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NEW YORK/ WIEN/ Die Met im Kino: LA DONNA DEL LAGO

15.03.2015 | Oper

14.03.2015   MET/Kino   „La Donna del Lago“

Rossinis selten gespielte Oper hat fast zwei Jahrhunderte gebraucht, um MET-würdig zu werden. Der Versuch darf als gelungen betrachtet werden, denn ein Werk mit diesem komplizierten Inhalt birgt das Risiko in sich, nicht verstanden und damit nicht geschätzt zu werden. Die Inszenierung von John Curran, im Verein mit dem Bühnenbildner Kevin Knight – von ihm stammen auch die Kostüme – bietet Schottland wie aus dem Bilderbuch, schöne Landschaftsprojektionen und entzückende Kilts, die so manche fesche Wade freigaben, wackere Rittersleut, die vor Ehrgefühl strotzten und ein Happy-End wie im Märchen. Dazu kam noch eine überzeugende musikalische Umsetzung des Werkes, einerseits ein hervorragend spielendes Orchester, das unter der sicheren Stabführung von Michele Mariotti sehr temperamentvoll agierte.

Joyce di Donato war als Elena in Hochform, ihre angenehm timbrierte Stimme bewältigte die Koloraturen bestens. Daniela Barcellona sang den Malcolm, auch sie wusste ihre Partie mit viel Kraft und Sicherheit. Ein kleines Manko war wohl eine nicht eben vorteilhaft wirkende Gewandung. Dadurch, dass die Stimmen der beiden Mezzosoprane ziemlich ähnlich klangen, war der Kontrast in den Duetten etwas zu wenig ausgeprägt. Oren Gradus bot als Douglas eine gute Leistung, sein sonorer Bass war ein weiteres Positivum des Abends. John Osborn sang den Rodrigo mit Bravour und metallischer Höhe, es überraschte, wie souverän er neben dem Star des Abends bestehen konnte. Dieser – Juan Diego Florez als Giacomo – war eine Klasse für sich. Sämtliche Superlative, die man einem Tenor zumessen kann, verdiente er redlich. Seine schlanke Stimme hat merklich an Kraft gewonnen, damit kommen die extremen Höhen noch wirkungsvoller als noch vor wenigen Jahren. Mit welcher Leichtigkeit er diese schwere Rolle meisterte, wurde vom Publikum ausgiebig bewundert. Sehr viel Applaus für einen tollen Opernabend.  

 Johannes Marksteiner

 

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