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NICOLAS BERNIER: TROIS VISAGES d‘HÉCATE – Kantaten, ET‘CETERA CD

Lieselot De Wilde und das Ensemble Apotheosis & Korneel Bernolet (Cembalo)

06.03.2018 | cd

NICOLAS BERNIER: TROIS VISAGES d‘HÉCATE – Kantaten, ET‘CETERA CD

Lieselot De Wilde und das Ensemble Apotheosis & Korneel Bernolet (Cembalo)

Mit barocker französischer Kammermusik für Solostimme ist der Tonträgermarkt heute schon sehr gut bestückt.  Weitgehend unerforscht und kaum weingespielt ist allerdings das Schaffen von Nicolas Bernier. Das ist bedauerlich, denn die französische Kammerkantate stellt sich als charmante Mini-Oper dar, die in all ihrer kompositorischen Finesse und stilvoll zwischen italienische Melodik und französischer Elegance changierenden Pracht jede Aufmerksamkeit verdient.

Der Caldara-Schüler Nicolas Bernier war nicht nur einer der ersten, die das neue auf Jean-Baptiste Rousseau zurückgehende Genre zu vollendeter Meisterschaft führte. Der berühmte Dichter schrieb mythologisch inspirierte Gedichte, die er für seinen

 stimmlich begabte  Geliebte Mademoiselle de Louvancourt in Ton setzen ließ. Bernier selbst verfasste sieben Bände mit Kantaten, die bis zur Französischen Revolution häufig aufgeführt wurden. Für die vorliegende CD wurden drei Kantaten gewählt: „Diane“, „L‘enleveement de Proserpine“ und „Médée“. Bei diesen mythologischen Frauenfiguren handelt es sich um Transformationen von Hécate, der Göttin mit den drei Gesichtern: als Beschützerin der Jagd erscheint sie als Diana, als Göttin der Nacht wird sie zu Proserpina und als Medea ist sie vor allem Priesterin.“

Die neue CD ist musikalisch in jeder Hinsicht hoch erfreulich. Das beginnt bei der fabelhaften lyrischen Sopranistin Lieselot De Wilde.  Eine vokale Wunderharfe der Alten Musik, belebt die genau so in zeitgenössischer Musik und Jazz reüssierende De Wilde mit goldenem Ton, leichter Stimmführung und hoher Agilität die wunderbaren Arien rund um das Schicksal ihrer Heldinnen. Dass De Wilde aber auch die Krallen ausfahren kann, beweist sie als Medea, wo ihr sonst eher instrumental geführter Sopran in glühendes Wetterleuchten ausbricht. Sie wird je nach Besetzung der Kantaten begleitet von Jan Van den Borre (Flöte), Caroline Bayet (Violine), Ronan Kernoa (Viola da Gamba), Simon Linné (Theorbe) und Korneel Bernolet (Cambalo), dem auch die künstlerische Leitung des Gesamtunterfangens obliegt.

Im Album wurden auch Transkriptionen von Berniers „Les Nuits des Sceaux“ aufgenommen. Es wurden zwei kurze Suiten zusammengestellt, wobei Arien und Chöre in rein instrumentale Stücke umgesetzt wurden. Eine von Repertoirewert und musikalischer Umsetzung höchst her erfreuliche, unverzichtbare Neuerscheinung.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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