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NEW YORK/ WIEN/ „Die Met im Kino“: WOZZECK

11.01.2020 | Oper

11.01.2019 MET/Kino „Wozzeck“

William Kentridge, der Weltmeister der Bildkunst in der Oper, hat an der MET eine beispielhafte Inszenierung geboten, die dem Werk entspricht und trotz Zeitverschiebung – in den ersten Weltkrieg – einen glaubhaften und kompakten Handlungsablauf gezeigt. Ein bisschen Bühnenbild, viele Projektionen und Videoeinspielungen auf einem kleinen Fenster im Hintergrund, dazu noch die handelnden Personen samt eingeblendetem Text, da kommt das Auge kaum mit. Alles im Blick zu haben, ist da unmöglich, bei einer längeren Oper würden sich frühzeitig Ermüdungserscheinungen zeigen. Die Charaktere werden fast durchwegs am Rande des Wahnsinns gezeigt, bei der Titelfigur verständlich, bei den anderen nicht ganz.

Das Orchester unter Yannick Nezet-Seguin spielte mit der Präzision eines Uhrwerks, das Erstaunliche war, dass es ohne Aufdringlichkeit oder Lärmexzessen sehr präsent wirkte und die Sänger ausgezeichnet unterstützte. Peter Mattei war als Wozzeck stimmlich hervorragend disponiert, auch seine Darstellung des „tumben Toren“, der letztendlich zum Mörder werden musste war sehr glaubhaft. Marie wurde von Elza van den Heever mit Bravour gesungen. Anders als im Theater an der Wien (La Vestale) war sie aber mit ihrer kräftigen Stimme in Bestform. Christopher Ventris gab den Tambourmajor mit seinem Wagner-erprobten Heldentenor, diesen militärischen Angeber hatte er sicher im Griff. Gerhard Siegel sang den Hauptmann sicherem Tenor, auch Christian van Horn konnte als Doktor gut gefallen.

Heftiger Applaus des begeisterten Publikums. Die Pausengespräche wurden dieses Mal auf eines reduziert, die kurzen Statements der Hauptakteure waren vielleicht wertvoller als die sonst üblichen langen Elogen an die gesamte Umgebung

Johannes Marksteiner

 

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