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NEW YORK/ Wien-Cineplexx/Met-Kino: LUISA MILLER

Ein Fest für Verdi

14.04.2018 | Oper

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New York/Wien Cineplexx 14.04.2018   MET/Kino   „LUISA MILLER“

Ein Fest für Verdi könnte man die Aufführung von Verdis Prachtoper an der MET nennen. Selten hört man dieses wunderbare Werk in ähnlich hoher Qualität wie an diesem Abend. Das begann mit den ersten Takten der Ouvertüre, Bertrand de Billy hatte das Heft in der Hand und ließ in zügigem Tempo und mit exakten Einsätzen das bestens disponierte Orchester aufspielen. Stets war er ein exzellenter Koordinator zwischen Bühne und Orchestergraben.

In der etwas antiquiert wirkenden Inszenierung (Regie Elijah Moshinsky, Bühnenbild und Kostüme Santo Loquasto) konnte man den Stil der Siebzigerjahre wiederentdecken. Die gewohnte New Yorker Düsternis auf der Bühne wurde nur durch die in den Pausen gezeigten Umbauten hinter dem Vorhang in fast gänzlicher Dunkelheit überboten. Man müsste als Mitwirkender bessere Beleuchtungsverhältnisse einfordern.

Das Ensemble auf der Bühne kann kaum überboten werden. Da war Sonya Yoncheva eine berührende Luisa, die mit ihrem kräftigen, wohltimbrierten Sopran keine Mühe hatte, die lyrischen Momente sauber und klar zu singen, die Höhen gelangen makellos. Piotr Beczala sang den unglücklichen Rudolf mit Bravour. Bei ihm merkt man deutlich, ob ihm eine Partie liegt oder nicht. Hier stimmte alles, Temperament, glaubwürdiges Spiel und eine traumhaft schöne Tenorstimme, die im Laufe der Jahre immer besser und sicherer geworden ist. Über Altmeister Placido Domingo kann man nicht genug an Lobeshymnen anstimmen. Wieder hat er eine für ihn neue Baritonrolle erobert, ähnlich dem Vater Germont spielt er auch hier seine hohe Gestaltungskraft aus und gibt einen sehr berührenden Vater Miller. Es ist nicht selbstverständlich, dass man diese Rolle mit so viel Gefühl, Stilsicherheit und natürlich auch stimmlicher Bravour singt. Sein heller Bariton kommt hier bestens zur Geltung.

Auch die beiden Bösen wurden von ausgezeichneten Sängern verkörpert. Sowohl Dmitri Belosselskiy als schurkischer Wurm, als auch Alexander Vinogradov in der gnadenlosen Rolle des Grafen Walter konnten mit großer Stimmgewalt und profunder Tiefe auftrumpfen. Olesya Petrova komplettierte als Federica mit wohlklingendem Mezzo und resolutem Auftreten die Sängerriege. Ein eindrucksvoller Opernabend wurde vom enthusiastischen Publikum zurecht gefeiert.  

Johannes Marksteiner

 

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