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MÜNCHEN/ Bayerisches Staatsballett: ALICE IM WUNDERLAND

24.10.2017 | Ballett/Performance

München: Bayerisches Staatsballett: ALICE IM WUNDERLAND, 22.10.2017

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Maria Shirinkina, Vladimir Shklyarov. Copyright. Wilfried Hösl/Bayerisches Staatsballett

Das Bayerische Staatsballett hat seine Neuproduktion „Alice im Wunderland“ (Choreographie: Christopher Wheeldon) aus dem Frühjahr 2017 auch in die neue Saison übernommen und knüpfte an den großen Erfolg der Premierenserie an. Die Besucher des Münchner Nationaltheaters ließen sich auch an diesem Abend wieder von der aufwändigen, phantasievollen Ausstattung von Bob Crowly, dem geistreichen britischen Humor und den spritzigen, virtuosen Tänzern verzaubern. Die farbenreiche, extra für das Werk komponierte Musik von Joby Talbot (*1971) bringt die vielfältigen und schnell wechselnden Stimmungen sehr gut zum Ausdruck und unterstreicht perfekt sowohl die viktorianische Gesellschaftswelt als auch die märchenhaften, skurrilen Erlebnisse von Alice im Wunderland. So ist eine ideale Atmosphäre für die Interpretationen der Tänzer geschaffen. Allen voran Maria Shirinkina als Alice. Sie war ein mädchenhafter, fröhlicher und selbstbewusster Backfisch, der sich neugierig in die Abenteuer des Wunderlandes stürzt und seinen Herzbuben mutig vor der bösen Herzkönigin beschützt. Sie bewältigte die kräftezehrende Rolle mit bewundernswerter Souveränität und Leichtigkeit. Ihr Herzbube war der jungenhafte, sympathische und liebenswerte Vladimir Shklyarov (im wirklichen Leben der Ehemann von Maria Shirinkina). Er wandelte sich vom schüchternen Gärtnerjungen zum Traumprinzen der Märchenwelt und schließlich zum sportiven, charmanten und natürlichen jungen Mann der Gegenwart. Es ist immer wieder ein Genuss, seinen leichten, aber trotzdem kraftvollen Sprüngen und seinem reinen, unprätentiösen Tanzstil zuzusehen. Wunderbar spielfreudig auch wieder Séverine Ferrolier als temperamentvolle, autoritäre, aber auch selbstironische Herzkönigin. Ihre Parodie auf das Rosen-Adagio aus Dornröschen war ein Höhepunkt des Abends. Javier Amo zeigte als Weißes Kaninchen sein komödiantisches Talent und Jonah Cook konnte einem als verrückter, ziemlich gruseliger Hutmacher schon fast ein bisschen Angst machen. Auch alle anderen Mitwirkenden zeigten große Spielfreunde und tänzerische Finesse. Das Bayerische Staatsorchester unter der Leitung von Myron Romanul erhielt zu Recht genauso viel begeisterten Applaus wie die Tänzersolisten.

Gisela Schmöger

 

 

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