NIKOLA DJORIC: Einer der weltbesten Akkordeonspieler goes Classic – zwei vergnügliche Reisen in neue Klangwelten, orlando records CDs
ACCORD: Ana Topalovic (Cello) und Nikola Djoric (Akkordeon) spielen Beethoven, Purcell, Bach, Tchaikovsky, Dvorak, Bartók, Villa-Lobos, Piazzolla und Doderer
Inspiriert von Vokalmusik und Tänzen haben der in Wien lebende, aus Serbien stammende Musiker Nikola Djoric und seine erstklassige Cellopartnerin Ana Topalovic verschiedene Stücke für „Saiten und Knöpfe“ transkribiert. Die Kombination des samtdunklen Cellos mit dem ebenso üppig aufrauschenden, immer ein wenig an Folkore erinnernden Akkordeon ist eine veritable Entdeckung. Besonders reizvoll sind die Arien-Bearbeitungen von Henry Purcell (Klage der Dido aus Dido und Aeneas), P.I. Tchaikovsky (Arie des Lenski aus Eugen Onegin) und Heitor Villa-Lobos (Aria Cantilena aus den Bachianas brasileiras Nr. 5). Hier scheinen beide Instrumente zärtlich verträumte Duette zu musizieren. Das eindringliche, mit kräftig sattem Klang klagende Cello trägt die Melodielinien, das Akkordeon umschmeichelt und bettet den sehnsuchtsvollen Gesang in feine wie Gaze wehende harmonische Traumwelten.
Das Album beginnt verspielt mit den sieben Variationen Beethovens über „Bei Männern, welche Liebe Fühlen“ aus Mozarts Zauberflöte, Ana Topalovic gibt eine Empfehlungs-Visitenkarte als Bach Solistin in zwei Ausschnitten aus der Suite für Violoncello Solo Nr. 3 in C-Dur BWV 1009. Bei der Lied- und Tanzsparte findet das ungewohnte Instrumenten-Gespann in Dvoraks Lied „Songs my mother taught me“, Bela Bartoks sechs Rumänischen Volksliedern und vor allem Astor Piazzollas „Le Grand Tango“ extrem eindringliche Beispiele. Gemäßigt Zeitgenössisches schließt die CD ab, nämlich der sarkastisch energiegeladene „Wutmarsch“ von Johanna Doderer; Link: https://www.youtube.com/watch?v=GQDBNV9wmTs
Die CD besticht durch ein nobel aufeinander abgestimmtes, durchaus experimentelles Mischen von klanglichen Möglichkeiten der beiden Instrumente. Alle Stücke werden mit großem Stilbewusstsein fabuliert und tragen eine jeweils maßgreschneidert kalligraphierte „Handschrift“. Mein persönlicher Favorit ist Astor Piazzollas „Le Grand tango“, eine berückend sinnliche Version, die sich in die allerbesten Interpretationen dieses magischen Stücks südamerikanischer Provenienz reiht. Bitte mehr davon!
NIKOLA DJORIC: „The Accordeon Album“ – Das erste Soloalbum des auf neuen Pfaden wandelnden Virtuosen
Zum ersten Mal hörte ich Bach auf Akkordeon gespielt im zugigen Aufgang der Berliner U-Bahn Station Eisenacherstraße. Da das Instrument etwas von einer Orgel hat, auch akkurat und rhythmisch kraftvoll die polyphonen Welten mit ganz eigenem Leben erfüllen kann, war ich sofort begeistert. Jetzt gibt es die Edelversion davon auf der ersten Solo-CD von Nikola Djoric zu hören. Er kombiniert das Italienische Konzert BWV 971 von J.S. Bach mit drei Sätzen aus Scarlatti-Sonaten, der Sonate in A-Moll, K 310 von W.A. Mozart und César Francks „Pastorale“ in E-Dur, Op. 19. Es ist eine ganz persönliche Auswahl, deren Klammer die jeweilige Dreisätzigkeit (Dreiteiligkeit) der Werke bzw. die sie verbindenden Tonarten bildet. Könnte mancher bei Bach vielleicht ein Mehr an rhythmisch gläserner Strenge vermissen, ist Djoric besonders bei Scarlatti, dessen berühmte Sonaten ja überwiegend auf Cembalo interpretiert werden, und auch bei Mozart, den er durchaus romantisch sieht, ganz in seinem Element. Durch den vielfältig abstufbaren Klang des Akkordeons mit enormen Obertonreichtum kann vor allem Scarlatti wie neu gehört und entdeckt werden. Die Exotik der Register eröffnen auch bei Mozart durchaus charmante, aber auch strukturell innovative Hörerfahrungen.
Im Jänner 2018 gab Nikola Djoric sein Solo Debüt in dem Goldenen Saal des Musikvereins Wien. Mit dem Programm der neuen CD wird Djoric sowohl im Berliner Konzerthaus als auch im Münchner Gasteig debütieren. Einer großen Karriere dieses auch persönlich hochsympathischen Künstlers steht wohl nichts mehr im Wege.
Dr. Ingobert Waltenberger