Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

NEW YORK/ Wien/ „Die Met im Kino“/ Wien Cineplexx: AKHNATEN von Philip Glass

23.11.2019 | Oper

Bildergebnis für metropolitan opera akhnaten

MET/Kino „Akhnaten“ von Philip Glass (23.11.2019)

Mit leichter Skepsis sah ich einem Opernabenteuer entgegen – Modern, lange Dauer, unbekannte Interpreten – aber bisweilen täuscht die Vorahnung und man wird von einem „Gesamtkunstwerk (Zitat Anthony Ross-Costanzo, Interpret der Titelrolle im Pauseninterview) gleichsam überrumpelt. Philip Glass komponierte diese Oper im Jahr 1983, er schildert in einigen Szenen wichtige Lebensabschnitte des Pharao Echnaton – Krönung, Regentschaft, Religionskampf und Tod. Jede einzelne Szene wird von Glass mit qualitativ hochwertiger Musik unterlegt, überwiegendes Stilmittel ist es, einfache Phrasen oft zu wiederholen, ohne aber den Zuhörer zu langweilen. Sehr passend zu der getragenen Langsamkeit der Handlung, jede Geste wird durch den Einsatz wechselnder, dominanter Instrumente betont. Feierliches Schreiten, pompöse Kostüme (Kevin Pollard) und Ernsthaftigkeit im Spiel werden nicht als veraltete Relikte aus der Vorvergangenheit empfunden.

Regisseur Phelim McDermott ist es bestens gelungen, Klassik in die Gegenwart zu verpflanzen, wobei ihm die Intentionen des Komponisten sehr entgegenkamen. Das Bühnenbild von Tom Pye erfüllt die Erwartungen des zumindest durch „Aida“ geschulten Zusehers weitgehend. Das Orchester spielte dieses ungewöhnliche Opus mit Bravour. Unter der Dirigentin Karen Kamensek, die nie Probleme hatte, Bühne und Orchester zu koordinieren, blieb kein Wunsch offen. Auch der Chor fügte sich ausgezeichnet in diese fabelhafte Produktion ein.

Von den Solisten ist natürlich der Sänger des Pharaos, Anthony Ross-Costanzo, zu nennen. Mit glasklarer und absolut höhensicherer Stimme war er tatsächlicher Mittelpunkt der Aufführung. Aber auch die beiden Damen, J’Nai Bridges als Nofretete mit kräftigem, wohltimbriertem Mezzo und Disella Larusdottir als Königin Teje, ein vielversprechender Sopran aus , waren Stützen des Ensembles. Imposant auch Zachary James in der Sprechrolle des Schreibers Amenhotep, erstaunlich, dass er mit dem hingeschiedenen Akhnaten auf den Armen weiter deklamieren konnte. Ein beeindruckender Abend mit einem Werk, das man eigentlich häufiger im Repertoire der wichtigen Opernhäuser sehen sollte.

 

Diese Seite drucken