die Färberin mit den Stimmen der Ungeborenen. Foto: Pedro Malinowski
Herzog hat es relativ einfach gemacht, mit wenigen Requisiten. Die Bühnentechnik ist offenbar auch recht prekär. Man spricht ja w seit langem von einer notwendigen Renovierung des Hauses. Zumindest auf der Bühne erscheint das äußerst relevant, im Innenraum und in den Foyers und Gängen aber ganz und gar nicht der Fall zu sein. Das meiste wirkt hier wie unmittelbar nach einer Renovierung. Der Regisseur legte besonders großen Wert auf eine ausgefeilte Personenregie.
Das Festmahl im zweiten Akt (Färbersfamilie). Foto: Pedro Malinowski
Man erlebte durchwegs gute Sänger. Manuela Uhl als Färberin ist als erste zu nennen, auch wenn die Höhen bisweilen etwas an der Grenze waren, aber passend zur von ihr sehr glaubhaft dargestellten emotionalen Spannung der Figur. Thomas Jesatko ist ein hervorragender, warm tönender Barak mit schönem bassbaritonalen Timbre. Agnieszka Hauzer als Kaiserin überzeugte mit guter Mittellage, Ausdruck und bestechenden Höhen. Lioba Braun, natürlich schon etwas über den Zenit ihrer langen und so erfolgreichen Karriere bis zur Isolde, gab eine starke Amme, eine enttäuschte Frau, mit einer dazu passenden vokalen Leistung – eben die böse Amme! Ein sehr interessanter Samuel Hasselhorn war Geisterbote mit einer jungen, kraftvoll ausdrucksstarken Stimme. Der Kaiser könnte stimmlich etwas wärmer sein, auch mehr Volumen haben. Tadeusz Szlenkier ist aber auch noch sehr jung. Alle Nebenrollen, insbesondere die drei Brüder Baraks, waren ansprechend besetzt. Der von Tarmo Vaask einstudierte Chor des Staatstheaters Nürnberg und der von Philipp Roosz geleitete Kinderopernchor des Staatstheaters schufen eindrucksvolle Momente.
Schluss-Sene. Foto: Pedro Malinowski
Insgesamt ist in Nürnberg eine zwar relativ einfache, aber auch deshalb gerade bei diesem komplexen Werk lobenswert verständliche und gute Produktion gelungen.
(Detaillierte Rezension in Kürze).
Klaus Billand aus Tirana