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NEW YORK/Wien/ Cineplexx. Die Met im Kino/ : IDOMENEO

26.03.2017 | Oper

25.03.2017   MET/Kino   „Idomeneo“

 

Bildergebnis für metropolitan opera idomeneo

Ein wehmütiger Blick zurück ins Museum des Musiktheaters wurde bei dieser Übertragung aus dem MET geboten. Eine historische Produktion von Jean Pierre Ponnelle gab Aufschluss darüber, wie man seinerzeit klassische Werke interpretiert und dargestellt hat. Es ist schon erstaunlich, den Kontrast zu neuen Produktionen zu konstatieren: Kein Wellblechcontainer auf einer Müllhalde, kein Turnsaal im Ostdeutschland der Sechzigerjahre, keine löchrigen Jeans, kein Schlabberlook, keine Interpretationen, die mit Gewalt Gegenwartsbezüge hervorzaubern. Das Gegenteil – ist vielleicht nur für Nostalgisten erfreulich – Ein zweckmäßiges karges, aber funktionell brauchbares Bühnenbild, wunderbare Kostüme und eine Personenführung wie aus dem Lehrbuch. Eine Inszenierung, die es in dieser Form auch schon vor 100 Jahren gegeben haben könnte. Wenn dann noch exzellent musiziert wird, so bleibt kaum ein Wunsch offen.

James Levine hatte die Premiere 1982 geleitet, sein Mozart klingt einfach perfekt. Stets einfühlsamer Begleiter der Sänger, gibt er dem Orchester die Sicherheit seiner unglaublichen Routine, im idealen Tempo und der passenden Lautstärke zu spielen. Die Protagonisten waren überwiegend für ihre Rollen bestens geeignet und gut disponiert. Matthew Polenzani sang die Titelrolle mit wunderbar lyrischer Stimme. Sein Tenor glänzt vor allem in der Mittellage. Wenn man etwas kritisieren darf, so ist das sein nicht ganz glaubwürdiges Spiel als unglückseliger Vater, der den Mächten des Schicksals gehorchen muss. Ein neuer Sopran stellte sich vor, Nadine Sierra als Ilia. Trotz ihrer Jugend, sie wird erst 29 Jahre, kann man in keiner Phase Probleme bei der Bewältigung dieser schweren Rolle bemerken. Ihr klarer, sauber geführter, kräftiger Sopran begeistert in alles Höhen. Es ist kein Wunder, dass man sie auch schon in Europa entdeckt hat, sie wird demnächst die „Lucia“ in Venedig singen. Ebenfalls sehr effektvoll war Elza van den Heever als Elettra. Mit kräftiger, glasklarer Stimme war sie eine eindrucksvolle Rivalin um die Gunst des Idamante. Dieser wurde von Alice Coote verkörpert, die als Spezialistin für Hosenrollen offenbar sehr geschätzt wird. An diesem Abend hatte sie allerdings nicht in Bestform agiert, ihre Stimme klang vor allem im ersten Akt sehr gedämpft und stumpf, möglicherweise liegt ihr Mozart auch weniger als Rossini oder Donizetti. Ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten gab es, Alan Opie, alten Opernfreunden noch bekannt aus den Siebzigerjahren an der Volksoper (Ernesto in „Don Pasquale“), sang die kleine, aber wichtige Rolle des Arbace. Trotz seiner 72 Jahre konnte man seine unverwüstliche, kräftige Stimme bestaunen.

Ein ausgezeichneter Opernabend, der nur einen Fehler hatte, er war durch zwei umfangreiche Pausen doch einigermaßen zu lang. Informationen und Interviews – von Eric Owens sehr gut gebracht – sollten Pausenfüller und nicht Selbstzweck – Werbung für, in und um die MET – sein.       

Johannes Marksteiner  

 

 

 

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