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NEW YORK/ Die Met im Kino/ Wien-Cineplexx: MARNIE vom Nico Muhly

11.11.2018 | Oper

The opera "Marnie" is based on a novel that also spawned Alfred Hitchcock's 1964 movie

10.11.2018   MET/Kino   „Marnie“ von Nico Muhly

Basierend auf den Roman von Winston Graham, erfolgreich verfilmt von Alfred Hitchcock, schuf Nico Muhly mit dem Librettisten Nicholas Wright eine Oper, die vor einem Jahr an der English National Opera ihre Erstaufführung erlebte. Der Co-Produzent, die MET spielt das Werk seit Anfang Oktober mit großem Erfolg. Für die Bühnentauglichkeit waren leichte Änderungen der Handlung notwendig. Es ist dem Komponisten gelungen, die Musik sehr flexibel dem Geschehen auf der Bühne anzupassen, leicht plätschernde Hintergrundmusik – etwa im Büroalltag – wird von dramatischen Passagen abgelöst, wenn die Spannung es erfordert. Da ist man dem Vorbild Film ganz nahegekommen. Das Team um Michael Mayer (Regie) schaffte es, die Szenen rasch und fast übergangslos ablaufen zu lassen. Ein gelungener Einfall war es auch, in die Handlung kurze Reflexionen der Titelheldin einzubauen, vier ähnlich aussehende Damen umgeben sie, während sie ihre Gedanken, Pläne und Phantasien beschreibt.

Die musikalische Qualität der Aufführung war außerordentlich gut, das Orchester war unter dem Dirigenten Robert Spano ein ausgezeichneter Begleiter der Protagonisten, sehr präzise im Klang und stets bemüht, die richtigen Impulse zu geben. Isabel Leonard war eine überragende Marnie, ihre wunderbar timbrierte Stimme, offenbar mit unendlichen Kraftreserven begabt, war das Ereignis des Abends. Christopher Maltman sang den Mark Rutland mit aller Routine des Charakterbaritons. Diese Rolle gehört nicht eben zu den dankbaren, seine erfolglosen Versuche, Marnie für sich zu gewinnen, ihre Kleptomanie zu bekämpfen und sie vom Weg der Lügen abzubringen, sind bemitleidenswert. Sein Bruder, Terry Rutland, wurde von Coutertenor Iestyn Davies gesungen. Auch diese Charakterstudie des Intriganten war bestens gelungen. Mrs.Rutland wurde von Janis Kelly mit Vehemenz gespielt und gut gesungen. Das Wiedersehen mit Denyze Graves als Marnies Mutter bereitete viel Freude. Ihr mächtiger Mezzo ist nach wie vor sensationell.

Ein großartiges Werk, toll inszeniert, so kann moderne Oper reüssieren

Johannes Marksteiner

 

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