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NÜRNBERG/ St. Martha-Kirche: DIE WINTERREISE von Franz Schubert. Live-Stream: Konstantin Krimmel (Bariton) und Marcelo Amaral (Klavier)

08.02.2021 | Konzert/Liederabende

Live-Stream: Konstantin Krimmel (Bariton) und Marcelo Amaral (Klavier) interpretierten Schuberts „Winterreise“ in der St. Martha Kirche – Internationale Hugo-Wolf-Akademie/NÜRNBERG

Unendlichkeit der Klangwelt

 Vor kurzem feierte Franz Schubert seinen 224. Geburtstag. Aus diesem Grund veranstaltete die Internationale Hugo-Wolf-Akademie dieses besondere Liedkonzert. Die Thematik von Franz Schuberts „Winterreise“ ist in erster Linie Liebeskummer durch das Verlassenwerden. Gleichzeitig ist die politische und gesellschaftliche  Aktualität dieser Lieder nicht zu leugnen. Der mehrfach preisgekrönte deutsch-rumänische Bariton Konstantin Krimmel interpretierte nun in der akustisch weiträumigen St. Martha Kirche im Rahmen der „LiedBÜHNE“ der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie den ersten Teil der „Winterreise“, wobei er den klanglichen Geheimnissen dieses Zyklus‘ sehr behutsam und trotzdem ausdrucksstark auf die Spur kam. Der thematische und harmonische Reichtum der ersten drei Lieder „Gute Nacht“, „Die Wetterfahne“ und „Gefrorne Tränen“ wurde auch vom begleitenden Pianisten Marcelo Amaral sehr einfühlsam betont. Das harmonische Bild wirkte zuweilen abstrakt und asketisch, wobei die voluminöse Emphase der Gesangsstimme nie fehlte. Vor allem strahlte bei dieser Interpretation die romantische Unendlichkeit der Klangwelt in wunderbarer Weise hell leuchtend auf. „Erstarrung“, „Der Lindenbaum“ und „Wasserflut“ führten bei der konzentrierten Wiedergabe zu einer bewegenden Verinnerlichung der klanglichen Ebenen, deren dynamische Facetten voll ausgekostet wurden. Die Medianten und Parallelen zeigten hier eine immer größere Bedeutung. Das Schwebende und Schweifende dieser Musik dominierte hier nicht nur in den fein ausbalancierten Terzverwandtschaften. Die weiteren Lieder „Auf dem Flusse“, „Rückblick“ und „Irrlicht“ berührten dabei in geheimnisvoller Weise eine sphärenhafte Aura, die sich immer weiter auszudehnen schien und den Hörer direkt ansprach. Konstantin Krimmel und Marcelo Amaral bewiesen auch bei den drei letzten Nummern „Rast“, Frühlingstraum“ und „Einsamkeit“ ihren tiefen Sinn für den romantischen Formwillen, der das Abtauchen in eine düstere Welt nicht verhindert. Die unaufhörlich der Phantasie zuströmenden Melodien sowie das Vorherrschen des lyrischen Legato bewiesen hier viele feine Nuancen. Eindringlich wurde dabei die Befreiung aus der biedermeierlichen Bürgerlichkeit beschworen. Dies offenbarte sich ebenso bei der „Litanei auf das Fest Allerseelen“ D. 343, die ebenfalls aufgrund ihrer blühenden melodischen Schönheit bestach. So wurde diese Hommage unter dem Motto „Happy Birthday, Franz Schubert!“ würdevoll beschlossen. 

Alexander Walther

 

 

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