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NÜRNBERG: DIE SOLDATEN von Bernd Alois Zimmermann. Premiere

18.03.2018 | Oper

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Copyright: Staatstheater Nürnberg

Nürnberg:  Die Soldaten   17.3.2018  Premiere

Die Geschichte des Niedergangs des Bürgermädchens Marie Wesener in der Literaturoper nach Jakob Michael Reinhold Lenz von Bernd Alois Zimmermann wird jetzt in einer packenden Regie von Peter Konwitschny zu neuem Leben erweckt. Es ist die Verbindung der Dichtung Lenz‘, des  Goethe-Zeitgenossen, und der dramatisch  ausdeutenden,  angstbesetzten monumentalen  Musik Zimmermanns, die dieser Oper jetzt zu Recht  einen Platz im Repertoire verschafft. Bei der Uraufführung in den 60er Jahren als unspielbar abgebrochen und aufgeschoben, reißen sich jetzt schon mittlere Städte trotz des enormen Aufführungsapparats und dem Heer von notwendigen Elitesängern um sie.

Konwitschny zeigt im Gegensatz zum Titel der Oper keine oder kaum Militäruniformen respektive Soldaten. weil das Militärische aus unserer Gesellschaft weitgehend verschwunden ist und es auch keine Garnisonstädte mehr gibt, die Umgangsformen des Militärs mit Befehl und Gehorsam sich aber durchaus, etwa  in großen Firmen, gehalten haben. Dementsprechend zeigt er im ‚Kaffeehaus‘ 2. Akt die Soldaten in feinem meist grauen Anzug-Zwirn. Auf der leeren offenen großen Bühne, wo hinten und an einer Seite drei große Schlagzeugbatterien postiert sind (Bühne & Kostüme: Helmut Brade), läßt Konwitschny auch die Innenszenen mit wenigen Kleinrequisiten, die herabgefahren werden, abspielen. Die ProtagonistInnen zeigen sich trotz der exorbitanten gesanglichen Anforderungen in einer zwingenden Personenregie als äußerst spielstark und machen die Etappen der immer mehr auf die schiefe Bahn geratenden Marie plastisch erfahrbar. Marie und Charlotte sind dabei zuhause wie zwei Spielkinder in grünblaue Minikleidchen gesteckt, und ihr Vater und die Mutter des Verlobten Stolzius beteiligen sich eher noch an deren extensiven Treiben im Bett, zumindest in ihren Träumen. Bei den Außenszenen reicht es, ein paar Bäumchen herunterzufahren. Im 4. Akt werden bei einem Tribunal über die ausgebüchste Marie auf dem oberen Bühnenrundgang entsprechende Texte verlesen. Das Publikum hat sich nun eng gedrängt auf der Hauptbühne versammelt und verfolgt die letzten beiden Szenen, die im Zuschauerraum und auf einem Steg in der Bühnenmitte spielen. 

Die Staatsphilharmoniker exekutieren die Zimmermannschen Gewaltkaskaden mit der notwendigen Verve, wobei der scheidende GMD Marcus Bosch auch zur notwendigen Austarierung der intrikaten Partitur beiträgt. Die Männerchöre sind trefflich von Tarmo Vaask einstudiert.


Susanne Elmark, Helena Köhne (Weseners alte Mutter), Uwe Stickert, Leila Pfister (Stolzius‘ Mutter), Jochen Kupfer)  (c) Ludwig  Olah

Alle Soldaten singen und agieren toll. Besondes ist der tenorale Desportes (Uwe Stickert) hervorzuheben, der mit präziser Linienführung seines schmeidigen Tenors seiner Lust am Sex mit Marie in höchsten Lagen Ausdruck gibt.

Der Marie Susanne Elmark gelingt es bei anmutigem Sopran und mit hohen Sprüngen,eine sichere glatte Linienführung hinzubekommen. Das Timbre dabei ist edel und herb. Die Charlotte der Solgerd Isalv  hat in der tieferen Lage einen angenehmen Mezzo zu bieten, und in Zwiegesang und Duett sind die beiden unschlagbar.                                              

Friedeon Rosén

 

 

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